Sin halb Putzend
Psesferkuctzenoerse
Die Frau dem Manne:
Stippst du ihn in den Kaffee ein.
Wird dieser Kuchen weicher sein.
Ach, Alter, laß auch dich erweichen.
Will mal das Wirtschaftsgeld nicht reichen!
Der Mann der Frau:
Lalb süß, halb herb — die Mischung ist
Mit Pfefferkuchen stets verbunden.
Wenn du auch nianchmal böse bist,
Denk' ich an deine nette» Stunden.
Einem Geizhals:
Solch Pfefferkuchen dir entspricht
Bei deinem kargenden Gebühren:
Man kann, trägt er auch Zinsen nicht.
Doch jahrelang ihn aufbewahren.
Einer Klatschbase:
Du gehst von Laus zu Laus herum.
Am über alle Welt zu klatschen.
Den größten Kuchen kriegst du drum:
Solang' du kaust, kannst du nicht schwatzen!
Trost für einen Bedrängten:
Scheint noch so viel dich heimzusuchen.
Die Tröstung darfst du nicht vergessen:
Es geht dir nicht wie diesem Kuchen —
Die Gläub'ger können dich nicht fressen!
Einem erfolglosen Dichter:
Du klagst, ganz unbekannt sei noch
Dein vieles Dichterwerk bis heute.
Mach Pfefferkuchenverse doch.
Dann kommst du in den Mund der Leute!
—on.
Vor dem Kaufhaus drängen sich die Leute:
Denn statt Weinglas und Kanstseidsnbraut
Hinter blanken Spiegelscheiben heute
Ist ein Weihnachtsmärchen auf gebaut.
Kater prunkt in roten Stiefeletten,
Und Prinzessin lächelt lind und zart,
Hofmarschall trägt dicke, goldne Ketten,
Der Herr König wackelt mit dem Bart.
Hinter dir erklingen Hupenschreie,
Und das ewge Lied der Großstadt braust —
Doch du drängst dich in die erste Reihe,
Daß du auch den hübschen Prinzen schaust.
Unten drücken an den kalten Scheiben
Kleine Kinder sich die Nasen platt —
Ach, du mochtest hier bis morgen bleiben,
Siehst an diesem Fenster dich nicht satt.
Einer schimpft; „Sie, ick möcht ooch ma ran da!"
Und du schiebst dich, fast beschämt, hinaus.
Flürchen gibts als Weihnachtspropaganda
Heutzutage nur im Warenhaus. Peter Kringel
Der Seefahrer
Bei seinem letzten Besuch hatte der seefahrende Onkel den Kindern
das Versprechen gegeben. Nu» lag seit 36 Stunden die „Cäcilie"
wieder im Leimathafen, und die Kinder, die vergeblich gewartet hatten,
wollten an Bord steigen. Aber der Mann am Fallreep wies sie ab.
„Nee, Kinnings, Steuermann Peterson schläft grad'. Wat wollt ihr
denn von ihm?" — „Er ist doch unser Onkel. Wir wollen den Papagei
haben, den er uns mitgebracht hat."
„Tja, Kinnings, den Papagei hat er schon verkloppt und sich 'neu
Affen davor gekauft."
„Au fein! Ein Affe ist uns noch lieber."
Dies ift der Weisheit letzter Schluß:
Nur wer fich noch was wünfchen muß,
Nicht der, der alles haben kann,
Ift ein beneidenswerter Mann.
Nur wer fich lehnt und was entbehrt,
Bemißt der Dinge rechten Wert.
Das Wünfchen macht des Dafei ns Schmelz -
Das Haben hat die Laus im Pelz.
WUNSCHZETTEL
Obs eine Frau, ob es aus Gips ift,
Ob es ein Radio oder Schlips ift —
Sogar das Konto auf der Bank
Macht nicht von Sorgen frei und frank.
Das Herrlichste, fo fchön erträumt,
Realifiert wirds ungereimt.
Vom Ding an fich zum Ding an dir,
Den Schritt bezahlst du teuer hier.
Von der Idee ins Substanzielle
Verlieren mit Gedankenfchnelle
— O ekelhafte Diskrepanz! —
Die meisten Sachen ihren Glanz.
Drum fchickt dem Chriftkind eure Wünfche
Von A bis Z, von Braut bis Pünfche,
Und freut euch, wenn ihr dann lehr prompt
Das allerfchönfte nicht bekommt!
Peter Kringel
397
Psesferkuctzenoerse
Die Frau dem Manne:
Stippst du ihn in den Kaffee ein.
Wird dieser Kuchen weicher sein.
Ach, Alter, laß auch dich erweichen.
Will mal das Wirtschaftsgeld nicht reichen!
Der Mann der Frau:
Lalb süß, halb herb — die Mischung ist
Mit Pfefferkuchen stets verbunden.
Wenn du auch nianchmal böse bist,
Denk' ich an deine nette» Stunden.
Einem Geizhals:
Solch Pfefferkuchen dir entspricht
Bei deinem kargenden Gebühren:
Man kann, trägt er auch Zinsen nicht.
Doch jahrelang ihn aufbewahren.
Einer Klatschbase:
Du gehst von Laus zu Laus herum.
Am über alle Welt zu klatschen.
Den größten Kuchen kriegst du drum:
Solang' du kaust, kannst du nicht schwatzen!
Trost für einen Bedrängten:
Scheint noch so viel dich heimzusuchen.
Die Tröstung darfst du nicht vergessen:
Es geht dir nicht wie diesem Kuchen —
Die Gläub'ger können dich nicht fressen!
Einem erfolglosen Dichter:
Du klagst, ganz unbekannt sei noch
Dein vieles Dichterwerk bis heute.
Mach Pfefferkuchenverse doch.
Dann kommst du in den Mund der Leute!
—on.
Vor dem Kaufhaus drängen sich die Leute:
Denn statt Weinglas und Kanstseidsnbraut
Hinter blanken Spiegelscheiben heute
Ist ein Weihnachtsmärchen auf gebaut.
Kater prunkt in roten Stiefeletten,
Und Prinzessin lächelt lind und zart,
Hofmarschall trägt dicke, goldne Ketten,
Der Herr König wackelt mit dem Bart.
Hinter dir erklingen Hupenschreie,
Und das ewge Lied der Großstadt braust —
Doch du drängst dich in die erste Reihe,
Daß du auch den hübschen Prinzen schaust.
Unten drücken an den kalten Scheiben
Kleine Kinder sich die Nasen platt —
Ach, du mochtest hier bis morgen bleiben,
Siehst an diesem Fenster dich nicht satt.
Einer schimpft; „Sie, ick möcht ooch ma ran da!"
Und du schiebst dich, fast beschämt, hinaus.
Flürchen gibts als Weihnachtspropaganda
Heutzutage nur im Warenhaus. Peter Kringel
Der Seefahrer
Bei seinem letzten Besuch hatte der seefahrende Onkel den Kindern
das Versprechen gegeben. Nu» lag seit 36 Stunden die „Cäcilie"
wieder im Leimathafen, und die Kinder, die vergeblich gewartet hatten,
wollten an Bord steigen. Aber der Mann am Fallreep wies sie ab.
„Nee, Kinnings, Steuermann Peterson schläft grad'. Wat wollt ihr
denn von ihm?" — „Er ist doch unser Onkel. Wir wollen den Papagei
haben, den er uns mitgebracht hat."
„Tja, Kinnings, den Papagei hat er schon verkloppt und sich 'neu
Affen davor gekauft."
„Au fein! Ein Affe ist uns noch lieber."
Dies ift der Weisheit letzter Schluß:
Nur wer fich noch was wünfchen muß,
Nicht der, der alles haben kann,
Ift ein beneidenswerter Mann.
Nur wer fich lehnt und was entbehrt,
Bemißt der Dinge rechten Wert.
Das Wünfchen macht des Dafei ns Schmelz -
Das Haben hat die Laus im Pelz.
WUNSCHZETTEL
Obs eine Frau, ob es aus Gips ift,
Ob es ein Radio oder Schlips ift —
Sogar das Konto auf der Bank
Macht nicht von Sorgen frei und frank.
Das Herrlichste, fo fchön erträumt,
Realifiert wirds ungereimt.
Vom Ding an fich zum Ding an dir,
Den Schritt bezahlst du teuer hier.
Von der Idee ins Substanzielle
Verlieren mit Gedankenfchnelle
— O ekelhafte Diskrepanz! —
Die meisten Sachen ihren Glanz.
Drum fchickt dem Chriftkind eure Wünfche
Von A bis Z, von Braut bis Pünfche,
Und freut euch, wenn ihr dann lehr prompt
Das allerfchönfte nicht bekommt!
Peter Kringel
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Weihnachtsschaufenster"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)