Das
Lied
diesem'Ah"" ®locre
^>ormonie'n(y)Unb ’n dieser Nacht stattfindenden Maskenball der
-^ir war e\ Oberkellner erzählte mir das, zur Entschuldigung.
qesi"^E ^ugenehm, denn ich fürchtete, dadurch in meiner
oiiiunet Qj„A ®rf ZU werden. And richtig — als ich dann auf mein
bald brausendes Stimmengewirr aus den
erst utn ”v" ""d dann auch rauschende Ballmusik. Es sollte
ail^3icbigeg Ahr, wie mir der Oberkellner verraten hatte, ein
korben "en geben, aber die jungen Leute wollten wohl schon
->--»mer qiii„ we
unteren 9,?' ^"e ich
Daumen
-war
">ver etwa«- »cven, aver oie lungen r:eure wollten woyi lwon
^ar berej^ b ^»zen; das konnte ja auch nur Appetit machen. Ich
"der de» »Z ^ett gegangen und lag nun da und ärgerte mich
reci)t spg^ lm; 3a, und da kam mir nun der Gedanke, daß es doch
^ -e>n müßte, wenn ich mich in dieses muntere Balltreiben
"nschb
eiche»
'»men br»n u lnal u>e>e -siriepeisyagener tveieuia-apl, oie
""sehed w ^ Direktor Rosce-Dultz so wenig unterstützt hatte, näher
so Mit ntQ]Uy, e' 3uerst wies ich den Gedanken ab. Liber wie das
sind s^ n- c"en Gedanken ist: sie werden immer stärker, und schließlich
'"tch an qi tnc^1' abzuweisen. Ich stand also wieder auf und zog
^i»e Ällask legte das Kostüm des genuesischen Nobile an;
stand _e .datte ich zum Glück auch, die aehörte ja dazu. And so
eine de ' c’nmal wie selbstverständlich im Ballsaal, und sogar
Der J ""belsten Masken."
,n®9Uct) ? r?e ^err schüttelte den Kopf. „Aber wie war das
(Sie:
s>Nd
Seile
'»eilte
3ch weiß
nur
SU
es genau: grade um das Eindringen fremder
die ”7 verhindern, gab die ,Larmonie' Eintrittskarten aus.
'"Men/-
Dag
wurden
doch am Eingang kontrolliert und ab-
W bereis s" gewesen sein. (Aber bedenken Sie: ich befand mich
sah mich ^ouern des ,Großen Kurfürsten^. 9luf der Treppe
u»d b^ Winand, und im Anteraeschoß habe ich mich herumschlängeln
^okalstättzu solchem Betriebe unentbehrlichen kleinen Neben-
svnnen. durch einen Seiteneingang in den Saal gelangen
Va. 8 waren ja wohl auch alle zu erwartenden Gäste längst
Basken ^ ^fanb mich nun mitten unter ihnen, eine Maske unter
^cht abgtz^"^^ ich war eine der nobelsten Masken. Manche hatten
^temd^ gt}U5fc Gewänder. Da waren Türken, Spanier und andere
was niQ,]' -atl°fe|i und Postillone, mittelalterliche Ratsherren, und
3wlie„tztzj^ bei solcher Gelegenheit sieht. Dazu die Damen:
Sinnen der^"- solche, wie sie in der Oper herumlaufen, Köni-
^ine netr/ ^acht. Rokokodamcn, Gärtnerinnen, Zigeunerinnen,
^onz ' vur etwas hausbackene Zigeunerin holte ich mir zum
ich das ^ c*nem Walzer. Es gab nur brave, solide Tänze, wie
^krjtzt,^" bamaligen Gewohnheiten der Großstädte zum Trotz,
wgar Phagen gehörte. Wa-um sollte ich nicht tanzen? Es war
, ' ich wäre sonst vielleicht ausgefallen. „Reizendes Kind
eines
fluf solche ^vlkes!" sagte ich zu der Zigeunerin. Doch sie war
^one der Maskenfreiheit nicht eingerichtet. „Aber Lerr
Asseffor!" sagte sie verwei-
send. Daraus mußte ich
schließen, daß sie unter
meiner Maske statt des
genuesischen einen ihr wohl-
bekannten Striepelshage-
ner Nobile vermutete. Das
machte mir großes Ver-
gnügen.
Im Saal war ein Po-
dium, eine kleine Bühne,
auf der die Musik saß.
Aber an der Rampe war
noch Platz, und da erschie-
nen nun nacheinander ver-
schiedene Masken zu kurzen
heiteren Vorträgen. Es
waren Sachen, die jeden-
falls aus Büchern aufge-
stöbert waren, die der
,Lustige Gesellschafters der
(oder
o^eeP smiling
"firner nur lächeln
•")
„Als Cowboy solltest du noch 'nen Lasso
haben."
„Ging nicht-die Wäscheleine wurde
gebraucht."
,Geistreiche
Anterhaltett
und so ähn-
lich heißen
mochten. Ein
festes Pro-
gramm schien nicht
vorgesehen zu sein.
Ein würdiger Türke,
wahrscheinlich der
Vorstand der,Lar-
monitt, ermunterte
die noch zögernden
Talente. „Freiwil-
lige vor!" rief er.
Ja, und da sagte
nun meine Zigeune-
rin: „Wollen Sie
nicht auch etwas Vor-
trägen, Lerr Asses-
sor? Sie sind doch
sonst immer dabei.
Bitte, bitte!"
Konnte ich dieser
Bitte widerstehen?
Ich konnte es nicht,
wenn ich ihr dann
auch in einer von
der netten Zigeune-
rin sicherlich nicht
erwarteten Art ent-
sprochen habe. Ich
betrat das Podium
zuerst in der Ab-
sicht, mit einem harmlosen kleinen Scherzgedicht aufzuwarten.
Aber wie ich nun dieses üppige Striepelshagener Volk, das noch
unlängst meinen guten Direktor Rosee-Dultz, seine ganze Truppe
und also auch mich durch schnöde Nichtachtung gekränkt hatte,
vor mir sah, da packte mich der Wunsch nach Rache. Sie schauten
hinaus zu mir — die meisten glaubten wohl zu wissen, wer da
stände — und hingen bereits an meinen Lippen. Aber sie hatten
zweifellos auch den Wunsch, nicht lange hängen zu müssen, denn im
Nebensaal war die Tafel gerichtet, ein herrliches Essen wartete, und
der Oberkellner sah schon einladend herein. Oho, so schnell sollten
sie nicht zur Fütterung kommen!
And nun sprach oder schwatzte ich: „Meine Damen und Lerr»!
Werte Festgenossen! Frohsinn ist die Parole dieses schönen Abends.
Deshalb sind Ihnen von dieser Stätte bereits einige Blüten heiterer
Dichtkunst gestreut worden. Aber vergessen wir nicht die ernste
Muse, denn der Kontrast würzt angenehm. Leihen Sie Ihre Ohren
einem unsterblichen Werk eines großen Dichters! Meine Lerrschaften
— es gibt nur einen Schiller! And darum werden Sie mir gerne
lauschen. Lören Sic: Festgemauert in der Erden — Steht die Form,
aus Lehm gebrannt Leute muß die Glocke werden — Frisch,
Gesellen, seid zur Land!"
Tser alte Lerr fuhr auf. „Also Sie sind das gewesen!"
Der jüngere Lerr freute sich. „Iawoll, es war großartig, nicht
wahr? Die ganze ,Glocktt habe ich deklamiert. O, mein Gedächtnis
ließ mich nicht im Stich; nicht ein einziger Vers hat mir gefehlt.
Aber langsam habe ich deklamiert, ganz langsam, selbst an Stellen,
die von einem ordentlichen Rezitator Beschleunigung verlangt hätten.
Zum Beispiel bei der Schilderung des Brandes, bei der Stelle:
,Durch der Lände lange Kette — um die Wette — fliegt der Eimett
-wenn die Leute da so langsam gewesen wären, wie ich ge-
sprochen habe: das Brandunglück wäre noch viel größer gewesen;
die ganze Stadt wäre vernichtet worden.
Aber mit Wonne sah ich mein Publikum. Erst strahlten mich
viele Gesichter an — von Leuten, die eine lustige Parodie erwarteten,
(Fortsetzung Seite 71)
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Lied
diesem'Ah"" ®locre
^>ormonie'n(y)Unb ’n dieser Nacht stattfindenden Maskenball der
-^ir war e\ Oberkellner erzählte mir das, zur Entschuldigung.
qesi"^E ^ugenehm, denn ich fürchtete, dadurch in meiner
oiiiunet Qj„A ®rf ZU werden. And richtig — als ich dann auf mein
bald brausendes Stimmengewirr aus den
erst utn ”v" ""d dann auch rauschende Ballmusik. Es sollte
ail^3icbigeg Ahr, wie mir der Oberkellner verraten hatte, ein
korben "en geben, aber die jungen Leute wollten wohl schon
->--»mer qiii„ we
unteren 9,?' ^"e ich
Daumen
-war
">ver etwa«- »cven, aver oie lungen r:eure wollten woyi lwon
^ar berej^ b ^»zen; das konnte ja auch nur Appetit machen. Ich
"der de» »Z ^ett gegangen und lag nun da und ärgerte mich
reci)t spg^ lm; 3a, und da kam mir nun der Gedanke, daß es doch
^ -e>n müßte, wenn ich mich in dieses muntere Balltreiben
"nschb
eiche»
'»men br»n u lnal u>e>e -siriepeisyagener tveieuia-apl, oie
""sehed w ^ Direktor Rosce-Dultz so wenig unterstützt hatte, näher
so Mit ntQ]Uy, e' 3uerst wies ich den Gedanken ab. Liber wie das
sind s^ n- c"en Gedanken ist: sie werden immer stärker, und schließlich
'"tch an qi tnc^1' abzuweisen. Ich stand also wieder auf und zog
^i»e Ällask legte das Kostüm des genuesischen Nobile an;
stand _e .datte ich zum Glück auch, die aehörte ja dazu. And so
eine de ' c’nmal wie selbstverständlich im Ballsaal, und sogar
Der J ""belsten Masken."
,n®9Uct) ? r?e ^err schüttelte den Kopf. „Aber wie war das
(Sie:
s>Nd
Seile
'»eilte
3ch weiß
nur
SU
es genau: grade um das Eindringen fremder
die ”7 verhindern, gab die ,Larmonie' Eintrittskarten aus.
'"Men/-
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wurden
doch am Eingang kontrolliert und ab-
W bereis s" gewesen sein. (Aber bedenken Sie: ich befand mich
sah mich ^ouern des ,Großen Kurfürsten^. 9luf der Treppe
u»d b^ Winand, und im Anteraeschoß habe ich mich herumschlängeln
^okalstättzu solchem Betriebe unentbehrlichen kleinen Neben-
svnnen. durch einen Seiteneingang in den Saal gelangen
Va. 8 waren ja wohl auch alle zu erwartenden Gäste längst
Basken ^ ^fanb mich nun mitten unter ihnen, eine Maske unter
^cht abgtz^"^^ ich war eine der nobelsten Masken. Manche hatten
^temd^ gt}U5fc Gewänder. Da waren Türken, Spanier und andere
was niQ,]' -atl°fe|i und Postillone, mittelalterliche Ratsherren, und
3wlie„tztzj^ bei solcher Gelegenheit sieht. Dazu die Damen:
Sinnen der^"- solche, wie sie in der Oper herumlaufen, Köni-
^ine netr/ ^acht. Rokokodamcn, Gärtnerinnen, Zigeunerinnen,
^onz ' vur etwas hausbackene Zigeunerin holte ich mir zum
ich das ^ c*nem Walzer. Es gab nur brave, solide Tänze, wie
^krjtzt,^" bamaligen Gewohnheiten der Großstädte zum Trotz,
wgar Phagen gehörte. Wa-um sollte ich nicht tanzen? Es war
, ' ich wäre sonst vielleicht ausgefallen. „Reizendes Kind
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meiner Maske statt des
genuesischen einen ihr wohl-
bekannten Striepelshage-
ner Nobile vermutete. Das
machte mir großes Ver-
gnügen.
Im Saal war ein Po-
dium, eine kleine Bühne,
auf der die Musik saß.
Aber an der Rampe war
noch Platz, und da erschie-
nen nun nacheinander ver-
schiedene Masken zu kurzen
heiteren Vorträgen. Es
waren Sachen, die jeden-
falls aus Büchern aufge-
stöbert waren, die der
,Lustige Gesellschafters der
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o^eeP smiling
"firner nur lächeln
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„Als Cowboy solltest du noch 'nen Lasso
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„Ging nicht-die Wäscheleine wurde
gebraucht."
,Geistreiche
Anterhaltett
und so ähn-
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mochten. Ein
festes Pro-
gramm schien nicht
vorgesehen zu sein.
Ein würdiger Türke,
wahrscheinlich der
Vorstand der,Lar-
monitt, ermunterte
die noch zögernden
Talente. „Freiwil-
lige vor!" rief er.
Ja, und da sagte
nun meine Zigeune-
rin: „Wollen Sie
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Bitte, bitte!"
Konnte ich dieser
Bitte widerstehen?
Ich konnte es nicht,
wenn ich ihr dann
auch in einer von
der netten Zigeune-
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erwarteten Art ent-
sprochen habe. Ich
betrat das Podium
zuerst in der Ab-
sicht, mit einem harmlosen kleinen Scherzgedicht aufzuwarten.
Aber wie ich nun dieses üppige Striepelshagener Volk, das noch
unlängst meinen guten Direktor Rosee-Dultz, seine ganze Truppe
und also auch mich durch schnöde Nichtachtung gekränkt hatte,
vor mir sah, da packte mich der Wunsch nach Rache. Sie schauten
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stände — und hingen bereits an meinen Lippen. Aber sie hatten
zweifellos auch den Wunsch, nicht lange hängen zu müssen, denn im
Nebensaal war die Tafel gerichtet, ein herrliches Essen wartete, und
der Oberkellner sah schon einladend herein. Oho, so schnell sollten
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And nun sprach oder schwatzte ich: „Meine Damen und Lerr»!
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Deshalb sind Ihnen von dieser Stätte bereits einige Blüten heiterer
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einem unsterblichen Werk eines großen Dichters! Meine Lerrschaften
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Tser alte Lerr fuhr auf. „Also Sie sind das gewesen!"
Der jüngere Lerr freute sich. „Iawoll, es war großartig, nicht
wahr? Die ganze ,Glocktt habe ich deklamiert. O, mein Gedächtnis
ließ mich nicht im Stich; nicht ein einziger Vers hat mir gefehlt.
Aber langsam habe ich deklamiert, ganz langsam, selbst an Stellen,
die von einem ordentlichen Rezitator Beschleunigung verlangt hätten.
Zum Beispiel bei der Schilderung des Brandes, bei der Stelle:
,Durch der Lände lange Kette — um die Wette — fliegt der Eimett
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sprochen habe: das Brandunglück wäre noch viel größer gewesen;
die ganze Stadt wäre vernichtet worden.
Aber mit Wonne sah ich mein Publikum. Erst strahlten mich
viele Gesichter an — von Leuten, die eine lustige Parodie erwarteten,
(Fortsetzung Seite 71)
69
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Keep smiling" "Lasso"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4722, S. 69
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg