Feuchtfröhliche Arbeit
„Früher erzielten wir aus dem Füßchen Wein
immer hundert Flaschen; heute waren's nur neunzig!"
„Kein Wunder, wenn ihr zu dreien abfüllt!"
Bedenklicher Vorschlag
Bei Erich wird nach Mitternacht eingebrochen.
Die Verbrecher stehen plötzlich mit erhobenen Mord-
waffen vor seinem Bett und sagen vorschriftsmäßig:
„Geld oder Leben!"
Erich ist gefaßt: „Mein Vermögen besteht ledig-
lich aus meiner Lebensversicherung. Wenn die Äerren
so liebenswürdig sein wollen, mir genau ihre Per-
sonalien anzugeben, dann bin ich bereit, die Police
umschreiben zu lassen."
Schlecht gelohnt
Der Mensch soll nett sein zu andern Menschen. Wir
haben alle unsere Besonderheiten, und da soll der eine die
des andern gelten lassen und in freundlicher Art auf sie
eingehen. Man soll nicht immer gleich belehren und ver-
bessern wollen; das könnte den andern kränken.
So habe ich bisher gedacht. Aber ich werde mich jetzt
hüten, immer danach zu handeln; ich werde mir Ausnahmen
gestatten. Denn ich habe eine Erfahrung gemacht — auf
dem Postamt. Es war das Postamt 27, wo ich gewöhnlich
meine Postgeschäfte erledige.
Ich kaufte also Briefmarken ein und sagte zunächst:
„Bitte, fünfzig Zwölfermarken!" Man beachte, ich sagte:
fünfzig!
Postbeamte pflegen solche Wünsche der Postkunden zu
wiederholen, damit es keine Mißverständnisse gibt. Der
Beamte sagte: „Fuffzig Zwölsermarken!" Man beachte,
er sagte: fuffzig!
Ja, und nun wollte ich noch die gleiche Zahl Drei-
pfennigmarken. Sollte ich wieder fordern: fünfzig? Der
Beamte hatte eben gemütlich gesagt: fuffzig. Fünfzig —
das hätte jetzt wie eine Belehrung, eine Verbesserung ge-
klungen, und das wollte ich nicht. Also verlangte ich:
„Bitte, fuffzig Dreiermarken!"
Aber was hat der Beamte darauf gesagt? Er hat, und
nicht ohne Betonung, ja sogar mit einiger Schärfe gesagt:
„Fünfzig Dreiermarken!" —on.
Llnnötige Ausgabe
Große Abendgesellschaft bei Direktor Zollfink.
Ein erlesener Genuß wird den Gästen geboten. Pro-
fessor Nagel, der bedeutende Pianist, hat die Güte,
einiges vorzutragen. Er ist sogar bereit, mehr als
sonst bei solcher Gelegenheit zu bieten. Aebrigens —
zwei Abende später wird er ein Konzert geben. Die
Karten sind bereits vergriffen; das ist selbst-
verständlich.
„Zuerst das Scherzo in Ls-Moll von Brahms," kün-
digt Professor Nagel an. And dann setzt er lächelnd
hinzu: „Betrachten Sie das als eine kleine Laupt-
probe, meine Herrschaften! Das werde ich nämlich
auch in meinem Konzert spielen."
Professor Nagel spielt hinreißend und zieht sich
Aeberschüttung mit Beifall zu.
Am Chiemsee „Lörn' Se mal, schreit da nicht jemand um Lilse?"
„A na, keine Spur, dös is nur a Berliner, der jodelt!"
übermorgen
die bekannte
Die zweite Nummer: Mazurka in b'is-Moll von Chopin.
Wieder sagt Professor Nagel, der das als prächtige Aebung zu
betrachten scheint, mit einigem Lächeln: „Werde ich auch in meinem
Konzert spielen."
Neuer rauschender Beifall. Aber dann, als er verebbt,
hört man Konsul Wogge, der seine Stimme, auf den Lärm
vertrauend, doch nicht genügend gesenkt hat, zur Gattin
bemerken: „Da siehst du's wieder, Ottilie! Immer bist du
zu voreilig-- die Billetts hättest du gar nicht zu be-
sorgen brauchen." — <m.
„Komm her, du mein Kleineschen, Süßeschen, und hol dir schön Zuckerchen!"
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„Früher erzielten wir aus dem Füßchen Wein
immer hundert Flaschen; heute waren's nur neunzig!"
„Kein Wunder, wenn ihr zu dreien abfüllt!"
Bedenklicher Vorschlag
Bei Erich wird nach Mitternacht eingebrochen.
Die Verbrecher stehen plötzlich mit erhobenen Mord-
waffen vor seinem Bett und sagen vorschriftsmäßig:
„Geld oder Leben!"
Erich ist gefaßt: „Mein Vermögen besteht ledig-
lich aus meiner Lebensversicherung. Wenn die Äerren
so liebenswürdig sein wollen, mir genau ihre Per-
sonalien anzugeben, dann bin ich bereit, die Police
umschreiben zu lassen."
Schlecht gelohnt
Der Mensch soll nett sein zu andern Menschen. Wir
haben alle unsere Besonderheiten, und da soll der eine die
des andern gelten lassen und in freundlicher Art auf sie
eingehen. Man soll nicht immer gleich belehren und ver-
bessern wollen; das könnte den andern kränken.
So habe ich bisher gedacht. Aber ich werde mich jetzt
hüten, immer danach zu handeln; ich werde mir Ausnahmen
gestatten. Denn ich habe eine Erfahrung gemacht — auf
dem Postamt. Es war das Postamt 27, wo ich gewöhnlich
meine Postgeschäfte erledige.
Ich kaufte also Briefmarken ein und sagte zunächst:
„Bitte, fünfzig Zwölfermarken!" Man beachte, ich sagte:
fünfzig!
Postbeamte pflegen solche Wünsche der Postkunden zu
wiederholen, damit es keine Mißverständnisse gibt. Der
Beamte sagte: „Fuffzig Zwölsermarken!" Man beachte,
er sagte: fuffzig!
Ja, und nun wollte ich noch die gleiche Zahl Drei-
pfennigmarken. Sollte ich wieder fordern: fünfzig? Der
Beamte hatte eben gemütlich gesagt: fuffzig. Fünfzig —
das hätte jetzt wie eine Belehrung, eine Verbesserung ge-
klungen, und das wollte ich nicht. Also verlangte ich:
„Bitte, fuffzig Dreiermarken!"
Aber was hat der Beamte darauf gesagt? Er hat, und
nicht ohne Betonung, ja sogar mit einiger Schärfe gesagt:
„Fünfzig Dreiermarken!" —on.
Llnnötige Ausgabe
Große Abendgesellschaft bei Direktor Zollfink.
Ein erlesener Genuß wird den Gästen geboten. Pro-
fessor Nagel, der bedeutende Pianist, hat die Güte,
einiges vorzutragen. Er ist sogar bereit, mehr als
sonst bei solcher Gelegenheit zu bieten. Aebrigens —
zwei Abende später wird er ein Konzert geben. Die
Karten sind bereits vergriffen; das ist selbst-
verständlich.
„Zuerst das Scherzo in Ls-Moll von Brahms," kün-
digt Professor Nagel an. And dann setzt er lächelnd
hinzu: „Betrachten Sie das als eine kleine Laupt-
probe, meine Herrschaften! Das werde ich nämlich
auch in meinem Konzert spielen."
Professor Nagel spielt hinreißend und zieht sich
Aeberschüttung mit Beifall zu.
Am Chiemsee „Lörn' Se mal, schreit da nicht jemand um Lilse?"
„A na, keine Spur, dös is nur a Berliner, der jodelt!"
übermorgen
die bekannte
Die zweite Nummer: Mazurka in b'is-Moll von Chopin.
Wieder sagt Professor Nagel, der das als prächtige Aebung zu
betrachten scheint, mit einigem Lächeln: „Werde ich auch in meinem
Konzert spielen."
Neuer rauschender Beifall. Aber dann, als er verebbt,
hört man Konsul Wogge, der seine Stimme, auf den Lärm
vertrauend, doch nicht genügend gesenkt hat, zur Gattin
bemerken: „Da siehst du's wieder, Ottilie! Immer bist du
zu voreilig-- die Billetts hättest du gar nicht zu be-
sorgen brauchen." — <m.
„Komm her, du mein Kleineschen, Süßeschen, und hol dir schön Zuckerchen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Am Chiemsee"
"Mein Kleineschen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)