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Schnell gefaßt „Keine Aufregung, mein Lerr, das kann jedem passieren."

„Ganz meine Meinung — ich bin nämlich Agent der
Unfallversicherung."

Ein Krankheitsfall

„Ei wei, ei weil Richtig — Sie sind ja Lerr Mobbe."

Es scheint Tingler zu dämmern, daß er sich zusammen-
nehmen müsse. „Bitte, Lerr Mobbe, nehmen Sie doch

Platz-so viel Sie wollen!" Er steht auf und will

wohl einen Stuhl Heranrücken, läßt es aber geschehen,
daß Mobbe ihn hilfreich am Arm nimmt und nach dem
Diwan geleitet, auf den er auch sofort niederplumpst.

„Ach ja, so ist das Leben! And da sind Sie nun auch,

Äerr Mobbe, und was möchten Sie denn?"

"Ihre Frau Gemahlin war Ihretwegen beunruhigt,

Und da bin ich mal herüber gekommen."

„Au verflucht!" Tingler versucht, mit stierenden Augen
Mobbe beschwörend anzublicken. „Pscht, pscht! Silen-
tium, Lerr Mobbe! Pscht, pscht!"

Mobbe beruhigt ihn. „Alles in Ordnung, Lerr Tingler.

Ich habe Ihrer Frau Gemahlin gleich gesagt, daß es sich
um eine harmlose, kleine nervöse Störung handele."

Tingler strahlt. „Ausgezeichnet! So ist es. So und
nicht anders ist es. Sie sind ein Kundiger, Lerr Mobbe.

Ein kundiger Kunde sind Sie. Ein Kenner, ein großer
Kenner. Aber kennen Sie auch den Unterschied zwischen
einem Auto und einem Misthaufen? Den kennen Sie
nicht, Lerr Mobbe. Da setzen Sie sich mal in beide
'rein! Laha, da werden Sie den Unterschied schon merken.

Ich werde Ihnen noch was ausgeben, Lerr Mobbe.

Marten Sie mal — muß erst Nachdenken. Mas mit
Streichhölzern. Wie war das doch gleich?"

Tingler kippt auf dem Rauchtisch neben dem Diwan
eine Schachtel Streichhölzer aus und ist nun ganz be-
schäftigt. Mobbe wendet sich an die junge Frau. „Sie
sehen, es ist wirklich nichts Schlimmes."

„Ach ja, es scheint schon besser zu sein. Wenn er
jetzt schlafen könnte, würde er sich vielleicht ganz gesund
schlafen."

Der Meinung ist Mobbe auch, und nach seinen Er-
fahrungen scheint es ihm das Beste, Tingler jetzt noch
ein wenig Alkohol zu geben — den letzten Schuß, der
ihn dann sofort umschmeißen würde. „Laben Sie nicht
Kognak da, gnädige Frau?"

„Aber nein — wie sollten wir zu Kognak kommen!" Frau Tingler
ist entsetzt.

„O, als Leilmittel darf man ihn schon anwenden. Ich habe zwar
auch gerade keinen zu Lause, aber etwas Aehnliches. Gleich werden
wir unserm Patienten geholfen haben."

Wobbe hat einen guten, starken Kümmel. Den holt er, und zwei
Schnapsgläser bringt er auch gleich mit, denn die fehlen wahrscheinlich
auch im Tinglerschen Laushalt. Frau Tingler wundert sich, daß zwei
Gläser gebraucht werden. Wobbe erklärt ihr, daß er auch etwas von
dem Leiltrank genießen müsse, weil ihn sonst der Patient vielleicht
ablehnen würde, und sie findet das sehr aufopferungsvoll. Aber dann
zieht sie sich zurück; sie mag das nicht ansehen.

Tingler hat die Sache mit den Streichhölzern nicht 'rausgekriegt
und ist darüber traurig geworden. Aber der Anblick der Flasche
macht ihn wieder fröhlich. „Lallo, hallo, welch köstliches Fläschchen!
Aber, wie ich sehe, ist da über dem Korken auch so'ne dnmme Blech-
kapsel gewesen. Kann ich nicht leiden, ist nicht das Richtige. Eine
Flasche mit edlem Getränk müßte, wie das früher so Mode war,
nur mit Siegellack verschlossen sein. Manche Flaschen mit sehr
gutem Rund sind das heutzutage doch noch. Das klingt so lieblich,
wenn man dann den Siegellack abklopft. Aeberhaupt, Lerr Wobbe,
merken Sie sich:

Siegellack ist der allerbeste
Von allen Läckern;

Man muß sich bloß nicht die Weste
Damit bekleckern!

Ah, Kümmel! Großartig! Also darum so türkisch, Lerr Wobbe:
Kümmeltürke! Ra, prost!"

Fünf Minuten später ist Tingler gefällt; er liegt steif auf dem

Diwan und schnarcht. Frau Tingler bringt Decken, und Wobbe hüllt

ihn sorglich und sachverständig ein.

* *

*

Am nächsten Vormittag bringt Frau Tingler Wobbe die beiden
Schnapsgläser, die er vergessen hatte, ausgewaschen zurück. Sie
dankt ihm von Lerzen für seine Lilfe. „Mein Mann hat wunderbar
danach geschlafen, Lerr Wobbe. Aber Alkohol ist doch ein schreck-
liches Gift. Mein Mann ist eben gar nicht daran gewöhnt. Sie
haben ihm doch nur ganz wenig gegeben, Lerr Wobbe, und denken
Sie: jetzt hat er furchtbare Kopfschmerzen."

Beschäftigung

„Früher heulte unser Lund immer, wenn meine Schwester Gesang-
unterricht hatte! Jetzt ist er ruhig!"

„Lat ihre Stimme sich gebessert?"

„Rein, er kriegt 'n Knochen, wenn die Stunde anfängt I"

So wird man älter

Kripp, der Junggeselle, sitzt mit seinem Freund Schipp im Gasthof.
Stöhnt Kripp: „Man wird alt. Täglich merke ich es mehr."
„Woran?" will Schipp wissen.

„Früher," sagt Kripp, „fragten die Frauen mich immer: warum
heiraten Sie nicht? Und jetzt . . . ach ja . . ."

„Ra, was fragen Sie jetzt," ist Schipp gespannt.

„Leute hat mich eine gefragt: Warum haben Sie nicht geheiratet?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schnell gefasst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Cefischer
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4718, S. 7
 
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