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Abende auf dem Balkon

Ja, nun kommen die schönen Abende, da der
Mensch in der Stadt seinen Balkon genießen kann.

Falls er einen hat und in einer nicht gar zu be-
lebten Straße wohnt. And falls er nicht in der
Kneipe hockt oder im Kino sitzt oder im Theater
weilt. And drittens — falls es nicht gerade regnet.

Das Ehepaar Kampfer sitzt jetzt jeden Abend
auf seinem Balkon. Da haben sie einen Steckan-
schluß für eine elektrische Lampe, und beim Licht
dieser Lampe strickt Albertine Kampfer für sich
einen Jumper. Das ist eine Arbeit für viele
Abende, und nachher soll noch eine Wollweste für
den Gatten herankommen. Emil Kampfer stattet
den Dank für diese Zukunftsweste bereits jetzt ab,
indem er der strickenden Gattin etwas Schönes
vorliest. Er liest mit lauter, wohltönender Stimme,
und von Zeit zu Zeit feuchtet er die Kehle mit
einem Schlückchen Mosel an. Ja wirklich, das sind
angenehme Abende für das Ehepaar Kampfer!

Neben Kampfers wohnt Drollhahn, der ein
alter Junggeselle ist. Er verbringt die Abende auch
auf seinem Balkon; er hat gleichfalls eine Lampe,
und bei ihrem Licht strengt er seinen Scharfsinn an: er legt knifflige
Patiencen, löst verzwickte algebraische Gleichungen mit zwei und
mehr Anbekannten und tut sonst noch allerlei zur Beschäftigung
seines Verstandes. Er kann sich nichts Angenehmeres für diese schönen
Abende auf seinem Balkon denken.

Aber nun stören ihn Kampfers oder vielmehr, da die Frau ja
still ist, Emil Kampfer mit seiner lauten, wohltönenden Stimme.
Denn Kampfers und Drollhahn haben eigentlich einen Balkon zu-
sammen; er ist nur durch eine Bretterwand in zwei Bezirke geschieden.
Drollhahn vernimmt jedes Wort von der andern Seite. So kann er
zwar als Mithörer ein sehr spannendes Buch genießen, das, wie
ihm allmählich klar wird, der ihm bisher nur dem Namen nach be-
kannt gewesene „Graf von Monte Christo" sein muß — aber
andererseits: die Patiencen wollen nicht mehr aufgehn, und bei den
Gleichungen stellen sich Fehler ein, deren er sich schämen muß. Droll-
hahn ärgert sich über den Grafen von Monte Christo, der doch, so-
weit es sich nicht um die Befriedigung seines gerechten Rachedurstes
handelt, ein geradezu von Güte und Edelmut triefender Mann ist.

Drollhahn wünscht seine Abendruhe auf dem Balkon. Aber kann
er Emil Kampfer verbieten, seiner Frau etwas vorzulesen? Anmöglich!
Ebensowenig wie Kampfers es ihm verbieten könnten, wenn er sich
jemand auf den Balkon einladen und ihm dann seine Gleichungen
vorrechnen oder die Patiencen erklären würde. Wenn man jemandem
ein Vergnügen nicht verbieten kann, muß man versuchen, es ihm zu

verekeln, denkt Drollhahn und überlegt. Er hat
seinen Scharfsinn nicht vergeblich geübt, und bald
sieht er einen durchaus gangbaren Weg.

Am Sonntag vormittag ist Emil Kampfer zu
Lause. Da klingelt Drollhahn an seiner Tür.
„Bester Lerr Kampfer — darf ich Sie einen
Augenblick stören? Ich habe ein kleines Anliegen."

„Bitte, treten Sie doch näher!" ladet Kampfer
ein. „Womit kann ich denn dienen?"

„Schöne Abende haben wir jetzt," beginnt
Drollhahn. „Da sitze ich immer auf dem Balkon.
Sie doch auch, Lerr Kampfer, und dann lesen
Sie Ihrer Frau Gemahlin etwas vor. Zur Zeit
den ,Grafen von Monte Christoh nicht wahr?"
„Allerdings!" Kampfer lächelt etwas verlegen.

in außerordentlich spannender Roman! Ich
re mit dem größten Vergnügen zu. Aber gestern
Abend habe ich das versäumen müssen; ich konnte
leider nicht zu Lause sein. Vorgestern, Lerr
Kampfer, waren Sie doch bis zu der Stelle ge-
kommen, wo der Graf von Monte Christo der
Frau von Villefort das furchtbare Gift verspricht.
Ja, und nun möchte ich Sie bitten: leihen Sie
mir doch jetzt das Buch auf ein Stündchen, damit ich die gestrige
Fortsetzung schnell überfliegen kann. Sonst würde ich mich heute
abend nicht hineinfinden, nicht wahr?"

Emil Kampfer vermag nichts zu sagen. Er gibt Drollhahn das
Buch, und nach einer Stunde erhält er es zurück.

Aber als Kampfer dann am Abend seiner Gattin wieder vorlesen
will, da geht es nicht. Er kann es nicht, er bringt es nicht fertig,
es ist ihm ganz unmöglich, denn ihn stört der widerwärtige Gedanke,
daß nebenan Drollhahn sitzt und auf seine Worte lauert und lauert.

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Redaktionsschluß: 6. Mai 1935
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Universitätsbibliothek Heidelberg
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G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4686, S. 326

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