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Rivalen

Wege zu Liane

„Wir waren zwei Jahre verheiratet, Edgar. Warum hast du dich
mir nie von dieser Seite gezeigt?"

„Nun, das ist ja nun ganz gleich, nicht wahr? Ich habe Fehler
gemacht, ich sehe es ein. Lerr Porst wird sie nicht wiederholen."

„And vu willst wirklich heute abend in den Klub gehen? Ich fände
es viel netter, wir äßen zu dritt. Weißt du, es kommt mir doch
recht komisch vor. And dann — was soll denn das Mädchen denken?"

„Laß doch das Mädchen denken, was es will! Die Lauptsache ist
doch, ihr könnt euch einmal recht nach Ler-
zenslust aussprechen."

„Aber ich dächte, auch wir beide hätten
noch allerlei miteinander zu reden, Edgar?"

„Gewiß. Aber das kann man auch mor-
gen oder übermorgen tun. Du meinst die
Formalitäten der Scheidung. Ich habe
bereits mit dem Anwalt alles bis ins
kleinste besprochen. In 6 Wochen könnt
ihr, wenn ihr wollt, heiraten. Ihr seid
euch doch einig?"

„Einig? Wie meinst du denn das? Was
denkst du denn von deiner Frau? Ich
habe doch mit Lerrn Porst keine Intimi-
täten gehabt."

„Aber liebe Liane, ich frage ja nicht
danach. Das ist ja eure Sache. Mich geht
es eigentlich gar nichts mehr an."

„Aber ich muß dich wirklich bitten, Ed

gar! Es ist wirklich nichts vorgefallen

„Nu Hamm' Se zwo Schirme, Mensch, und wer'n
doch noch naß!"

außer einem Kuß, aber nur ein einziger
war es, und nur auf die Stirn."

„So? Lm! And Briefe?"

„Briefe? Wir haben uns doch nie geschrieben!"

„Aber irgendwie müßt ihr euch doch verständigt habe». Er war
doch öfter zum Tee hier, wenn ich — wenn — nun ja-"

„Wenn du nicht da warst, Edgar. Jawohl, das war er! Dann
haben wir telephoniert. Du weißt doch, Lissi rief so oft an in der
letzten Zeit. Da sagte ich dann immer, es sei Lissi gewesen, wenn
du zufällig zu Lause warst."

„Lustig! Ich habe mich ein- oder zweimal
wirklich gewundert, ob Lissi wider Erwarten im
Stimmwechsel war oder eine unheilbare Erkäl-
tung mit sich herum trug — ihr Organ klang so
sonderbar."

„Ja, so war das, Edgar. And manchmal
haben wir auch Zeichen verabredet. Wenn du
fort warst, stellte ich die große Azalee ans
Fenster."

„Aber ihr kennt euch doch sehr gut — ich
meine, du schätzest seine Persönlichkeit, achtest
seinen Charakter?"

„Gott, wie du fragst, Edgar! Er ist ein reizen-
der Kerl, ohne Zweifel. Aber wen» du mich
fragst — wenn ich genau drüber nachdenke, über
seinen Charakter habe ich mir eigentlich nie Ge-
danken gemacht. Das schönste war-"

„Nun?" Tierfreund

„Das Geheimnis, das Versteckspielen."

„Das fällt ja nun weg. Gott sei Dank, nicht wahr?"

„Ja, das fällt weg. Aber sag mal, Edgar, warum hast du dich
denn heute so fein gemacht? Der neue Anzug —eine Krawatte, die
ich noch gar nicht kenne — was hast du denn eigentlich vor?"

„Ich sagte es dir ja: ich gehe in den Klub."

„Ach du, jetzt könntest du mir eigentlich die Wahrheit sagen —
jetzt, wo es ja wirklich nicht mehr drauf ankommt, und wo wir
zum erstenmal ganz wie offene Kamera-
den miteinander sprechen können."

„Ich sage ja die Wahrheit!"

„Du wirst dich für deinen langweiligen
Klub so zurechtmachen I Dein Laar ist ja
auch frisch parfümiert. Edgar, gib es doch
zu: du gehst zu einer Frau, du hast ein
Stelldichein."

„Mit wem sollte ich denn ein Stell-
dichein haben?"

„Mit wem? Glaubst du, ich habe keine
Augen? Du bist mit Lissi verabredet."

„Nein, Lissi kommt für mich gar nicht
in Frage."

„Also ist es eine andere! Noch schlim-
mer! Ich finde es abscheulich von dir!
? Du gehst mit andern, Gott weiß, wohin

aus-du bist in glänzender Laune,

wie ich dich gar nicht kenne. And wa-
rum? Weil du Abenteuer erleben willst.
And mich lässest du mit deinem Lerrn
Porst hier zu Abend essen."

„Entschuldige, mit deinem Lerrn Porst!"

„Das ist mir ganz gleich! Wenn schon, dann hätten wir wenig-
stens eine Art Abschiedsessen haben können •— und dabei ist-"

„Was ist dabei, Liane?"

„Dabei ist Lerr Porst eigentlich überflüssig. Edgar, tu mir einen
letzten Gefallen: telephoniere ihm ab!"

„Aus euch Frauen wird kein Mensch klug!
Ihr tut immer das Gegenteil von dem, was
man mit euch vereinbart. And verabredet man
das Gegenteil, dann plötzlich haltet ihr euch
daran."

Dr. Iochum ging zum Telephon, wählte,
sprach ein paar kurze Worte in den Apparat
und hing dann den Lörer wieder ein.

„Lerr Porst ist schon wieder fort — unter-
wegs zu uns."

Liane stampfte mit dem Fuß auf den
Teppich.

„Ich will von Lerrn Porst nichts wissen —
ich möchte bei dir sein, heute abend. Ich weiß
es jetzt, Edgar: ich liebe nur dich!"

Dr. Iochum klingelte dem Mädchen.

„Decken Sie den Tisch," sagte er. „And wenn
Lerr Porst kommt, dann sagen Sie, wir seien
ausgegangen I"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Rivalen" "Zwei Schirme" "Tierfreund"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4714, S. 356

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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