ÄUurkel sitzt in einem Lokal. Murkel träumt vor sich hin bei
einem ganz kleinen Leiten. Plötzlich sieht er auf, das heißt: eigentlich
horcht er auf. Der Kellner geht herum und spuckt diskret, aber doch
unverkennbar, auf einige Stühle.
Murkel winkt den Ober heran. „Was machen Sie denn da,
Lerr Ober?"
„Ach," sagt der Ober, „wissen Sie, das ist ein uralter Brauch.
Auf den Stühlen haben Leute gesessen, die mehr als das vorgeschriebene
und übliche Trinkgeld gegeben haben."
„Wieviel?"
„Je nachdem, 20 Prozent, auch dreißig, bis zu fünfzig."
„So," sagt Murkel, „dann sammeln Sie Spucke, Lerr Ober.
In einer kleinen Viertelstunde zahle ich mein kleines Lelles zu
12 Pfennig. Ich gebe Ihnen 20 Pfennige — das sind 66 Prozent."
„Wollen Sie nicht aussteigen, mein Lerr? Ein herrliches Pano-
rama wird sich Ihnen bieten."
„Aber wenn der Ballon sich losreißt und mit mir wegfliegt?"
„O, dann dürfen Sie ihn behalten."
Entrüstung
„Ihr Lehrling hat öffentlich erzählt, ein Kunde
hätte Sie Spitzbube und Betrüger genannt!"
„Das stimmt! Ich habe ihn aber dafür ge-
züchtigt!"
„Den Kunden?"
„Nein, den Lehrling!"
Anbahnung
„Führen Sie auch die bekannte Lavendelseife
Marke,Königin'?"
„Leider nicht, mein Lerr, aber wenn Sie es
wünschen, bestelle ich sie gerne!"
„Freilich wünsche ich es. Ich bin, nämlich der
Vertreter davon!"
„Eie müssen das Trinken lassen," sagte der
Arzt zu Lerrn Morchel, „oder wenigstens ein-
schränken."
„Ist das notwendig, Lerr Doktor?" fragt
Morchel bekümmert.
„Ra, hören Sie doch nach einem bestimmten
Quantum auf. Das geht doch!"
„Natürlich geht es, Lerr Doktor, aber es ist
nicht schön."
„Aber wieso denn? Einmal hat man doch genug!"
„Nee, es wird immer schöner, je länger ich trinke.
Ich will Ihnen das erklären, Lerr Doktor: Also so
nach vier, fünf Glas, da ist mir so leicht zumute,
da kenne ich keine Sorgen mehr — nun trinke ich
noch ein Glas, dann möchte ich schon die ganze Welt
umarmen, da kenne ich keine Lemmungen mehr —
noch eins, und ich kenne mich selbst nicht mehr, ein
wunderbarer Zustand, lieber Doktor!"
„Na, schön, zugegeben, Lerr Morchel, aber damit
ist doch der Löhepunkt erreicht!"
„Ausgeschlossen, Lerr Doktor! Wenn ich dann
weitertrinke, dann kenne ich sogar meine Schwieger-
mutter nicht mehr."
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einem ganz kleinen Leiten. Plötzlich sieht er auf, das heißt: eigentlich
horcht er auf. Der Kellner geht herum und spuckt diskret, aber doch
unverkennbar, auf einige Stühle.
Murkel winkt den Ober heran. „Was machen Sie denn da,
Lerr Ober?"
„Ach," sagt der Ober, „wissen Sie, das ist ein uralter Brauch.
Auf den Stühlen haben Leute gesessen, die mehr als das vorgeschriebene
und übliche Trinkgeld gegeben haben."
„Wieviel?"
„Je nachdem, 20 Prozent, auch dreißig, bis zu fünfzig."
„So," sagt Murkel, „dann sammeln Sie Spucke, Lerr Ober.
In einer kleinen Viertelstunde zahle ich mein kleines Lelles zu
12 Pfennig. Ich gebe Ihnen 20 Pfennige — das sind 66 Prozent."
„Wollen Sie nicht aussteigen, mein Lerr? Ein herrliches Pano-
rama wird sich Ihnen bieten."
„Aber wenn der Ballon sich losreißt und mit mir wegfliegt?"
„O, dann dürfen Sie ihn behalten."
Entrüstung
„Ihr Lehrling hat öffentlich erzählt, ein Kunde
hätte Sie Spitzbube und Betrüger genannt!"
„Das stimmt! Ich habe ihn aber dafür ge-
züchtigt!"
„Den Kunden?"
„Nein, den Lehrling!"
Anbahnung
„Führen Sie auch die bekannte Lavendelseife
Marke,Königin'?"
„Leider nicht, mein Lerr, aber wenn Sie es
wünschen, bestelle ich sie gerne!"
„Freilich wünsche ich es. Ich bin, nämlich der
Vertreter davon!"
„Eie müssen das Trinken lassen," sagte der
Arzt zu Lerrn Morchel, „oder wenigstens ein-
schränken."
„Ist das notwendig, Lerr Doktor?" fragt
Morchel bekümmert.
„Ra, hören Sie doch nach einem bestimmten
Quantum auf. Das geht doch!"
„Natürlich geht es, Lerr Doktor, aber es ist
nicht schön."
„Aber wieso denn? Einmal hat man doch genug!"
„Nee, es wird immer schöner, je länger ich trinke.
Ich will Ihnen das erklären, Lerr Doktor: Also so
nach vier, fünf Glas, da ist mir so leicht zumute,
da kenne ich keine Sorgen mehr — nun trinke ich
noch ein Glas, dann möchte ich schon die ganze Welt
umarmen, da kenne ich keine Lemmungen mehr —
noch eins, und ich kenne mich selbst nicht mehr, ein
wunderbarer Zustand, lieber Doktor!"
„Na, schön, zugegeben, Lerr Morchel, aber damit
ist doch der Löhepunkt erreicht!"
„Ausgeschlossen, Lerr Doktor! Wenn ich dann
weitertrinke, dann kenne ich sogar meine Schwieger-
mutter nicht mehr."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ballonfahrt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4676, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg