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Kleine Weihnachtsgeschichten

Paulchen hat ein Puppentheater bekommen, ein großartiges Pup-
pentheater, das als kleines Modell der so viel gerühmten neuzeit-
lichen Bühnentechnik gelten könnte. Der gute Onkel Fabian hat es
ihm geschenkt, der zu Weihnachten keine Ausgaben scheut. Wäre Onkel
Fabian ein Chinese, dann würde man ihn vielleicht „Regenspender"
nennen,denn diesen ehrendenBeinamen geben die Chinesen gernLeuten,
die immer bestrebt sind, Gutes zu tun und Freude zu bereiten.

Paulchen freut sich. Onkel Fabian selber hat auch viel Vergnügen
an dem Theaterchen, und nun sitzen die beiden dabei, stellen Deko-
rationen auf, mustern das Per-
sonal und sind glücklich.

Da kommt der andere Onkel
an, der Onkel Franz, der so
viel Geld hat und sich doch so
ekelhaft schäbig zeigt — schä-
big wie ein sechs Jahre hin-
durch ununterbrochen getrage-
ner Anzug aus Kammgarn.

Onkel Franz dreht den Gro-
schen nicht zehnmal herum, ehe
er ihn ausgibt; nein, er holt
den Groschen lieber erst gar
nicht heraus.

„Ah, zwei Theaterdirekto-
ren!" sagt Onkel Franz etwas
hämisch. „Zur ersten Vorstel-
lung muß ich eine Freikarte
kriegen. Was wird denn auf-
geführt?"

Da brummt Onkel Fabian:

„Der Geizige."

Was schenkt man einem
geweckten Knaben von sieben
Jahren? Nun, vielleicht eine
kleine Dampfmaschine, ein
Zeppelinmodell, einen Metall-
baukasten — o, da gibt es viele
Dinge, mit denen man nicht
fehlgreist.

Benno ist sieben Jahre alt,
und ein geweckter Zunge ist
er auch. Die Eltern haben
ganz richtig einige schöne Ge-
schenke gewählt.

Aber Tante Agathe hat
fehlgegriffen. Sie kommt mit
einem Paket an und zieht erst
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einmal den Schwager, Bennos Vater, beiseite. „Ich habe was Reizen-
des für Bennochen! Das wird dem kleinen Jungchen viel Freude
machen. Sieh's dir mal an!"

Der Schwager packt aus. Au weh — ein Stofftier kommt heraus.

Es ist ein schönes Stofftier, aber, aber-

Der Schwager schüttelt den Kopf. „Für den Jungen ein Schaf?
Das sieht dir ähnlich, Agathe!"

*

Lorst Biegelmann hat sich sehr viel gewünscht, aber er hat alles

bekommen. Nun ja — Biegel-
manns sind reiche Leute. Lorst
ist zwar erst ein kleiner Knabe,
aber er ist sich dieser Wohl-
habenheit als eines sehr ange-
nehmen Zustandes wohl be-
wußt, denn er hat schon über
mancherlei Erscheinungen die-
ser an Gegensätzen so reichen
Welt nachgedacht.

Lorst bedankt sich höflich
und herzlich bei den Eltern.

Tante Adelheid ist sehr für
gutes Benehmen, aber in die-
sem Fall scheint es ihr nicht
angebracht; Lorstchen ist ihr
noch zu jung dafür. „Aber
Jungchen — die schönen Sachen
hat dir doch der Weihnachts-
mann gebracht, der gute Weih-
nachtsmann!"

„Der gute Weihnachts-
mann? Aber Tante, laß' doch
den Ansinn! Ein guter Weih-
nachtsmann müßte doch nicht
bloß zu den reichen Leuten
kommen."

Ein einziges Wort kann
fürchterliche Folgen haben.
Ganz abgesehen sei dabei von
trotz ihrer Kürze so schwerwie-
genden Wörtern Ja und Nein.

Bei Zillebrechts hat das
Wörtchen „auch" das ganze
Weihnachtssest verdorben. And
dabei wurde es nur so neben-
her und dazu noch flüchtig
„ooch" ausgesprochen.

Eine schöne Bescherung
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Eine schöne Bescherung"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4716, S. 386

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