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Fußangeln und Selbstschüffe

Ich selber habe in meiner Jugend Aepfel gestohlen. Es war
schön. Aber jede Sache hat zwei Seiten. Die andre lernt man erst
kennen, wenn man selber Besitzer von Apfelbäumen ist, und das
traf nun bei mir zu. Ich rief mir lebhaft die lächerliche Rolle des
Mannes ins Gedächtnis zurück, der mit fuchtelnden Armen und einem
ganz unzulänglichen kleinen Lund ausgestattet immer erst dann auf
den Plan tritt, wenn nichts mehr zu retten ist. Nein, solche traurige
Figur wollte ich nicht machen. Ich sann auf andere Mittel.

Deshalb suchte ich eines Tages meinen Nachbarn, Lerrn Finken-
sieb auf. Lerr Finkensieb war etwas erstaunt.

„Ich will Sie nicht lange aufhalten," sagte ich. „Mir werden
Aepfel geklaut. Würden Sie mir nicht verraten, wo Sie die Fuß-
angeln und Selbstschüsse beziehen, die das Schild in Ihrem Garten
ankündigt?"

Lerr Finkensteb sah mich an, prüfend, wie ein Metzger ein Kalb
vetrachtet. Dann lächelte er dünn.

„Tja," sagte er, „gehen Sie mal zu der Firma Fritz Kimme
& Otto Korn, Waffen und Schießbedarf. Es ist möglich, daß Sie
da-"

„Braucht man einen Waffenschein?"

Finkensieb lächelte wieder.

„Das nun gerade nicht. Aber sehen Sie selber!"

Mein guter Nachbar schien auf mein weiteres Bleiben keinen
Wert zu legen.

Kimme & Korn führten die fraglichen Artikel nicht mehr. Sie
schickten mich zu Kurz & Klein. Kurz & Klein bedauerten höflich
und gaben mir die Adresse von Knall & Fall. Knall & Fall sagten,
es müsse sich um einen Irrtum handeln, sie hätten so etwas nie ge-
führt. Sie nannten mir aber das Spezialgeschäft Blattschuß & Fiepen.
Vorsichtshalber ging ich nicht gleich hin, sondern rief erst an. Als
ich nach Fußangeln und Selbstschüssen fragte, erklärte man mir, Lerr
Blattschuß sei verreist, Lerr Fiepen im Sanatorium. Ich solle in
vier Wochen wieder anfragen, wenn mir das aber zu lange dauere,
möge ich mich an Kimme & Korn in der Rotdornstraße wenden.
Der Kreis war geschlossen. War es so schwer, Selbstschüsse und
Fußangeln zu bekommen? Mir erschien jetzt das dünne Lächeln meines
Nachbarn in ganz neuem Licht.

Ich gab aber die Sache keineswegs auf, sondern ging wieder
zu Kimme & Korn. Ich ließ mir Lockinstrumente zeigen. In einem
unbewachten Moment drang ich ins Privatkontor ein. Auf dem
Sessel des Chefs saß Dübelmann, wahrhaftig, mein Schulfreund
Dübelmann, der immer eine 4 im Aufsatz eine 5 in Betragen ge-
habt hatte. Dübelmann schien heute, den Umständen nach, ein nicht
unwürdiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu sein.

Wir begrüßten uns und tranken im Andenken an den verstor-
benen Chef der Firma einen Korn. Dübelmann war Alleininhaber.
Dann trug ich ihm mein Anliegen vor. Es kam mir vor, als ob auch
er geheimnisvoll lächelte.

„Lieber Freund," sagte er gönnerhaft, „ich kann dir keinen besseren
Rat geben als dich an die Lerftellerfirma selbst zu wenden.
Gebr. Büchsenlicht & Co. — ich werde dir ein paar Zeilen
milgeben."

Nach einer Stunde Wartezeit empfing mich Lerr
Büchsenlicht persönlich.

„Lmhm!" machte er, „Sie sind durch Lerrn Dübelmann
empfohlen! Könnten Sie uns nicht noch einen Bürgen
bringen?"

„Bürgen?" fragte ich erstaunt. „Sie werden mir wohl
zutrauen, daß ich die Dinger selber bezahlen kann!"

„Nun, nun!" begütigte Lerr Büchsenlicht.

„Aber wenn Sie wünschen — der Konsul von Uruguay,
Senor Asphaltos Odol dt Chlorontas kennt mich gut —
oder der ungarische Attache Jmre Oedön von Bassamanelka
— oder der Sanitätsrat Lelmut von Borwasser, mit dem
spiele ich Skat-"

„Sanitätsrat von Borwasser? Das genügt!" lächelte
der Fabrikherr. „Kommen Sie nächsten Sonnabend um 7
Uhr abends doch, bitte, in meine Wohnung!"

Ich wurde nach einigem Warten in ein rotausgeschla-
genes Zimmer geführt. Als ich mich an das Lalbdunkel
gewöhnt hatte, sah ich, daß ich vor einem schwarzverhäng-
ten Tisch stand, an dem fünf Gestalten saßen. Die fünf

(Fortsetzung Seite 148)

Schwieriger Fall „Was graben Sie denn hier den ganzen Tag?"

„Ich such die Almhütte, die ich für 150 Mark gemietet Hab!"

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schwieriger Fall"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4727, S. 146

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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