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Zeichnung von E. Kirchner

Gewissenhaft „Der Kasten wird dock erst morgen früh geleert; warum rannten

Sie eben wie wahnsinnig, als Sie den Brief hinbrachten?"
„Es war 'n Eilbrief!"

Geschichten von Tante Paula

In der Ortspresse wurden die Geschäftsleute
der Stadt vor einem Betrüger gewarnt, der seit
einigen Tagen hier und dort in Läden bei kleinen
Einkäufen mit einem Hundertmarkschein bezahlte,
den er dann samt dem herausgegebenen Betrage
wieder an sich zu bringen wußte. „Der Schwind-
ler," hieß es, „trägt einen weiten Mantel, dessen
rechter Aermel leer herabhängt. Jedenfalls hat
er den rechten Arm unter dem Mantel, um den
Anschein zu erwecken, daß er nur den linken be-
sitzt. Wenn er dann mit der linken Land schein-
bar unbeholfen das Geld aufnimmt, läßt er
einige Münzen zu Boden fallen; der dem ver-
meintlichen Invaliden zu Lilfe kommende Ver-
käufer oder die Verkäuferin wird hierdurch ab-
gelenkt und achtet nicht auf das Verschwinden
des Lunderlmarkscheins. Dem Gauner ist das
Manöver bereits in l l Geschäften geglückt."

„Das ist doch schändlich!" bemerkte Tante
Paula dazu, sehr bekümmert über solche Schlech-
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tigkeit. „And was für Glück solch ein Betrüger
hat! Schon elfmal ist ihm das gelungen! Wenn
ein ehrlicher Mensch sowas machen wollte —
— gleich beim erstenmal würde er erwischt
werden."

*

Tante Paula war am Vormittag ausgegangen,
einige Besorgungen zu machen. Ohne auch nur
eine erledigt zu haben, kam sie zurück, lodernd
vor Zorn, durchwühlt von Grimm. „O, dieser
Kerl auf der Polizei!" jappste sie.

Polizei? Ja, was hatte Tante Paula mit
der Polizei zu tun gehabt?

„Ich hatte was gefunden," erzählte sie. „Wie
ich durch die Einlagen ging, lag da auf einer
Bank ein ganz kleines Päckchen in weißem Papier.
Es kann ja was Kostbares darin sein, Hab' ich
mir gedacht, und deshalb Hab' ich's mitgenommen.
Eine kleine Schachtel war in dem Papier, das
Hab' ich gefühlt. Ich bin also gleich damit auf
die Polizei gegangen- Da war so'n junger

Beamter, der hat mir das Paketchen
abgenommen und dann was ausge-
schrieben. ,Fundprotokolst hat er ge-
sagt, glaube ich. And nachgekuckt hat
er, was in der Schachtel war, und
es mir gezeigt. And dabei hat er
gesagt: ,Wenn sich der Eigentümer
nicht in Jahresfrist meldet, gehört
es Ihnen/ — So ein boshafter,
niederträchtiger Kerl!"

„Aber Tantchen, der Mann hatte
doch ganz recht."

„So? Wißt ihr, was in der
Schachtel war? Ein Gebiß war da-
rin, ein vollständiges Gebiß!"

Im Laden

„Was, drei Mark verlangen Sie
für den Lonig? And das nennen
Sie Schleuderhonig?"

Natürliche Erklärung

„Mich überliefs eben in der
Badeanstalt ganz kalt!"

„Last du etwas Anheimliches ge-
sehen ?"

„Nein, ich hatte mich unter eine
kalte Brause gestellt!"

Kleines Gespräch

Im Eisenbahnabteil zeigt ein
Fahrgast seinem Nachbarn den voll-
gepackten Rucksack.

Der fragt baß erstaunt: „Ja,
tragen Sie einen so schweren Ruck-
sack auf'm Marsch?"

„Nein!" erwidert der andere,
„auf dem Rücken natürlich!"

Das Tagebuch

Eine junge Frau, die ihr im Pen-
sionat begonnenes Tagebuch auch im
neuen Ehestand weiterführt, schrieb
kürzlich auf die für den 13. März
bestimmte Seite:

„Gestern, am 12. März, ist mein
Mann erst am 13. März nach Lause
gekommen."

Selbstkritik

„Wie mir das nurpassieren konnte,
dem einen Gast zwei Mark zu viel
und dem andern zwei Mark zu wenig
herauszugeben! Ein verzeihlicher und
ein unverzeihlicher Irrtum!"

Der Hinausgeworfene

„Was sagte Emmas Vater, als
du um ihre Land a» hieltest?"

„Er war sehr höflich, wies aber
auf die schlechten Zeiten hin, und
daß ich auch noch 'n bißchen sehr jung
sei . . . genau konnte ich ihn nicht
verstehen, da er die Tür hinter mir
zugemacht hatte."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gewissenhaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4685, S. 308

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