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„Der Lerr Baron läßt das Fell als Fußteppich verarbeiten.'
„Aha — es soll ’rt Salonlöwe draus werden!"

Ein Schwindler

Roller trifft nach Jahren mit Schellack zusam-
men, einem allen Schulkameraden. And wie das
so geht: gerade am Tage vorher ist ihm Benzler
begegnet, ein anderer einstiger Pennalgenoffe.

„Benzler ist ja mächtig in die Löhe gekommen,"
meint jetzt Roller. „Villa, Auto und so weiter —
anscheinend Großkapitalist!"

Schellack schneidet eine Grimasse.
„Stimmt — aber bloß durch einen
Schwindel! Eigentlich sollte ich jetzt
so dastehen. Der gemeine Lund!"

„Ist ja kaum zu glaube»!" wun-
dert sich Roller. „Ja, hast du denn
nichts gegen den Schwindel mache»
können?"

„Ree, da war nichts zu machen!
Vor drei Jahren hat er einem
reichen Mädel vorgeschwindelt, daß
er sie mehr liebte als ich."

„Jetzt erzählen
Sie mir schon zum
hundertsten Male,
daß Sie mir das
geliehene Geld bald
zurückgeben werden!
Ich glaube Ihnen
aber nicht mehr!"

„And Sie wollen
ein Gläubiger sein!"

Begegnung

Runge hat zum erstenmal aufstehen dür-
fen. Wenn er noch nicht Lust gehabt hätte,
dann hätte er aufstehen müssen. Denn etwas
Bewegung muß er jetzt habe»; heute soll er
erst einmal zehn Minuten in der Wandel-
halle der Klinik spazieren.

Runge hat das glücklich erledigt und jetzt
noch — er hat ja so lange allein gelegen —
auf ein Weilchen in der Wandelhalle sich
niedergelassen. Da sitzt ei» Leidensgenosse,
ein Mitpatient. Der fragt: „Operation
gehabt?"

„Nein,Anglücksfall!" Runge ist mitteilsam.
„Eine ganz tolle Sache; sowas kommt wahrhaf-
tig nicht oft vor.Muß aber gerade mir passieren.
Ich habe nämlich ein Wochenendhäuschen in
Rumpelfing; es liegt dicht an der Landstraße."

„Ein Wocheuendhäuschen in Rumpelfing

— an der Landstraße?" wiederholt der Mit-
patient.

„Jawohl. Kleine Bude, ganz leicht gebaut

— nur für den Sommer. And in diesem
Wochenendhäuschen sitze ich an einem Sonn-
tag •— morgen werden cs übrigens vier
Wochen — ziemlich spät am Abend noch bei
einem Töpfchen Bier. Gemütlich im Lehn-
stuhl sitze ich und lese. Da gibt es auf
einmal einen Krach und ein Poltern, und
ich falle mit meinem Lehnstuhl um — —
und dann weiß ich gar nichts mehr. And

wie ich wieder zu mir komme-ja, da

bin ich hier in der Klinik. Wissen Sie, was
geschehen war?"

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„Ja," sagt der Mitpatient. „Ein Auto
war von der Landstraße 'runter in Ihr
Läuschen gerast"

„Ah, das haben Sie hier gehört."

„Nein — — ich war Fahrgast in dem
Auto."

Ganz unmöglich

In Mieshagen haben sie jetzt eine»
Theaterverein gegründet. Die Leute sind sehr
kühn: gleich zu Anfang wollen sie sich an den
„Faust" heranmachen. Postdirektor Zebe-
däus hat das angeregt; er will den Mephisto
spielen. Ja, das ist eine Rolle, die bedeutende
Intelligenz erfordert.

Den Faust soll der Postsekretär Schimmel
spielen, der auch ein Mann von Talent ist.
Aber nun kommt er zum Vereinsvorstand,
dem Lerrn Bürgermeister. „Ich kann den
Faust nicht übernehmen, Lerr Bürger-
meister. Oder ich muß auf einer Acnderung
bestehen."

„Bei Goethe dürfen wir nichts ändern,"
sagt der Vorstand des Theatervereins.
„Löchstens dürfen wir streichen."

„Dann müssen wir die Szene in Mar-
thens Garten streichen, die zweite Garten-
szene, die auf Gretchens Monolog am Spinn-
rad folgt."

„Aber warum denn, Lerr Sekretär?"

„Ich würde es nicht fertig bringen, zum
Lerrn Postdirektor zu fagen: Du Spott-
geburt von Dreck und Feuer!"

Blubbermann und die Babies

Gustav Blubbermann macht eine Reise:

Zn dem Abteil kümmert er und gähnt.
Seine Braut in Riesa, Emma Bleise,
Schrieb, daß sie sich heftig nach ihm sehnt.

In dem Speisewagen nimmt er kalte
Platten zu sich, denn die Fahrt ist weit —
Aber hoppla! Linker Luckenwalde
Ist ein Säugling im Kupee. Der schreit.

Blubbermann verflucht so Ort wie Stunde,
Murmelt wütend etwas von Malheur:
Wen» auch Menschenfreund im tiefsten Grunde,
Gehn ihm Säuglinge doch contra ccaur.

Am den schrei'nden Teufel abzulenken,
Macht die Mutter tausend kleine Tricks,
Rollt ihm bunte Bälle auf den Bänken,
Klopft ans Fenster, macht dem Anband Kicks'

Loppe-Hopp und backe-backe Kuchen!
Blubbermann wird zum granitnen Bild.

Alle Kniffe muß man hier versuchen.
Aber nein: der kleine Schreihals brüllt.

Auch die hingereichte Gummiflasche
Drückt das Scheusal ganz energisch fort.
And zwei laue, wohlgezielte, rasche
Strahlen treffen Gustavs Kragenbord.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Salonlöwe" "Blubbermann und die Babies"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Thiele, Herbert
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Wortspiel

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4681, S. 254

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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