o
Zerstreute Auffassung
„In dem antiquarischen Atlas, den ich heute kaufte, fehlt Amerika."
„Unmöglich I Da müßte er ja mehrere hundert Jahre alt sein."
Bei Rohköstlers
„Was machen Sie mit den Aeberresten Ihrer Mahlzeiten?"
„Die legt mein Mann in sein Lerbarium ein."
Sonderbar
Der Totengräber von Oberzeitlarn mußte zu einer auswärtigen
Beerdigung — ein naher Verwandter war gestorben — verreisen.
Die Dorfbewohner fanden daher am nächsten Morgen die Fried-
hoftür versperrt und daneben die Erklärung angeschlagen: „Fried-
Hof wegen Todesfall geschlossen."
„Gnädige Frau — das kräftigt I"
„Muatter — i kann mein Ballon nimmer halten!"
Attentat auf den Rundfunk V°n Peter R»b>nson
Griebels wohnen seit kurzer Zeit in einem Vorort im Lrdge-
schoß eines Häuschens, das mit einem halben Schock anderer die
sogenannte „Lindenkolonie" bildet. And wirklich, es sind schöne alte
Linden, zwischen denen die kleinen Villen verstreut liegen. Das Stock-
werk über Griebels haben Sommerlings; damit ist die Bewohnbar-
keit des Häuschens erschöpft. Griebels sind ein älteres Ehepaar, dessen
Kinder schon flügge sind und das elterliche Nest verlassen haben;
Sommerlings sind ein ganz junges Paar, das nock keine Kinder
hat. Irgendwelche freundlichen Beziehungen der Äausgenossenschast
haben sich noch nicht herausgebildet.
Leute kommt am Nachmittag zufällig der Vetter Max zu
Griebels; er hat da draußen ein Geschäft gehabt und will nun mal
sehn, wie die lieben Verwandten dort wohnen. Leider ist Albert
Griebel nicht zu Lause. „Nein, heute kommt er erst um 6 aus der
Stadt," erzählt Emma Griebel dem Vetter Max. „Aber jetzt trinkst
du natürlich Kaffee bei mir."
Dazu ist der Vetter Max gern bereit. Es gefällt ihm bei Griebels.
„Sehr hübsch habt ihr es hier draußen. Wundervoller Friede
zwischen den Bäumen! Aber was sind das für Leute über euch?
Wer brüllt denn da? Da scheint einer was vorzulesen."
„Ach. das ist ein Lautsprecher!" erklärt Frau Griebel klagend. „Die
Wändeleiten hier den Schallsosehr;Albertsagt,das liegt am Material."
„Ein Lautsprecher? Richtig — jetzt merke ich's. Aber der ist ja
auf Brüllen eingestellt: man kann hier fast jedes Wort verstehn.
Da — eben hat er gesagt: Ganz rein findet man das alte Land-
schwein nur noch in Bayern und vereinzelt in Hannover. — Warum
hören die Leute das? Laben sie denn ein Schwein?"
„Ach wo, aber den Lautsprecher haben sie seit einer Woche, und
bis jetzt scheinen sie überhaupt alles hören zu wollen. And immer
so furchtbar laut und bis spät in die Nacht hinein! Das ist schreck-
lich; ich bin gewöhnt, früh einzuschlafen. Einmal haben wir's den
Leuten schon gesagt, aber es hat nichts geholfen."
„Empörende Rücksichtslosigkeit!" entrüstet sich der Vetter Max.
„Wendet euch doch an die Polizei! Kriegt die Leute wegen Ruhe-
störung heran!"
„Das will Albert nicht. Er sagt, dann hat man für immer An-
frieden mit den Leuten, und wir wohnen doch mit ihnen allein im
Lause. Er meint, das wird sich schon geben, wenn ihnen die Sache
nicht mehr so neu ist. Nimm doch noch ein Stückchen Kuchen, Vetter!"
„Jetzt ist die Schweinezucht erledigt," stellt der Vetter Max fest-
„Na, hoffentlich ist Schluß! Nee — da kommt der Ansager! — Aha,
jetzt geht das Vesperkonzert los! Aber das ist ja, um in die Luft
zu gehn! Jetzt brüllt der Satan ja noch viel toller."
Frau Griebel weiß Bescheid. „Sie werden jetzt ausgehn. Der
Lautsprecher steht hier über uns im Wohnzimmer, und die Frau
wird im Schlafzimmer sein und sich fertigmachen — sie will die
Musik bis ins Schlafzimmer hören. Spät abends machen sie das
manchmal auch so; da wird sie schon im Bett liegen, und er wird
noch im Wohnzimmer sitzen und rauchen."
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Zerstreute Auffassung
„In dem antiquarischen Atlas, den ich heute kaufte, fehlt Amerika."
„Unmöglich I Da müßte er ja mehrere hundert Jahre alt sein."
Bei Rohköstlers
„Was machen Sie mit den Aeberresten Ihrer Mahlzeiten?"
„Die legt mein Mann in sein Lerbarium ein."
Sonderbar
Der Totengräber von Oberzeitlarn mußte zu einer auswärtigen
Beerdigung — ein naher Verwandter war gestorben — verreisen.
Die Dorfbewohner fanden daher am nächsten Morgen die Fried-
hoftür versperrt und daneben die Erklärung angeschlagen: „Fried-
Hof wegen Todesfall geschlossen."
„Gnädige Frau — das kräftigt I"
„Muatter — i kann mein Ballon nimmer halten!"
Attentat auf den Rundfunk V°n Peter R»b>nson
Griebels wohnen seit kurzer Zeit in einem Vorort im Lrdge-
schoß eines Häuschens, das mit einem halben Schock anderer die
sogenannte „Lindenkolonie" bildet. And wirklich, es sind schöne alte
Linden, zwischen denen die kleinen Villen verstreut liegen. Das Stock-
werk über Griebels haben Sommerlings; damit ist die Bewohnbar-
keit des Häuschens erschöpft. Griebels sind ein älteres Ehepaar, dessen
Kinder schon flügge sind und das elterliche Nest verlassen haben;
Sommerlings sind ein ganz junges Paar, das nock keine Kinder
hat. Irgendwelche freundlichen Beziehungen der Äausgenossenschast
haben sich noch nicht herausgebildet.
Leute kommt am Nachmittag zufällig der Vetter Max zu
Griebels; er hat da draußen ein Geschäft gehabt und will nun mal
sehn, wie die lieben Verwandten dort wohnen. Leider ist Albert
Griebel nicht zu Lause. „Nein, heute kommt er erst um 6 aus der
Stadt," erzählt Emma Griebel dem Vetter Max. „Aber jetzt trinkst
du natürlich Kaffee bei mir."
Dazu ist der Vetter Max gern bereit. Es gefällt ihm bei Griebels.
„Sehr hübsch habt ihr es hier draußen. Wundervoller Friede
zwischen den Bäumen! Aber was sind das für Leute über euch?
Wer brüllt denn da? Da scheint einer was vorzulesen."
„Ach. das ist ein Lautsprecher!" erklärt Frau Griebel klagend. „Die
Wändeleiten hier den Schallsosehr;Albertsagt,das liegt am Material."
„Ein Lautsprecher? Richtig — jetzt merke ich's. Aber der ist ja
auf Brüllen eingestellt: man kann hier fast jedes Wort verstehn.
Da — eben hat er gesagt: Ganz rein findet man das alte Land-
schwein nur noch in Bayern und vereinzelt in Hannover. — Warum
hören die Leute das? Laben sie denn ein Schwein?"
„Ach wo, aber den Lautsprecher haben sie seit einer Woche, und
bis jetzt scheinen sie überhaupt alles hören zu wollen. And immer
so furchtbar laut und bis spät in die Nacht hinein! Das ist schreck-
lich; ich bin gewöhnt, früh einzuschlafen. Einmal haben wir's den
Leuten schon gesagt, aber es hat nichts geholfen."
„Empörende Rücksichtslosigkeit!" entrüstet sich der Vetter Max.
„Wendet euch doch an die Polizei! Kriegt die Leute wegen Ruhe-
störung heran!"
„Das will Albert nicht. Er sagt, dann hat man für immer An-
frieden mit den Leuten, und wir wohnen doch mit ihnen allein im
Lause. Er meint, das wird sich schon geben, wenn ihnen die Sache
nicht mehr so neu ist. Nimm doch noch ein Stückchen Kuchen, Vetter!"
„Jetzt ist die Schweinezucht erledigt," stellt der Vetter Max fest-
„Na, hoffentlich ist Schluß! Nee — da kommt der Ansager! — Aha,
jetzt geht das Vesperkonzert los! Aber das ist ja, um in die Luft
zu gehn! Jetzt brüllt der Satan ja noch viel toller."
Frau Griebel weiß Bescheid. „Sie werden jetzt ausgehn. Der
Lautsprecher steht hier über uns im Wohnzimmer, und die Frau
wird im Schlafzimmer sein und sich fertigmachen — sie will die
Musik bis ins Schlafzimmer hören. Spät abends machen sie das
manchmal auch so; da wird sie schon im Bett liegen, und er wird
noch im Wohnzimmer sitzen und rauchen."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das kräftigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4686, S. 322
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg