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Der Millionär «»n«««ie««»
Der amerikanische Multimillionär Thomas Lighernewer war sehr
stolz auf seine ungezählten Millionen. Deswegen plauderte er gern
mit Minderbemittelten. Arme Leute vertröstete er auf eine bessere
Zukunft und wies wiederholt auf den sonderbaren Amstand hin, daß
er selbst aus den kleinsten Verhältnissen stamme.
Leute stand er bei dem Zeitungshändler in der siebenten Avenue.
„.Mollen Sie meinen Werdegang hören?" fragte er und fuhr, ohne
die Antwort abzuwarten, fort, „ich bin der Sohn armer Farmers-
leute. Noch dazu das dreizehnte Kind. Zu essen hatten wir allesamt
nicht viel, trockenes Schwarzbrot war unsere tägliche Nahrung. Ich
kam nach Newyork. Ward Zeitungsjunge. Begann, wie Sie. Stand
an derselben Ecke. And verkaufte druckfeuchte Zeitungen. Am ersten
Abend hatte ich einen halben Dollar beisammen, in der zweiten
Woche drei Dollars, nach einem Monat sogar vier, ein Vermögen
für meine damaligen Begriffe. Ich legte das Geld auf die Bank,
ging den kleinsten Vergnügungen aus dem Wege, schlief unter
Brücken und gönnte mir kaum die Zeit, ein notdürftiges Mahl in
den Wohlfahrtsküchen zu verschlingen. Als ein Jahr um war, besaß
ich hundert Dollars. Ich pachtete mir eine Reparaturwerkstätte. Aus
der Pacht wurde ein Kauf. Aus der Werkstätte eine Fabrik, aus
der einen Fabrik wurden Fabriken und aus den Fabriken ein
mächtiger Konzern, dessen Oberhaupt ich heute bin. Das Kapital
wuchs, mein Bankguthaben wurde sechsstellig, achtstellig — und
dabei habe ich genau wie Sie mit sechzehn Jahren an dieser
Straßenecke Zeitungen verkauft. Leute hinterlasse ich meinem Sohn
ein Riesenvermögen."
Viele Zuschauer hatten sich gesammelt. Einige heulten vor Rüh-
rung. Rur der Zeitungshändler stand weder erstaunt, noch gerührt.
„Guter Lerr," sagte er, „die Geschichte ist bei mir fehl am Platze.
Als ich sechzehn Jahre alt war, hinterlietz mir mein Vater ein
Riesenvermögen. Und heute bin ich der arme Zeitungsverkäufer.
Aber Ihr schönes Märchen können Sie meinem Sohn erzählen, der
steht mit Zeitungen an der nächsten Ecke. Vielleicht Hilst es ihm!"
In der Schule
„Geschehen heutzutage noch Wunder?"
„O ja! Mein Vater sagte heule: Unser neues Dienstmädchen
hat keinen Bräutigam! Das ist ein Wunder!"
Wandlungen
„Ist das nicht die frühere Tänzerin Maja — spätere Gräfin
Brank?" — „Ja — aber nun möchte ich nur wissen: wer war die
eigentlich noch früher und noch später?"
Ä)!aier und Müller haben seit Jahren ihre Arbeitspulte
dicht nebeneinander. Sonst aber ist dicke Luft zwischen ihnen.
Schon so lange, daß sie eigentlich gar nicht mehr wissen, warum.
Müller hat 20jähriges Dienstjubiläum und wird ent-
sprechend geehrt. Nur Maier rührt sich nicht. Da versucht
Müller das Eis zu brechen und meint:
„Sagen Sie mal, Maier, ist es Ihnen gar nicht möglich,
mir etwas Gutes zu wünschen?"
Und Maier gallig: „Meinetwegen — Guten Morgen!"
Är. Zeisig, der praktische Arzt, ist ein Gegner des Ta-
baks. Raucher seien also vor ihm gewarnt.
Zu Dr. Zeisig kommt Strempel mit allerlei Beschwerden.
„Vor allem, Lerr Doktor," klagt er, „läßt mein Gedächtnis
in letzter Zeit bedenklich nach."
„Rauchen Sie?" fragt Dr. Zeisig.
„O ja, Lerr Doktor!"
Dr. Zeisig triumphiert. „Sehen Sie, das Nachlassen des
Gedächtnisses kommt vom Rauchen."
Aber Strempel lehnt das ab. „Das kann nicht stimmen,
Lerr Doktor. Ganz im Gegenteil! Vor sieben Jahren habe
ich mal auf einer Reise keine Zigarre bei mir gehabt, und
da habe ich eine auf dem Bahnhof von Schierlingshausen
gekauft. Ich kann Ihnen sagen, Lerr Doktor: die habe ich
bis heute nicht vergessen!"
Der Millionär «»n«««ie««»
Der amerikanische Multimillionär Thomas Lighernewer war sehr
stolz auf seine ungezählten Millionen. Deswegen plauderte er gern
mit Minderbemittelten. Arme Leute vertröstete er auf eine bessere
Zukunft und wies wiederholt auf den sonderbaren Amstand hin, daß
er selbst aus den kleinsten Verhältnissen stamme.
Leute stand er bei dem Zeitungshändler in der siebenten Avenue.
„.Mollen Sie meinen Werdegang hören?" fragte er und fuhr, ohne
die Antwort abzuwarten, fort, „ich bin der Sohn armer Farmers-
leute. Noch dazu das dreizehnte Kind. Zu essen hatten wir allesamt
nicht viel, trockenes Schwarzbrot war unsere tägliche Nahrung. Ich
kam nach Newyork. Ward Zeitungsjunge. Begann, wie Sie. Stand
an derselben Ecke. And verkaufte druckfeuchte Zeitungen. Am ersten
Abend hatte ich einen halben Dollar beisammen, in der zweiten
Woche drei Dollars, nach einem Monat sogar vier, ein Vermögen
für meine damaligen Begriffe. Ich legte das Geld auf die Bank,
ging den kleinsten Vergnügungen aus dem Wege, schlief unter
Brücken und gönnte mir kaum die Zeit, ein notdürftiges Mahl in
den Wohlfahrtsküchen zu verschlingen. Als ein Jahr um war, besaß
ich hundert Dollars. Ich pachtete mir eine Reparaturwerkstätte. Aus
der Pacht wurde ein Kauf. Aus der Werkstätte eine Fabrik, aus
der einen Fabrik wurden Fabriken und aus den Fabriken ein
mächtiger Konzern, dessen Oberhaupt ich heute bin. Das Kapital
wuchs, mein Bankguthaben wurde sechsstellig, achtstellig — und
dabei habe ich genau wie Sie mit sechzehn Jahren an dieser
Straßenecke Zeitungen verkauft. Leute hinterlasse ich meinem Sohn
ein Riesenvermögen."
Viele Zuschauer hatten sich gesammelt. Einige heulten vor Rüh-
rung. Rur der Zeitungshändler stand weder erstaunt, noch gerührt.
„Guter Lerr," sagte er, „die Geschichte ist bei mir fehl am Platze.
Als ich sechzehn Jahre alt war, hinterlietz mir mein Vater ein
Riesenvermögen. Und heute bin ich der arme Zeitungsverkäufer.
Aber Ihr schönes Märchen können Sie meinem Sohn erzählen, der
steht mit Zeitungen an der nächsten Ecke. Vielleicht Hilst es ihm!"
In der Schule
„Geschehen heutzutage noch Wunder?"
„O ja! Mein Vater sagte heule: Unser neues Dienstmädchen
hat keinen Bräutigam! Das ist ein Wunder!"
Wandlungen
„Ist das nicht die frühere Tänzerin Maja — spätere Gräfin
Brank?" — „Ja — aber nun möchte ich nur wissen: wer war die
eigentlich noch früher und noch später?"
Ä)!aier und Müller haben seit Jahren ihre Arbeitspulte
dicht nebeneinander. Sonst aber ist dicke Luft zwischen ihnen.
Schon so lange, daß sie eigentlich gar nicht mehr wissen, warum.
Müller hat 20jähriges Dienstjubiläum und wird ent-
sprechend geehrt. Nur Maier rührt sich nicht. Da versucht
Müller das Eis zu brechen und meint:
„Sagen Sie mal, Maier, ist es Ihnen gar nicht möglich,
mir etwas Gutes zu wünschen?"
Und Maier gallig: „Meinetwegen — Guten Morgen!"
Är. Zeisig, der praktische Arzt, ist ein Gegner des Ta-
baks. Raucher seien also vor ihm gewarnt.
Zu Dr. Zeisig kommt Strempel mit allerlei Beschwerden.
„Vor allem, Lerr Doktor," klagt er, „läßt mein Gedächtnis
in letzter Zeit bedenklich nach."
„Rauchen Sie?" fragt Dr. Zeisig.
„O ja, Lerr Doktor!"
Dr. Zeisig triumphiert. „Sehen Sie, das Nachlassen des
Gedächtnisses kommt vom Rauchen."
Aber Strempel lehnt das ab. „Das kann nicht stimmen,
Lerr Doktor. Ganz im Gegenteil! Vor sieben Jahren habe
ich mal auf einer Reise keine Zigarre bei mir gehabt, und
da habe ich eine auf dem Bahnhof von Schierlingshausen
gekauft. Ich kann Ihnen sagen, Lerr Doktor: die habe ich
bis heute nicht vergessen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kalbsschnitzel?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4715, S. 370
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg