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Kleine Geschichten von Tante Paula

Von Peter Robinson

Am liebsten geht Tante Paula ins „Thalia-Theater". Einmal,
weil sie mit den Darbietungen dieses Instituts immer sehr zufrieden
ist, und dann, weil es so nahe liegt: in zwei Minuten ist sie da.
And wie angenehm ist es, wenn man nach der Vorstellung nicht zu
hasten braucht, ein Auto zu erwischen oder die Straßenbahn, ehe sie
gestürmt wird.

Tante Paula ärgert sich jedesmal über dieses Eilen und Drängen
nach der Vorstellung. „Wie unverständig doch die Leute sind!" er-
klärt sie. „Noch ehe der Vorhang ganz 'runter ist, stehen sie schon
auf, und dann gibt es das Geschubse in den Türen und den Wirr-
warr an der Garderobe-gräßlich! Ich bleibe ruhig auf meinem

Platz sitzen und warte, bis sich die Leute verlausen haben."

And dann, mit einigem Stolz auf ihr weises Verhalten, setzt
Tante Paula hinzu: „Wenn alle Leute so vernünftig wären und

ruhig noch sitzen blieben-dann kämen sie ohne das Gedränge

viel bequemer hinaus."

Wenn Tante Paula reist,
dann tut sie es am Tage. „In
der Nacht ist es mir zu unsicher,"
sagt sie. „Am Tage ist das ganz
was andres; da kann der Loko-
motivführer doch viel weiter
kucken." —

Aber nun geht es einmal
nicht anders: Tante Paula
muß einen Nachtschnellzug be-
nutzen. Es ist ein nobler Zug;
er besteht nur aus Schlafwa-
gen. Tante Paula geht also
ins Reisebüro, sich die Fahr-
und die Bettkarte zu be-
sorgen.

„Oberbett oder Anterbett,
gnädige Frau?" fragt der lie-
benswürdige junge Mann. Er
kann noch beides abgeben.

Tante Paula wundert sich,
wie altmodisch die Schlafwagen-
einrichtungen sind. „Keins von
beiden — das hat man doch
schon lange nicht mehrl Statt
des Anterbetts will ich natür-
lich eine Roßhaarmatratze und
statt des Oberbetts eine Stepp-
decke."

Aebrigens: im Anschluß an diese Eisenbahnsahrt unternimmt
Tante Paula eine Seereise. Da gibt es auch eine Nachtfahrt. Sie
bekommt eine angenehme, aber etwas tief gelegene Kabine. Die
beiden Fensterchen, die sogenannten Bullaugen, liegen gerade noch
ein Meter über dem Wasser. Sie stehen noch offen, denn es war
etwas stickige Luft da unten.

Gerade hat sich Tante Paula zurückgezogen, da klopft die Stewar-
deß und bittet, eintreten zu dürfen. Sie hat den Auftrag erhalten,
die Bullaugen zu kontrollieren, denn man erwartet bewegte See.
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau, aber die Fenster müssen jetzt fest
geschloffen werden."

Tante Paula glaubt, zu verstehen. „Aha, jetzt kommt bald die
Flut, nicht wahr? And dann steigt das Wasser doch so hoch."

Seit zwei Wochen wohnt bei Pappritz im Lause ein junger
Mann, der Mitglied des Schauspielhauses ist. Nun fällt ihn
Pappritz an: „Können Sie mir nicht mal 'n paar Theaterkarten
für mich und meine Familie zukommen lassen?"

Der Schauspieler ist der
Meinung, Theaterkarten wären
dazu da, bezahlt zu werden;
außerdem vermißt er innigere
Beziehungen zu Pappritz, die
dessen Begehren rechtfertigen
könnten. „Bedauere!" sagt er
also kurz.

Da wird Pappritz pöbel-
haft. „Ach so-Freikarten

können wohl bloß die ersten
Kräfte kriegen."

Kliefoth erkundigt sich bei
Stenzel, der seinen Sohn Kurt
als Volontär ins Geschäft ge-
nommen hat: „Run, wie macht
sich denn mein Junge?"

„Was soll ich Ihnen sagen,
Lerr Kliefoth? Er ist ein
liebenswürdiger, bescheidener
junger Mann, aber er hat
einen Fehler: er ist mir zu sehr
Denker."

Kliefoth wundert sich:
„Denker?"

„Ja-er macht so viele

Sachen verkehrt, und dann sagt
er jedesmal: „Ach, ich habe
gedacht ■-"

„Donnerwetter, nu Hab ick janz verjessen, die Taxiuhr anzustellen.

Nu weeß ick nich mal, wat Se zu zahln Ham."

„Tut ja fast gar nischt, ich Hab meine Geldbörse auch vergessen!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Tut ja fast gar nischt ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hauschild, Max
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4735, S. 274

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