DOI Heft:
Nr. 4715
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.6743#0377
Man denkt an Weihnachten
Äerberl überlegt, was er dem Vetter Lorenz zu Weihnachten
schenken könnte. Er fragt Kuno, den anderen Vetter: „Das Beste
wird ein gutes Buch sein, nicht wahr? Er ist doch immer darauf
aus, seine Bibliothek zu bereichern."
„Nun freilich! Er hat wahnsinnig viel Bücher."
„Das ist eben die Schwierigkeit. Wenn ich ihm ein Buch schenke,
dann hat er es vielleicht schon. Ich habe an Ludwig Richters ,Lebens-
erinnerungen eines deutschen Malers'gedacht. Ein wundervolles Buch!"
„Das kannst du ihm schenken!" sagt der Vetter Kuno. „Das
hat er bestimmt nicht."
„Wie kannst du das so genau wissen?"
„Ich hab's mir vor 'nem halben Jahr von ihm gepumpt."
Wendler wählt gerade in dem guten Feinkostgeschäft die Füllung
für einen Geschenkkorb aus, da stößt Schniepel hinzu. „Ah, Fressalien!"
sagt er und schmatzt etwas.
„Ja, ich möchte einen hübschen Korb zusammenstellen," erklärt
Wendler. „Aebrigens für Ihren Lerrn Schwager, den Direktor
Buschmeier. Er war so liebenswürdig, mir in einer Steuerangelegen-
heit wertvollen Rat zu geben, hat sich viel Mühe damit gemacht —
— da möchte ich mich erkenntlich zeigen. Finden Sie es richtig, daß
ich es in dieser Art mache?"
„Aber gewiß — ist ja das Allervernünftigste!" versichert Schnie-
pel und schmatzt wieder. „Suchen Sie nur was Feines aus! Z. B. so
eine Dose mit Rheinlachs — köstlich!"
„Gut! Sekt ist schon da, eine Ananas auch-was noch?"
„Eine Gänseleberpastete!" rät Schniepel und schmatzt stärker.
„Nehmen Sie aber einen großen Pott!"
Wendler hat Bedenken. „Ist aber so schwer! Ich glaube, »uch
zu erinnern, daß Ihr Äerr Schwager mal über seinen schwache»
Magen geklagt hat."
„Pah, das wird nicht so schlimm sein! And dann" — Schniepel
schmatzt jetzt sehr stark — „der Mann kriegt ja Besuch zu Weih-
nachten. Ich gehe auch hin."
Bei Prentzel ist die große Weihnachtsbäckerei im Gange. Tante
Emilie, die gerade auf einen Sprung gekommen ist, soll eine neue
Sorte Gewürzplätzchen kosten. Sie tut es zwar, aber sie muß er-
klären: „Ich kann wirklich nichts dazu sagen. Ich habe einen so
gräßlichen Schnupfen, daß ich gar keinen Geschmack habe."
Da mischt sich die kleine Käthe ein: „Warum hast du eigentlich
immer zu Weihnachten Schnupfen, Tante?"
„Immer? Wie kommst du darauf, Kindchen?"
„Papa hat gestern gesagt, du hast noch nie zu Weihnachten
Geschmack gezeigt."
Kinkerlitzchen
Die Polizeiverwaltung von Rio de Janeiro hat die Bilder von
Gewohnheitsverbrechern zu einem Album zusammengestellt, das um-
sonst an die Einwohner der Stadt abgegeben wird, damit sie sich in
acht nehmen können.
Es dürfte Familien geben, die in traulichen Abendstunden in dem
Album blättern und die Bilder lieber Verwandter anschauen.
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