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Die Schönhellskonkurrenz

Auf dies Zeichen hin, aus das sie nur
gewartet hatten, kamen von allen Seiten
die Gäste des Milliardärs aus dem Park
herbei und bezogen ihre Zuschauerplätze im
Amphitheater. And jetzt konnte man erken-
nen, daß die Kabinen von außen durch-
scheinend waren und Blicke in ihr Inneres
zuließen, während die Insassen glaubten,
sich in undurchsichtigen Spiegelwänden zu
befinden.

Der Privatsekretär John Fillermore
ließ abermals das Boschhorn erklingen,
dann erhob er seine Stimme:

„Meine Damen,Sie als die einzigen von
3756 Meldungen sind für würdig befun-
den worden, die ausgeschriebene Schön-
heilskonkurrenz auszufechten."

Er machte eine kleine Pause. Man ver-
stand jedes Wort und sah, wie sich Gwen-
doline und Joyce feierlich von ihren Sesseln
erhoben.

Der Sekretär fuhr fort:

„Es handelt sich allerdings, wie ich
vorausschicken muß, um eine Schönheits-
konkurrenz ganz eigner Art, die mit den
bisher üblichen und mit denen, wo Sie,
meine Damen, sich ihre vielen Preise geholt
haben, nichts zu tun hat. Dort wurde die
sogenannte Schönheit preisgekrönt, von der
wir alle wissen, daß sie ein relativer Begriff ist. Schönheit kann gemacht werden,
indem man Vorzüge verstärkt, Fehler verdeckt. Mein Chef, Mr. Gideon Guttersnipe,
ist der Ansicht, daß es keine vollkommene Schönheit gibt — und so handelt es sich
denn bei dieser heutigen Konkurrenz auch im strengen Sinne gar nicht um eine Schön-
heitskonkurrenz, bei der Sie, Miß Gwendoline und Sie ebenfalls. Miß Joyce, sicher
ganz gleiche Chancen hätten, es handelt sich vielmehr darum, welche von Ihnen beiden
am geschicktesten körperliche Mängel und Fehler in Vorzüge umgewandelt oder am
kunstvollsten verdeckt hat. And zwar wird nicht nur die dabei angewandte Kunst,
sondern auch die Einzahl dieser Mängel und Fehler für die Preisverteilung aus-
schlaggebend sein. Ich eröffne die Konkurrenz. Miß Gwendoline, nach alphabetischer
Reihenfolge haben Sie den Vortritt — ich darf Sie bitten!"

„Und ich sage dir: Nichts ist so
fein gesponnen, es kommt doch end-
lich an die Sonne!"

„Ick Hab keene Bange, Paule,
wo's hier immerzu regnet!"

Einige Minuten hörte
man nichts als das
Pfeifen des Whippoor-
will im Park. Nur aus
dem Lautsprecher, der mit
den Kabinen verbunden
war, drang leises Aech-
zen. Dann fragte Gwen-
doline:

„Der erste Preis be-
trägt, wenn ich nicht irre,
100000 Dollars?"

„Jawohl!" bestätigte
John Fillermore.

„Ich beantrage, daß an-
gesichts der überraschen-
den Eröffnungen über den
Sinn dieser Konkurrenz
der Preis auf 150 000 Dol-
lars erhöht wird."

„200000 Dollars!" ließ
sich Joyce vernehmen.

Der Sekretär blickte
stumm zu seinem Lerrn
hinüber. Gideon Gutter-
snipe winkte mit der Land
Gewährung.

„Genehmigt!" verkündete Fillermore, „der erste
Preis beträgt 200000 Dollars. Ich darf nun bitte»,
zu beginnen."

Wieder vergingen einige Minuten. Die Zuschauer
verharrten in atemloser Spannung. Dann hörte
n.au Gwendoline sagen:

„Ich habe, was bisher nirgends beachtet worden
ist, drei Lühneraugen."

Fillermore notierte und bemerkte sachlich: „10
Punkte für Miß Gwendoline . ."

Ioyce's Stimme zitterte, als sie sagte:

„Lerr Schiedsrichter, wie hoch werten Sie einen
Senkfuß?"

„Nur hier nicht weiter, das ist die gefährliche
Stelle mit den Steinschlägen I"

„Ich Hab doch ein Pech, in meiner Jugend bin
ich auch schon soviel verprügelt worden!"

„Laben Sie einen. Miß Joyce?"

„Zwei!" erklärte Joyce.

„30 Punkte für Miß Joyce!"

„Mir fehlt ein kleines Stückchen am rechten Ohr,"
sagte Gwendoline. „Ich pflege es mit dem Lut zu
verdecken. Aus diesem Grunde schuf ich die Mode
der schiefen Lüte."

„100 Punkte für Miß Gwendoline!"

„Lundert Punkte?" jammerte Joyce. „Ich besitze
zwei herausnehmbare Stiftzähne im Oberkiefer vorn.
Lier sind sie."

„Miß Joyce — 120 Punkte!"

In der gegenüberliegenden Kabine sah man eine
rasche Bewegung.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Fein gesponnen" "Die Modezeichnerin steht sich selbst Modell" "Steinschläge"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Rewald, Hans
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4690, S. 387

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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