Fräulein Gertrud!"
„Nu nee, wo denken Se hin? So toll wird nich geküßt."
Echniepe hat seiner Frau ein Zwerghündchen gekauft. Im vorigen
Jahre war das. Neulich hat er den Züchter wieder getroffen.
„Guten Tag, Herr Schniepe."
„Ah, Sie sind das!" runzelt Schniepe die Brauen.
„Wie hat sich denn das Hündchen gemacht?"
„Lm!" sagt Schniepe, „es war wirklich ein reizendes Zwerghündchen
— zwei Monate lang. Dann wuchs das Biest und wurde so groß
wie eine deutsche Dogge."
„Das tut mir aber leid! Aber sowas kommt leider ab und zu vor
Rückschläge in der Züchtung, wissen Sie. Na, aber dann hatten Sie
Ihre Freude an dem Tier?"
„Das ja nun weniger. Er fiel immer Passanten an, und ich bekam drei
Schadenersahprozesse auf den Lals."
„Laha! Da sehen Sie: ein glatter Rückschlag! Sein Urgroßvater war
ein indianischer Schweißhund. Sie hätten ihn als Wachhund ver-
wenden sollen."
„§>abe ich getan. Aber er war die ganze Nacht so wach und so unruhig,
daß ich kein Auge zutun konnte. Dauernd kamen Beschwerden."
„Na, und wie geht's ihm jetzt?"
„Er fing dann selbständig zu wildern an-"
„Ein Temperament bei dem Tier!"
„Tja. Vor acht Tagen hat ihn ein Förster erschossen. Seitdem habe ich
bislang nicht zu klagen gehabt."
Nach vier Tagen
Man glaube nicht, daß in den kleinen Städten das freilich geruhigere
Leben nicht auch oft peinlich schnell eiutretende Enttäuschungen bringe;
auch dort enthüllt sich manches als gar nicht so nett, wie der Mensch
es sich vorher gedacht hat.
In Knippstedt an der Knippe hat Waldemar Ziepanke die Laura
Apfel geehlicht. Der Stadtsekretär Breihah» hat als Standesbeamter
fungiert, in Vertretung des leider an der Grippe darniederliegenden
Herrn Bürgermeisters. Zwei Tage danach entdeckt der Stadtsekretär
ein sehr unangenehmes Versehen. Verflucht noch mal, er hatte ver-
gessen, die Braut, die dann aber vor dem Gesetz schon eine Frau war,
darauf aufmerksam zu machen, daß sie mit ihrem neuen Namen zu
unterschreiben habe, und nun steht da nicht Laura Ziepanke, wie es sich
gehört, sondern Laura Apfel, was sich nicht gehört. Denn die Braut
hatte ja zwei Minuten vorher das entscheidende Ja gesprochen, und
schon damit war sie Frau Ziepauke geworden.
Zwei Tage kämpft der Stadtsekretär Breihahn mit sich, und dann,
also am vierten Tage nach der Eheschließung, begibt er sich demütig zu
Waldemar Ziepauke. Da wäre ein Versehen vorgekommen, und es wäre
340
ihm sehr lieb, wenn man das in aller Heimlichkeit wieder gut-
machen wollte.
Waldemar Ziepanke hat sehr aufmerksam zugehört. „Sagen
Sie mal, Herr Sekretär: ist die Sache, wie sie jetzt ist, ungültig?"
Der Stadtsekretär Breihahn winkt ab. „Aber nein, Herr Zie-
panke-die Eheschließung ist natürlich erfolgt; der Form-
fehler hat da gar nichts zu bedeuten."
Waldemar Ziepanke seufzt. „Ra, dann kann meine Frau das
machen, wie Sie wünschen." —on.
Tröstung
Rosa Zippow ist einmal mit Albert Töpfer verlobt gewesen.
Es ist dann doch nichts daraus geworden. Rosa hat Bedenken
gehabt; sie hat, wie man so sagt, ihr Herz geprüft, das danach
ein wenig blutete. Denn mit blutendem Letzen, wie sie sagte,
hat sie ihm den Ring zurückgeschickt. Nein, Albert war nickst der
Rechte für sie; er hatte Fehler, die sie auf die Dauer nicht er-
tragen zu können glaubte.
Das war vor einem Jahre. Jetzt kommt zu Rosas Ohren das
durchaus verbürgte Gerücht, daß es Albert, der inzwischen von
der gern zitierten Bildfläche verschwunden ist, geradezu glänzend
gehe. Fortuna hat ihm gelächelt; sie hat ihr Füllhorn über ihn
ausgeschüttet: der Mensch hat einen Hauptgewinn gemacht.
500000 Mark hat der verfluchte Kerl gewonnen!
Rosa ist außer sich. „Ich blöde Gans!" schreit sie. „Warum
habe ich ihn laufen lassen! Ich könnte schon längst mit ihm ver-
heiratet sein l And dann wäre ich jetzt die Frau eines reichen
Mannes."
Der gute Onkel Balduin tröstet. „Mach' dir keine Vorwürfe,
Röschen! Das Schicksal hat seine Tücken. Wenn du ihn geheiratet
hättest, dann hätte er wahrscheinlich nicht das große Los gezogen."
„Ansinn, die haben doch so wunderbar schlanke Linien."
„Nu nee, wo denken Se hin? So toll wird nich geküßt."
Echniepe hat seiner Frau ein Zwerghündchen gekauft. Im vorigen
Jahre war das. Neulich hat er den Züchter wieder getroffen.
„Guten Tag, Herr Schniepe."
„Ah, Sie sind das!" runzelt Schniepe die Brauen.
„Wie hat sich denn das Hündchen gemacht?"
„Lm!" sagt Schniepe, „es war wirklich ein reizendes Zwerghündchen
— zwei Monate lang. Dann wuchs das Biest und wurde so groß
wie eine deutsche Dogge."
„Das tut mir aber leid! Aber sowas kommt leider ab und zu vor
Rückschläge in der Züchtung, wissen Sie. Na, aber dann hatten Sie
Ihre Freude an dem Tier?"
„Das ja nun weniger. Er fiel immer Passanten an, und ich bekam drei
Schadenersahprozesse auf den Lals."
„Laha! Da sehen Sie: ein glatter Rückschlag! Sein Urgroßvater war
ein indianischer Schweißhund. Sie hätten ihn als Wachhund ver-
wenden sollen."
„§>abe ich getan. Aber er war die ganze Nacht so wach und so unruhig,
daß ich kein Auge zutun konnte. Dauernd kamen Beschwerden."
„Na, und wie geht's ihm jetzt?"
„Er fing dann selbständig zu wildern an-"
„Ein Temperament bei dem Tier!"
„Tja. Vor acht Tagen hat ihn ein Förster erschossen. Seitdem habe ich
bislang nicht zu klagen gehabt."
Nach vier Tagen
Man glaube nicht, daß in den kleinen Städten das freilich geruhigere
Leben nicht auch oft peinlich schnell eiutretende Enttäuschungen bringe;
auch dort enthüllt sich manches als gar nicht so nett, wie der Mensch
es sich vorher gedacht hat.
In Knippstedt an der Knippe hat Waldemar Ziepanke die Laura
Apfel geehlicht. Der Stadtsekretär Breihah» hat als Standesbeamter
fungiert, in Vertretung des leider an der Grippe darniederliegenden
Herrn Bürgermeisters. Zwei Tage danach entdeckt der Stadtsekretär
ein sehr unangenehmes Versehen. Verflucht noch mal, er hatte ver-
gessen, die Braut, die dann aber vor dem Gesetz schon eine Frau war,
darauf aufmerksam zu machen, daß sie mit ihrem neuen Namen zu
unterschreiben habe, und nun steht da nicht Laura Ziepanke, wie es sich
gehört, sondern Laura Apfel, was sich nicht gehört. Denn die Braut
hatte ja zwei Minuten vorher das entscheidende Ja gesprochen, und
schon damit war sie Frau Ziepauke geworden.
Zwei Tage kämpft der Stadtsekretär Breihahn mit sich, und dann,
also am vierten Tage nach der Eheschließung, begibt er sich demütig zu
Waldemar Ziepauke. Da wäre ein Versehen vorgekommen, und es wäre
340
ihm sehr lieb, wenn man das in aller Heimlichkeit wieder gut-
machen wollte.
Waldemar Ziepanke hat sehr aufmerksam zugehört. „Sagen
Sie mal, Herr Sekretär: ist die Sache, wie sie jetzt ist, ungültig?"
Der Stadtsekretär Breihahn winkt ab. „Aber nein, Herr Zie-
panke-die Eheschließung ist natürlich erfolgt; der Form-
fehler hat da gar nichts zu bedeuten."
Waldemar Ziepanke seufzt. „Ra, dann kann meine Frau das
machen, wie Sie wünschen." —on.
Tröstung
Rosa Zippow ist einmal mit Albert Töpfer verlobt gewesen.
Es ist dann doch nichts daraus geworden. Rosa hat Bedenken
gehabt; sie hat, wie man so sagt, ihr Herz geprüft, das danach
ein wenig blutete. Denn mit blutendem Letzen, wie sie sagte,
hat sie ihm den Ring zurückgeschickt. Nein, Albert war nickst der
Rechte für sie; er hatte Fehler, die sie auf die Dauer nicht er-
tragen zu können glaubte.
Das war vor einem Jahre. Jetzt kommt zu Rosas Ohren das
durchaus verbürgte Gerücht, daß es Albert, der inzwischen von
der gern zitierten Bildfläche verschwunden ist, geradezu glänzend
gehe. Fortuna hat ihm gelächelt; sie hat ihr Füllhorn über ihn
ausgeschüttet: der Mensch hat einen Hauptgewinn gemacht.
500000 Mark hat der verfluchte Kerl gewonnen!
Rosa ist außer sich. „Ich blöde Gans!" schreit sie. „Warum
habe ich ihn laufen lassen! Ich könnte schon längst mit ihm ver-
heiratet sein l And dann wäre ich jetzt die Frau eines reichen
Mannes."
Der gute Onkel Balduin tröstet. „Mach' dir keine Vorwürfe,
Röschen! Das Schicksal hat seine Tücken. Wenn du ihn geheiratet
hättest, dann hätte er wahrscheinlich nicht das große Los gezogen."
„Ansinn, die haben doch so wunderbar schlanke Linien."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Einen Kuß von Ihnen, und ich könnte auf der Stelle sterben, Fräulein Gertrud!" "Weißt du, das sind nämlich lauter Fettpflanzen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4713, S. 340
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg