o
Planänderung
„Arsprünglich sollte mein Einfamilienhaus nicht so groß werden, wie
ich es jetzt baue — aber inzwischen hat mir meine Frau Drillinge
geschenkt!"
Der Traum
„Wie kommt es, daß Sie den Wecker nicht gehört haben und so
spät aufgestanden find?"
„Ach, ich hatte so einen schrecklichen Traum, gnädige Frau! Mir
träumte, ich sei taub geworden."
„Warum find Sie denn so übler Laune?"
„Ach, dumme Sache! Ich habe gerade meinen Absatz verloren."
„Pst! Nicht vom Geschäft reden!"
Noch größer als Siegfried V„n sieronymus I°rs
Der ewigen Einsamkeit und der fortgesetzten Anbillen seitens
übelwollender Nachbarn, wie fie es nannte, überdrüssig, beschloß
die Schifferswitwe Karoline Korteisen, Laurenzigaffe 8, noch ein-
mal aus ihrem Lebensschifflein den Äeiratswimpel zu setzen, und
ließ demzufolge ins Lokalblatt oder genauer in seine Unterhaltungs-
beilage „Die glückliche Stunde," die gern von Leiratslustigen zur
Annäherung benützt wurde, diese Anzeige einrücken: „Welcher
Kapitän hat dieSchneid, miteinemsechzigjährigen
Schraubendampfer in den Lasen der Ehe einzu-
laufen? Briefe unter K. K. 1001 an die Expedition."
Dabei vertraute sie, durch ihr Vorstadthäuschen und die Erspar-
nisse ihrer Witwenschaft würde nicht nur das, wie nicht zu leugnen,
ansehnliche Schiffsalter ausgeglichen, sondern auch die Schneid des
Kapitäns dermaßen angesacht werden, daß er ohne weiteres die
hohe Fahrt mit dem überalterten Dampfer noch wage. Doch be-
hielt sie die Bekanntgabe ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse einem
späteren Zeitpunkte vor. Diese Schweigsamkeit indes über so
gewichtige Dinge trug ihr manch ein Aergernis ein. So zum
Beispiel eine Zuschrift des Inhalts: „Was braucht so 'ne über-
ständige Gondel noch 'nen Kapitän? Bleib du nur schön alleene
in deinem Ententeich, olle Watschelkiste!" Doch fing sich im Netz
ihrer Offerte auch diese Meldung: „Lurra! Lier seebefahrener
Junggeselle, der sich andurch um die Kapitänsstelle auf Ihrem
Schraubendampfer bewirbt. Es lebe der Lasen der Ehe! Antwort
unter G. Z. 1002 postlagernd," also, daß darauf die einsame Witwe
nur die wenigen, aber inhaltschweren Worte sprach: „Der oder
keiner!" Auch entschleierte sie sogleich brieflich mit ungelenker
Land ihr Lab und Gut und auch, wie sie meinte, ihr gutes Lerz,
indem sie sich erbot, dem mutigen Kapitän die Lälfte ihres Ver-
mögens anzuheiraten, wenn er noch in den Flitterwochen ihrer
Ehe den möblierten Zimmerherrn in dem Lause ihr gegenüber so
verbleue, daß ihm für immer die Lust vergehe, ihr Tagwerk mit
seinen unausstehlichen Glotzaugen von früh bis spät in der un-
verschämtesten Weise zu verfolgen.
„Mein süßes Täubchen," schrieb der schneidige Anbekannte
mit wendender Post zurück, „so habe ich also nicht umsonst vor
zehn Jahren aus dem großen Schiffbruch an der afrikanischen
Küste meine neunschwänzige Nilpserdpeitsche gerettet, denn ich
werde mit Lilfe dieses überzeugenden Instruments Ihrem Visavis,
d. i. dem Frechje von einem möblierten Zimmerherrn, noch in
unseren Kosewochen, jedoch nicht vor erfolgter Ver-
nögensanheiratung, beibringen, wie man einer untade-
ligen Dame zu begegnen hat. Am diese wohlverdiente Züchti-
gung alsbald in Gang zu bringen, schlage ich vor, daß wir
noch in dieser Woche zwecks besagter Transaktion und wechsel-
seitiger Vorstellung auf dem Notariat in der Mohrengasse uns
treffen. Eine gelbe Nelke sei das Erkennungszeichen! Ewig Ihr
G. Z. 1002." (Fortsetzung Seite 35)
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Planänderung
„Arsprünglich sollte mein Einfamilienhaus nicht so groß werden, wie
ich es jetzt baue — aber inzwischen hat mir meine Frau Drillinge
geschenkt!"
Der Traum
„Wie kommt es, daß Sie den Wecker nicht gehört haben und so
spät aufgestanden find?"
„Ach, ich hatte so einen schrecklichen Traum, gnädige Frau! Mir
träumte, ich sei taub geworden."
„Warum find Sie denn so übler Laune?"
„Ach, dumme Sache! Ich habe gerade meinen Absatz verloren."
„Pst! Nicht vom Geschäft reden!"
Noch größer als Siegfried V„n sieronymus I°rs
Der ewigen Einsamkeit und der fortgesetzten Anbillen seitens
übelwollender Nachbarn, wie fie es nannte, überdrüssig, beschloß
die Schifferswitwe Karoline Korteisen, Laurenzigaffe 8, noch ein-
mal aus ihrem Lebensschifflein den Äeiratswimpel zu setzen, und
ließ demzufolge ins Lokalblatt oder genauer in seine Unterhaltungs-
beilage „Die glückliche Stunde," die gern von Leiratslustigen zur
Annäherung benützt wurde, diese Anzeige einrücken: „Welcher
Kapitän hat dieSchneid, miteinemsechzigjährigen
Schraubendampfer in den Lasen der Ehe einzu-
laufen? Briefe unter K. K. 1001 an die Expedition."
Dabei vertraute sie, durch ihr Vorstadthäuschen und die Erspar-
nisse ihrer Witwenschaft würde nicht nur das, wie nicht zu leugnen,
ansehnliche Schiffsalter ausgeglichen, sondern auch die Schneid des
Kapitäns dermaßen angesacht werden, daß er ohne weiteres die
hohe Fahrt mit dem überalterten Dampfer noch wage. Doch be-
hielt sie die Bekanntgabe ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse einem
späteren Zeitpunkte vor. Diese Schweigsamkeit indes über so
gewichtige Dinge trug ihr manch ein Aergernis ein. So zum
Beispiel eine Zuschrift des Inhalts: „Was braucht so 'ne über-
ständige Gondel noch 'nen Kapitän? Bleib du nur schön alleene
in deinem Ententeich, olle Watschelkiste!" Doch fing sich im Netz
ihrer Offerte auch diese Meldung: „Lurra! Lier seebefahrener
Junggeselle, der sich andurch um die Kapitänsstelle auf Ihrem
Schraubendampfer bewirbt. Es lebe der Lasen der Ehe! Antwort
unter G. Z. 1002 postlagernd," also, daß darauf die einsame Witwe
nur die wenigen, aber inhaltschweren Worte sprach: „Der oder
keiner!" Auch entschleierte sie sogleich brieflich mit ungelenker
Land ihr Lab und Gut und auch, wie sie meinte, ihr gutes Lerz,
indem sie sich erbot, dem mutigen Kapitän die Lälfte ihres Ver-
mögens anzuheiraten, wenn er noch in den Flitterwochen ihrer
Ehe den möblierten Zimmerherrn in dem Lause ihr gegenüber so
verbleue, daß ihm für immer die Lust vergehe, ihr Tagwerk mit
seinen unausstehlichen Glotzaugen von früh bis spät in der un-
verschämtesten Weise zu verfolgen.
„Mein süßes Täubchen," schrieb der schneidige Anbekannte
mit wendender Post zurück, „so habe ich also nicht umsonst vor
zehn Jahren aus dem großen Schiffbruch an der afrikanischen
Küste meine neunschwänzige Nilpserdpeitsche gerettet, denn ich
werde mit Lilfe dieses überzeugenden Instruments Ihrem Visavis,
d. i. dem Frechje von einem möblierten Zimmerherrn, noch in
unseren Kosewochen, jedoch nicht vor erfolgter Ver-
nögensanheiratung, beibringen, wie man einer untade-
ligen Dame zu begegnen hat. Am diese wohlverdiente Züchti-
gung alsbald in Gang zu bringen, schlage ich vor, daß wir
noch in dieser Woche zwecks besagter Transaktion und wechsel-
seitiger Vorstellung auf dem Notariat in der Mohrengasse uns
treffen. Eine gelbe Nelke sei das Erkennungszeichen! Ewig Ihr
G. Z. 1002." (Fortsetzung Seite 35)
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Absatz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4668, S. 34
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg