I
Feenbesuch im Säuglingsheim
Porzellangruppe
Unser Pferd heißt Rosinante,
Er Heißt Jan und ich Katrin.
Und wir reiten auf der Kante
Vom Gesims um den Kamin.
Ohne Scheiten, ohne Panne
Geht1 das Rößlein seinen Trab.
Und das Zimmermädchen Anne
Staubt uns jeden Morgen ab.
Doch Marie, das Kind vom Hause,
Schaut voll Heid oft und gerührt,
Wie mich Jan so ohne Pause
Stetig auf dem Roß entführt.
Traurig denkt die süße Puppe
An Herrn Fritz, den Sekretär.
Führt ihn oft vor unsre Gruppe,
Hoffend, daß er sich erklär.
Auch vor uns verliebten Mahnern
Schweigt er — schüchtern oder stolz?
Tja, mein Jan ist porzellanern
Und der Toffel Fritz aus Holz!
Risiko
Julius könnte eine gute Partie machen. Es ist klar: das Mädchen
würde nicht nein sagen, und ihre Eltern wären auch einverstanden.
S2lber Julius hat Angst; er kennt so viele unerfreulich verlaufene
Ehe».
Onkel Moritz redet ihm zu: „Nu' fass' dir endlich ein Lcrz!"
Julius stöhnt: „Man geht doch ein so großes Risiko ein."
„Risiko? Aber du doch nicht! Das Geld bringt doch das
Mädchen."
Ehrenerklärung
„Die über Lerrn Putzig gemachte Aeußerung, er hätte seinem
Zimmernachbarn einen Anzug gestohlen, nehme ich hierdurch bis aus
die Lose reuevoll zurück. Lorenz Unklug.
Die Naive
„Dieser Stern ist so weit entfernt, daß das Licht mehrere hun-
dert Jahre braucht, bis es zur Erde gelangt!"
„Wenn's nun aber unterwegs ausgeht, Lerr Professor?"
Kurz und schmerzlos
Von Jo Lanns Röster
„Lat der Arzt schnell gefunden, was
du hast?"
„Nicht alles. Ich hatte dreißig Mark
bei mir, und er hat nur zwanzig Mark
verlangt."
Busse schreibt einen Brief.
„Warum schreibst du als Datum
den Zehnten, Busse? Leute ist doch
erst der Zweite?"
Brummt Busse:
„Ich weiß. Aber ich will ihn dir
zum Aufgeben mitgeben."
„Du hast wohl jetzt eine Flamme?"
„Warum?"
„Weil du immer so abgebrannt bist."
„Erstaunlich ist das, Lerr Müller,
Sie sind doch gar kein Fachmann und
wissen trotzdem über die Viehpreise,
angefangen vom Geflügel bis zum Ochsen,
so genau Bescheid. Woher kommt das
wohl?"
„Ich bin Autofahrer!"
Pkattdeutsch „Bitte Onkel Ohlsen, etwas Pudding aufs
Brot!" — „Wieso Pudding?" — „Ihr sagt doch hier
auch Mudding und Vadding für Mutter und Vater!"
Der Ehrenmann
Von A. W.
Direktor Steffen saß in seinem Ar-
beitszimmer. Um ihn türmten sich Akten,
die ihm der Bote aus dem Geschäft nach
Lause gebracht hatte. Er hatte eine
kleine Erkältung vorgeschützt und war
heute nicht ins Büro gegangen, um den
Autoausflug, auf dem die beiden Tanten
seiner Frau eisern bestanden, nicht mit-
machen zu müssen. Sollte Alice ihre
Tanten spazieren fahren — wozu hatte
sie schließlich den Führerschein? Alice
war selig und zuversichtlich in den Füh-
rcrsitz geklettert und schneidig um die
Ecke davongebraust. Dann hatte Direk-
tor Steffen sich den Wollschal vom Lals
gerissen, sich eine Zigarre angesteckt und
dem Mädchen befohlen, niemand vor-
zulassen. Er freute sich auf das unge-
störte Arbeiten.
Ein paar Minuten lang kamen ihm
Bedenken: Loffentlich passierte nichts!
Es war das erste Mal, daß Alice allein
am Steuer saß. And wie hatte doch der
Dr. Lomann neulich gesagt?
„Wie, Steffen, Sie wollen Ihre
Frau allein fahren lassen? Was haben
(Fortsetzung Seite 317)
308
Feenbesuch im Säuglingsheim
Porzellangruppe
Unser Pferd heißt Rosinante,
Er Heißt Jan und ich Katrin.
Und wir reiten auf der Kante
Vom Gesims um den Kamin.
Ohne Scheiten, ohne Panne
Geht1 das Rößlein seinen Trab.
Und das Zimmermädchen Anne
Staubt uns jeden Morgen ab.
Doch Marie, das Kind vom Hause,
Schaut voll Heid oft und gerührt,
Wie mich Jan so ohne Pause
Stetig auf dem Roß entführt.
Traurig denkt die süße Puppe
An Herrn Fritz, den Sekretär.
Führt ihn oft vor unsre Gruppe,
Hoffend, daß er sich erklär.
Auch vor uns verliebten Mahnern
Schweigt er — schüchtern oder stolz?
Tja, mein Jan ist porzellanern
Und der Toffel Fritz aus Holz!
Risiko
Julius könnte eine gute Partie machen. Es ist klar: das Mädchen
würde nicht nein sagen, und ihre Eltern wären auch einverstanden.
S2lber Julius hat Angst; er kennt so viele unerfreulich verlaufene
Ehe».
Onkel Moritz redet ihm zu: „Nu' fass' dir endlich ein Lcrz!"
Julius stöhnt: „Man geht doch ein so großes Risiko ein."
„Risiko? Aber du doch nicht! Das Geld bringt doch das
Mädchen."
Ehrenerklärung
„Die über Lerrn Putzig gemachte Aeußerung, er hätte seinem
Zimmernachbarn einen Anzug gestohlen, nehme ich hierdurch bis aus
die Lose reuevoll zurück. Lorenz Unklug.
Die Naive
„Dieser Stern ist so weit entfernt, daß das Licht mehrere hun-
dert Jahre braucht, bis es zur Erde gelangt!"
„Wenn's nun aber unterwegs ausgeht, Lerr Professor?"
Kurz und schmerzlos
Von Jo Lanns Röster
„Lat der Arzt schnell gefunden, was
du hast?"
„Nicht alles. Ich hatte dreißig Mark
bei mir, und er hat nur zwanzig Mark
verlangt."
Busse schreibt einen Brief.
„Warum schreibst du als Datum
den Zehnten, Busse? Leute ist doch
erst der Zweite?"
Brummt Busse:
„Ich weiß. Aber ich will ihn dir
zum Aufgeben mitgeben."
„Du hast wohl jetzt eine Flamme?"
„Warum?"
„Weil du immer so abgebrannt bist."
„Erstaunlich ist das, Lerr Müller,
Sie sind doch gar kein Fachmann und
wissen trotzdem über die Viehpreise,
angefangen vom Geflügel bis zum Ochsen,
so genau Bescheid. Woher kommt das
wohl?"
„Ich bin Autofahrer!"
Pkattdeutsch „Bitte Onkel Ohlsen, etwas Pudding aufs
Brot!" — „Wieso Pudding?" — „Ihr sagt doch hier
auch Mudding und Vadding für Mutter und Vater!"
Der Ehrenmann
Von A. W.
Direktor Steffen saß in seinem Ar-
beitszimmer. Um ihn türmten sich Akten,
die ihm der Bote aus dem Geschäft nach
Lause gebracht hatte. Er hatte eine
kleine Erkältung vorgeschützt und war
heute nicht ins Büro gegangen, um den
Autoausflug, auf dem die beiden Tanten
seiner Frau eisern bestanden, nicht mit-
machen zu müssen. Sollte Alice ihre
Tanten spazieren fahren — wozu hatte
sie schließlich den Führerschein? Alice
war selig und zuversichtlich in den Füh-
rcrsitz geklettert und schneidig um die
Ecke davongebraust. Dann hatte Direk-
tor Steffen sich den Wollschal vom Lals
gerissen, sich eine Zigarre angesteckt und
dem Mädchen befohlen, niemand vor-
zulassen. Er freute sich auf das unge-
störte Arbeiten.
Ein paar Minuten lang kamen ihm
Bedenken: Loffentlich passierte nichts!
Es war das erste Mal, daß Alice allein
am Steuer saß. And wie hatte doch der
Dr. Lomann neulich gesagt?
„Wie, Steffen, Sie wollen Ihre
Frau allein fahren lassen? Was haben
(Fortsetzung Seite 317)
308
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Feenbesuch im Säuglingsheim" "Plattdeutsch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
H. Ludwig
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4711, S. 308
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg