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Still- Nacht

„Gern/ sagte ich, „wenn Sie mir den verflixten Kaktus abnehmen."

Mit der neuen Adresse machten wir uns auf den Weg. Dieser
Lechtsuppe schien eine besondere Vorliebe für die Peripherie zu
haben. Wir waren jetzt im äußersten Osten. Jetzt mußten wir nach
dem äußersten Norden. In die Katzbachstraße.

Es war kein feines Laus. Auf jedem Stockwerk wohnten fünf
Parteien. Vor einer Türe, an der mindestens fünf Zettel mit Namen
von Antermietern hingen, machten wir halt. Auf einem Schild stand
„Lechtsuppe". Linker der Türe ertönte wüstes Geschrei. Man konnte
jedes Wort verstehen.

„So'n jeriebener Gauneri Lat Meta'n ihr Sparschwein mit'n
Pechdraht ausjeleert, un det arme Mächen kann nu weiter in Zijarren-
kisten loofen. Nu jib ihm fein Christkind, Oskar. Feste! Immer mit
die Kohlenschaufel vor de Birne!"

Der Versicherungsmakhematiker wurde blaß.

„Bitte, ziehen Sie mir mal die flache Schachtel unter dem linken
Arm hervor!" sagte er. „Da ist eine Torte für Lerrn Lechtsuppe
drin. Die werden wir abgeben, und dann werden wir verschwinden.
Ich muß sagen, ich bin sprachlos über die Iugendfreundschaften
meiner Frau."

Ich zog die Tortenschachtel heraus. In dem Moment ging die
Treppenbeleuchtung aus. Ztrrdübel stieß mit dem Fuß an die Türe
und ries: „Aufmachen! Polizei!"

Er hätte es nicht tun sollen. Die Türe wurde aufgerissen, und
ein muskulöser Mann schleuderte eine Kohlenschaufel auf meinen
Begleiter. Es war sein Glück, daß er den langen Stangenkaktus vor
dem Gesicht hatte, denn der Wurf war geschickt gezielt. So brach
nur der Kaktus ab und spießte sich in Zirrdübels Wange, wo ein
etwa zwanzig Zentimeter langes Stück zitternd hängen blieb. Gleich
darauf aber landete der Mann einen Tritt vor meinen Bauch, der
glücklicherweise durch die Tortenschachtel gedeckt war. Als er den
Fuß zurückzog, hingen Nußkrem und gebrannte Mandeln an seinem
Stiefel.

Dann aber klärte sich im neuangeknipsten Treppenlicht alles aus.
Wir schieden unter den Segenswünschen der Familie und unter Zu-
rücklassung des Kaktus und der völlig vermatschten Tortenschachtel.
Lechtsuppe war verreist. Bestellungen würde sein Stiefbruder, der
gegenüber auf Nummer 17 wohnte und Knatz hieß, entgegennehmen.
Auf meine Kosten wurde eine neue Torte angeschafft.

Bei Knatz war Lochbetrieb. Lerr Knatz stellte sich als Agent
einer südamerikanischen Tanzbar vor. Er sollte morgen mit einer
Schar junger Tanzgirls nach Rio de Janeiro abreisen. Er hatte die
Mädchen alle da. Sie übten Cancan und Matchiche auf Sofas
und Tischen.

„Ja," sagte Lerr Knatz bedauernd und legte sich aus einem ge-
wiffen Etikettebedürfnis heraus zu seinem blauweißgestreiften, tief-
ausgeschnittenen Athletenhemd einen Gummikragen locker um den
Lals, „mein Stiefbruder is ja nu verreist, uff drei Monate. Et war
nich janz freiwillig, wie ick Ihnen unter Brüdern flüstern kann, aber.

na — lassen Se die Ieschenke man ruhig da. Wat Ham Se 'n da
alles? Na, jroßartig! Kognak, Kinder, und Rotwein. An wat is'n
da drin? Fühlt sich an wie 'ne jeräucherte Ochsenzunge. Ochsenzunge
kann ich stundenlang essen, hängt mir nie zum Lals raus!"

Im Nu war alles ausgepackt. Dann langte Lerr Knatz uns in
die Brusttaschen und inspizierte die Brieftaschen. Er nahm aus jeder
50 Mark heraus. 80 steckte er in seine Losentasche, 20 drückte er
einem der Girls in die Land.

„Lauf, Mieze, und hol 4 Flaschen Schampus! Mir müssen den
Lerren doch wat bieten."

Es wurde ein sehr fröhliches Fest. Als der Sekt alle war, griff
Lerr Knatz erneut mit schöner Selbstverständlichkeit in Zirrdübels
Brusttasche. Da aber Zirrdübels Brieftasche nicht mehr da war,
entnahm er bei mir weitere 30 Mark. Es waren die letzten.

Schließlich gingen wir. Lerr Knatz gab uns noch großmütig
fünf Mark für ein Auto. Die vielen Pakete behielt er da, dagegen
legte er keinen Wert auf die Torte. Ich nahm sie an mich.

Unten auf der Straße fing Zirrdübel an, in seinen Taschen zu
kramen. Er förderte eine Menge Zettel zutage.

„Kommen Sie doch endlich!" sagte ich.

„Einen Moment, ich — ich sollte meiner Frau noch etwas mit-
bringen. Da, das muß der Zettel sein, ich hatte ihn mir rot ange-
kreuzt. Lesen Sie doch mal."

Ich las im schwankenden Licht einer vorsintflutlichen Gaslaterne:
„Willi Kranefuß. Diplomingenieur."

Der Vcrsicherungsmathematiker griff sich an den Kopf.

„Jetzt habe ich wahrhaftig die Zettel verwechselt," sagte er.
„Das war der Jugendfreund, und Lechtsuppe sollte ich in Büchsen
besorgen."

Ich hieb ihm ohne ein weiteres Wort die Tortenschachtel über
den Kopf und ging meiner Wege.

Weihnachten

Weihnachten naht.

Man beginnt, Geschenke einzukaufen.

Auch für die Kinder der Freunde.

Tützens kauften eine Trommel.

„Glaubst du, daß sich Erichs Kind darüber freut?"

Tütze lachte:

„Nein. Aber daß sich Erich darüber ärgert."

fingier hat zu Weihnachten einen Ring gekauft.

„Sieh diesen schönen Brillanten," zeigte er ihn seiner Frau.

Sie war sichtlich enttäuscht:

„Was, so klein?"

„Er ist doch nicht für dich. Liebste! Er ist ein Weihnachtsgeschenk
für die Sekretärin unseres Werkes."

Darauf sagte sie:

„Was? So groß?"

S(Xgül,daß
leislen

die sich alle?
Mühlen..

Wenn man auch in Kreisen, die nicht zu rechnen pfle-
gen, NIVEA-Zahnpasta so häufig findet, dann liegt's
nicht am Preis, dann liegt's an ihren vorzüglichen
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Reinigungskraft, an dem angenehmen, erfrischenden
Geschmack, an dem milden, feinen Schaum. Auch
Sie sollterr die NIVEA-Zahnpasta einmal versuchen.

Tube

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