„So geht das nich', Albert! Du säufst egal weg,
und ich soll nischt haben."
„Du kommst nachher 'ran, Willy-Alkohol geht
immer zuerst in den Kopp und dann in die Linterbeene."
Faschingsklänge
„Nun, Kindchen, wie ist dir denn neulich der Abend
bekommen?" erkundigte sich der als Postillon gewandete
Kavalier, nachdem er sich in den molligen Arm des kleinen
Fischermädchens von einer der friesischen Insel» eingehängt
hatte. Aebrigens: ihr Kostüm war echt.
„Welcher Abend denn? Ich bin heute zum erstenmal
im Fasching aus."
„Nicht schwindeln! Wir waren doch am letzten Sonntag
zusammen; es war ein so netter Abend. Ich kenne doch
dein Kostüm."
Da ließ die kleine Friesin den Postillon fahren. „Also
Sie waren der Affe, der meiner Schwester bloß ein
Würstchen bestellt hat."
-I-
Die Witwe Tulpe bewundert ihren jungen Zimmer-
herrn, ehe er sich aus den Maskenball begibt. „Ein schönes
Kostüm, Lerr Doktor! Das Antike ist doch immer das
Beste. Aber was haben Sie da für ein merkwürdiges
Gerät?"
„Das ist eine Leier, Frau Tulpe, ein antikes Musik-
instrument. Ich bin nämlich Orpheus, der berühmte Sänger
der griechischen Sage."
„Aha, Orpheus!" Ja, von dem hat die Witwe Tulpe früher mal was
gehört, wohl in ihrer Schulzeit. Aber sie weiß nicht mehr genau, was eigent-
lich mit diesem Orpheus los war. Schalkhaft droht sie mit dem Finger. „Ei
ei, Lerr Doktor — das war doch der, der sich immer nach Frauen umkuckte."
Auch Frau Schnase hat einen Zimmerherrn, der gleichfalls dem Masken-
vergnügen nicht abhold ist. And auch er hat zu einem Maskenkostüm ein
Musikinstrument nötig, eine Trompete.
Frau Schnase wundert sich. „Wozu brauchen Sie denn die Trompete?"
„Ich will doch den Trompeter von Säckingen vorstellen."
„Wie kommen Sie denn gerade auf den?" — „Ist doch klar, Frau Schnase:
weil es bei Ihnen so häßlich eingerichtet ist."
Willy Wirbel hatte seinem Freunde Max Zacke bezüglich des Vereins-
balls mitgeteilt: „Ich werde mir ein Kostüm als neapolitanischer Fischer be-
sorgen. Wegen meiner Braut; die hat nämlich ein reizendes Kostüm als
Italienerin."-
Max Zacke kommt, Willy Wirbel abzuholen. Nun muß er sich wundern,
denn Willy hat nichts von einem Strandcharakter der süditalienischen Küste
an sich, sondern will wohl einen Bewohner eines afrikanischen Lochlandes
darstellen. And gerade ist er noch dabei, sein Antlitz zu schwärzen.
„Mensch, was stellst du vor?"
„Einen abessinischen Ras!" spricht Wirbel dumpf. „Ich habe mich mit
meiner Braut verkracht."
Waldemar Klappe ist sehr niedergedrückt. „Mir ist was Blödsinniges pas-
siert," erzählt er dem Kollegen Meier. „Ich bin doch Mitglied der,Konkordia',
und da hatten wir gestern unfern Ball. And da war ein sehr nettes Mädel,
und ich Hab' ihr auch gut gefallen, und schließlich -o weh, da saß ich im
Familienkreise, und es war eine richtige Verlobung."
Der Kollege Meier kann das nicht begreifen. „Mensch, Sie sind doch schon
lange verlobt. Sie haben doch seit Jahr und Tag in Ihrer Leimat eine
treue Braut."
„Nun ja, aber das hat doch das Mädel nicht gewußt."
*
„In meiner Jugend gab's das kaum, Käthe! Da hätte auch kein junger
Mann Gefallen gefunden an einem so braun gebrannten Mädchen."
„Ach, und du warst wohl immer braun, Tante?"
FLIEGENDE BLÄTTER
und Meggendorfer Blätter
Nr. 4724. 13. Febr. 1936
Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 2. Anzeigen-Annahme durch die Anzeigen-Verwaltung „Fliegende
Blätter“, München I, Theatinerstraße 8, Fernsprecher 11891'und alle zugelassenen Werbungsmittler.
Bestellungen bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungsexpeditionen und den Postämtern. Wochenausgabe: Vierteljahrs-Abonnent ent (13 Nummern) für Deutschland
ohne Zustellung RM 3.90; Postbezug RM 4.10; portofrei nach Oesterreich S. 7.50, nach der Tschechoslovakei Kc. 35.—, nach der Schweiz Fr. 6.—, nach solchen Ländern
des Weltpostvereins, für die ermäßigte Zeitschriften-Portosätze gelten, RM 3.60, nach allen übrigen Ländern des Weltpostvereins RM 4.25.
Besonders in Schutzpappe verpackte Ausgabe: Vierteljahrs-Abonnement innerhalb Deutschlands, Postbezug oder Postüberweisung vom Verlag aus RM 4.70.
Einzelne Nummer: In Deutschland 30 Pfennig.
106
Redaktionsschluß: 27. Januar 1936
und ich soll nischt haben."
„Du kommst nachher 'ran, Willy-Alkohol geht
immer zuerst in den Kopp und dann in die Linterbeene."
Faschingsklänge
„Nun, Kindchen, wie ist dir denn neulich der Abend
bekommen?" erkundigte sich der als Postillon gewandete
Kavalier, nachdem er sich in den molligen Arm des kleinen
Fischermädchens von einer der friesischen Insel» eingehängt
hatte. Aebrigens: ihr Kostüm war echt.
„Welcher Abend denn? Ich bin heute zum erstenmal
im Fasching aus."
„Nicht schwindeln! Wir waren doch am letzten Sonntag
zusammen; es war ein so netter Abend. Ich kenne doch
dein Kostüm."
Da ließ die kleine Friesin den Postillon fahren. „Also
Sie waren der Affe, der meiner Schwester bloß ein
Würstchen bestellt hat."
-I-
Die Witwe Tulpe bewundert ihren jungen Zimmer-
herrn, ehe er sich aus den Maskenball begibt. „Ein schönes
Kostüm, Lerr Doktor! Das Antike ist doch immer das
Beste. Aber was haben Sie da für ein merkwürdiges
Gerät?"
„Das ist eine Leier, Frau Tulpe, ein antikes Musik-
instrument. Ich bin nämlich Orpheus, der berühmte Sänger
der griechischen Sage."
„Aha, Orpheus!" Ja, von dem hat die Witwe Tulpe früher mal was
gehört, wohl in ihrer Schulzeit. Aber sie weiß nicht mehr genau, was eigent-
lich mit diesem Orpheus los war. Schalkhaft droht sie mit dem Finger. „Ei
ei, Lerr Doktor — das war doch der, der sich immer nach Frauen umkuckte."
Auch Frau Schnase hat einen Zimmerherrn, der gleichfalls dem Masken-
vergnügen nicht abhold ist. And auch er hat zu einem Maskenkostüm ein
Musikinstrument nötig, eine Trompete.
Frau Schnase wundert sich. „Wozu brauchen Sie denn die Trompete?"
„Ich will doch den Trompeter von Säckingen vorstellen."
„Wie kommen Sie denn gerade auf den?" — „Ist doch klar, Frau Schnase:
weil es bei Ihnen so häßlich eingerichtet ist."
Willy Wirbel hatte seinem Freunde Max Zacke bezüglich des Vereins-
balls mitgeteilt: „Ich werde mir ein Kostüm als neapolitanischer Fischer be-
sorgen. Wegen meiner Braut; die hat nämlich ein reizendes Kostüm als
Italienerin."-
Max Zacke kommt, Willy Wirbel abzuholen. Nun muß er sich wundern,
denn Willy hat nichts von einem Strandcharakter der süditalienischen Küste
an sich, sondern will wohl einen Bewohner eines afrikanischen Lochlandes
darstellen. And gerade ist er noch dabei, sein Antlitz zu schwärzen.
„Mensch, was stellst du vor?"
„Einen abessinischen Ras!" spricht Wirbel dumpf. „Ich habe mich mit
meiner Braut verkracht."
Waldemar Klappe ist sehr niedergedrückt. „Mir ist was Blödsinniges pas-
siert," erzählt er dem Kollegen Meier. „Ich bin doch Mitglied der,Konkordia',
und da hatten wir gestern unfern Ball. And da war ein sehr nettes Mädel,
und ich Hab' ihr auch gut gefallen, und schließlich -o weh, da saß ich im
Familienkreise, und es war eine richtige Verlobung."
Der Kollege Meier kann das nicht begreifen. „Mensch, Sie sind doch schon
lange verlobt. Sie haben doch seit Jahr und Tag in Ihrer Leimat eine
treue Braut."
„Nun ja, aber das hat doch das Mädel nicht gewußt."
*
„In meiner Jugend gab's das kaum, Käthe! Da hätte auch kein junger
Mann Gefallen gefunden an einem so braun gebrannten Mädchen."
„Ach, und du warst wohl immer braun, Tante?"
FLIEGENDE BLÄTTER
und Meggendorfer Blätter
Nr. 4724. 13. Febr. 1936
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Blätter“, München I, Theatinerstraße 8, Fernsprecher 11891'und alle zugelassenen Werbungsmittler.
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ohne Zustellung RM 3.90; Postbezug RM 4.10; portofrei nach Oesterreich S. 7.50, nach der Tschechoslovakei Kc. 35.—, nach der Schweiz Fr. 6.—, nach solchen Ländern
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Einzelne Nummer: In Deutschland 30 Pfennig.
106
Redaktionsschluß: 27. Januar 1936
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"So geht das nich'" "In meiner Jugend gab's das kaum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4724, S. 106
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg