Zeichnung von M. Claus
f
I
DAS ALT
Der Herr Magister Rotetint
Ist Hagestolz geblieben.
Warum? Wieso? Das wüßten gern
Die Kränzchenfraun, die Stammtischherrn.
„Er ist doch gut und frohgesinnt!
Hat‘s nicht gelangt zum Lieben?"
Doch fragt man ihn, hat ungesäumt
Die Stirn er leicht gerunzelt.
Und was auch einer lauscht und spricht,
Die rechte Antwort kriegt er nicht.
Der Herr Magister tut verträumt
Und sinnt und schaut — und schmunzelt.
Der Kettenbrief
dann malte er die Adresse: Lerrn Waldemar
Akley. Lier. Bäckerssraße 37.-
Das war also vor einer Woche. Leute früh
bekam ich einen Brief auf zart hellgrünem
Papier, ohne Angabe eines Absenders. Und
336
E LIED
Rosinas Bild, so lieb, so hold,
Ist ihm daheim zu eigen.
Ihr hat er einstens enflammiert
Ein Schäferlied selbst komponiert.
Ihm blieb — weil sie den Andern wollt1,
Sein Lied, ihr Bild, das Geigen.
Und wenn er sanft den Bogen zieht,
Ist ihm wie neues Lieben.
Er selbst ist grau und wohlbeleibt,
Weiß Gott, was Frau Rosina treibt —
Erinnerung und Bild und Lied
Sind froh und jung geblieben.
ich las: „Ein Großwürdenträger auf Malta hat
diese Kette begonnen — — Leutnant Kasimir
Ponatzky-der Stierkämpfer Fernando de
la Barca — — Sanitätsrat Dr. Strubel
— — die Tänzerin Pepita — — Kapitän
Fitzwilliams-"
Der Schwindler
„Fatal, daß ich als schwerhörig
bekannt bin — wenn einer mich
Lump nennt, schreit er immer, daß
die ganze Nachbarschaft es hört!'
Klatschbasen
„Einen schlechten Lebenswandel
kann man diesen Leuten doch nicht,
nachsagen?"
„Im Gegenteil! Sie leben sogar
sehr gut,. . . aber man weiß nicht,
wovon?"
Der Nachteil
Die Lisi hatte sich seit langem
schon das Geld zusammengespart,
um sich einen Bubikopf schneiden zu
lassen, und als sie ihn endlich hatte,
stellte sie sich selbstverständlich sogleich
ihrem Bräutigam mit der neuen
Frisur vor.
„Gell," sagte sie da, „jetzt Hab
ich's praktisch. Jetzt brauch ich mir
nicht mehr das Laar zu flechten."
„Das ja schon," antwortete der
Bräutigam, „aber dafür mußt du
dir halt jetzt den Lals waschen."
„Ich kann Ihren Antrag leider
nicht annehmen, Lerr Bumke, ich seh
im Leben sowieso alles zu schwarz!"
Kurl Ziehan
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DAS ALT
Der Herr Magister Rotetint
Ist Hagestolz geblieben.
Warum? Wieso? Das wüßten gern
Die Kränzchenfraun, die Stammtischherrn.
„Er ist doch gut und frohgesinnt!
Hat‘s nicht gelangt zum Lieben?"
Doch fragt man ihn, hat ungesäumt
Die Stirn er leicht gerunzelt.
Und was auch einer lauscht und spricht,
Die rechte Antwort kriegt er nicht.
Der Herr Magister tut verträumt
Und sinnt und schaut — und schmunzelt.
Der Kettenbrief
dann malte er die Adresse: Lerrn Waldemar
Akley. Lier. Bäckerssraße 37.-
Das war also vor einer Woche. Leute früh
bekam ich einen Brief auf zart hellgrünem
Papier, ohne Angabe eines Absenders. Und
336
E LIED
Rosinas Bild, so lieb, so hold,
Ist ihm daheim zu eigen.
Ihr hat er einstens enflammiert
Ein Schäferlied selbst komponiert.
Ihm blieb — weil sie den Andern wollt1,
Sein Lied, ihr Bild, das Geigen.
Und wenn er sanft den Bogen zieht,
Ist ihm wie neues Lieben.
Er selbst ist grau und wohlbeleibt,
Weiß Gott, was Frau Rosina treibt —
Erinnerung und Bild und Lied
Sind froh und jung geblieben.
ich las: „Ein Großwürdenträger auf Malta hat
diese Kette begonnen — — Leutnant Kasimir
Ponatzky-der Stierkämpfer Fernando de
la Barca — — Sanitätsrat Dr. Strubel
— — die Tänzerin Pepita — — Kapitän
Fitzwilliams-"
Der Schwindler
„Fatal, daß ich als schwerhörig
bekannt bin — wenn einer mich
Lump nennt, schreit er immer, daß
die ganze Nachbarschaft es hört!'
Klatschbasen
„Einen schlechten Lebenswandel
kann man diesen Leuten doch nicht,
nachsagen?"
„Im Gegenteil! Sie leben sogar
sehr gut,. . . aber man weiß nicht,
wovon?"
Der Nachteil
Die Lisi hatte sich seit langem
schon das Geld zusammengespart,
um sich einen Bubikopf schneiden zu
lassen, und als sie ihn endlich hatte,
stellte sie sich selbstverständlich sogleich
ihrem Bräutigam mit der neuen
Frisur vor.
„Gell," sagte sie da, „jetzt Hab
ich's praktisch. Jetzt brauch ich mir
nicht mehr das Laar zu flechten."
„Das ja schon," antwortete der
Bräutigam, „aber dafür mußt du
dir halt jetzt den Lals waschen."
„Ich kann Ihren Antrag leider
nicht annehmen, Lerr Bumke, ich seh
im Leben sowieso alles zu schwarz!"
Kurl Ziehan
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das alte Lied" "Zu schwarz sehen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4712, S. 336
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg