Fliegende Blätter (182.1935 (Nr. 4666-4691) = 91. Jahrg.)

Seebär im Ruhestand

Die Kunst-Anschauungen

Des Lasen Tod

Ich nahm den Lasen am Fell
und trug ihn wieder in den Stall
zurück. Mitleidig gab ich ihm noch
eine große Portion Kohl und
ging ins Laus zurück, um zu über-
legen, was am nächsten Tage wohl
am besten zu unternehmen wäre.

Am nächsten Morgen schritt
ich traurig zum Stall. Noch wußte
ich nicht, was zu tun sei. Ich
öffnete die Stalllür. Was ist
denn los? Mein Lase liegt aus-
gestreckt am Boden. Ich rufe
ihn, ich stoße ihn an. Er rührt
sich nicht. Mausetot ist er. Schon
kalt. Lat er Selbstmord begangen ?
Schwermütig und sinnend stehe
ich vor seinem Leichnam. Da fällt
mein Blick auf den restlichen
Kohl. Feucht-warm liegt er in
der Ecke. Ja, feuchten Kohl ver-
trägt kein Lase. So starb er eines
natürlichen Todes.

Schwermütig übergab ich ihn
der Mutter Erde und — aß
weiter vegetarisch.

Rat

„Ich sitze mal wieder vollstän-
big auf'm Trockenen! Was soll
ich anfangen?"

„Nimm Sitzbäder!"

Ausweg

Flox sitzt beim Friseur. Läßt
sich rasieren. Der Friseur pinselt
ein. Schimpft Flox: „Sie pinseln
ja schrecklich langsam!"

„Schneller kann ich nicht!"

Sagt Flox: „Warten Sie —
halten Sie den Arm ruhig, ich
wackle mit dem Kopf hin und her
— dann geht es schneller."

„Nun sehen Sie bloß Knallinger an, wie elegant der wieder ankommt.
Was der Mann für seine Garderobe ausgeben muß!"

„Ja, ja-er ist wie'n Zimtbaum."

„Wieso?"

„Die Rinde ist das Wertvollste an ihm."

„N!eine Tochter bekommt einmal eine Mitgift von zwanzigtausend
Mark! Was haben Sie dagegen zu bieten?"

„Ich kann Ihnen eine Quittung geben, wenn Sie wollen!"

„Unsere Lausmeisterin ist von einer so beflissenen Intelligenz, daß sie
manchesmal über ihren eigenen Lorizont stolpert. Fragt sie gestern einer:
„Sagen Sie mal, wohnt in diesem Lause nicht ein gewisser Vogel?"
„Vogel? — Ja gewiß, im dritten Stock links wohnt ein gewisser
Vogel und heißt Stieglitz."


Zeichnung von E. Croissant

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