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„Was ist?" fragte Lerr Kümmelschuh.

„Das ist einer der ältesten Lautsprecher, die auf dem Kontinent
existieren. Es scheint aber außerdem einmal jemand Teile von einer
Nähmaschine eingebaut zu haben — na, ich will sehen, was sich tun
läßt, weil Sie es sind."

„Sehr liebenswürdig I" hauchte Kümmelschuh.

„Vor allen Dingen schlagen Sie sich die Idee aus dem
Kopf, als wäre dies ein Netzanschlußapparat! Die Kiste ist nur
mit Lochantenne zu betreiben. Ich allein kann das aber nicht
machen."

„Ich gehe mit aufs Dach!" erklärte Kümmelschuh.

Die beiden verschwanden. Nach einer Viertelstunde erschien Küm-
melschuh wieder. Er sah verändert aus. Er hatte einen breiten Ruß-
streifen von der linken Schläfe quer über das Gesicht und den
Lals bis auf den Stehkragen hinab. An seinem rechten Ohr hing
ein Spinngewebe, aus der Brusttasche ragte kokett ein halber Dach-
ziegel. Frau Kümmelschuh ließ vor Schrecken den Spinatkloß, an dem
sie knetete, auf das Parkett fallen. Sie warf sich ihrem Mann ent-
gegen, der mit Zielstrebigkeit aus den Likörschrank zuschritt. Aber
mit herrischer Geste bemächtigte sich der Lausvater der Kognakflasche
und entschritt.

Um zwölf Uhr hörte Frau Kümmelschuh ein dumpfes Brausen
vor dem Lause. Sie sah auf die Straße hinunter. Da standen sehr
viele Menschen. Vermutlich war ein Kanarienvogel entflogen, weil
sie alle nach oben schauten.

Aber da war ja auch die Feuerwehr! Plötzlich fiel es ihr siedend-
heiß auf die Seele: Kümmelschuh war der Grund des Auflaufs. Und
da bugsierten ihn auch schon zwei kräftige Wehrmänner auf der Leiter
hinab, während der Schulkamerad es
sich nicht nehmen ließ, schneidig in das
Sprungtuch zu Hüpfen.

„Schimpf nich, Amanda," lallte Lerr
Kümmelschuh, als er oben in der Woh-
nung anlangte, „die — hick! — Antenne
(Fortsetzung Sette 310)

Der Lautsprecher

Gegen Abend war es, als Lerr Kümmelschuh den Radioapparat
nach Lause brachte.

„Was ist denn da drin?" fragte Frau Kümmelschuh mißtrauisch,
als sie den Laushaltungsvorstand mit dem großen Paket ankommen sah.

„Ein Lautsprecher," gab er kleinlaut zu.

„Was soll denn der in unserm Lause?"

„Auch lautsprechen!" antwortete Lerr Kümmelschuh, mit beson-
derer Betonung des „auch", wobei er seine Gattin herausfordernd
ansah.

„Wo hast du das Ding her, Willi?"

„Es hat nichts gekostet, Amanda," entschuldigte sich der Gatte,
„Finkensieb hat es mir statt der 100 Mark in Zahlung gegeben."

„Nichts gekostet nennst du das? Sofort trägst du die Kiste
wieder zurück!"

Da aber kamen die Kinder dem Vater zu Lilfe. Mit Freuden-
ausbrüchen begrüßten sie den Apparat, der, als er im Nu ausgepackt
war, sich als ein recht unansehnlicher, dafür aber einigermaßen um-
fangreicher Lolzkasten erwies.

Bis nachts um halb eins war Kümmelschuh beschäftigt, aus alten
Lampenlitzen einen Steckanschluß für das Lichtnetz herzustellen. Unter
allgemeiner Spannung der Familie verband er dann den Lautsprecher
mit dem Steckkontakt und suchte, wie er behauptete, Prag durch
Drehen an vielen Knöpfen.

Nichts ereignete sich. Plötzlich erscholl ein vielstimmiger Schrei.
Das Licht war erloschen. Man begab sich unter einigen Schwierig-
keiten zu Bett.

Am nächsten Morgen telephonierte Lerr Kümmelschuh ins Büro,
er sei krank und könne keinen Dienst machen. Dann lief er ohne
Frühstück fort, n.m einen Radiomechaniker zu holen. Es stellte sich
heraus, daß der Radiomechaniker ein alter Schulfreund von ihm war.
Er wurde zum Frühstück eingeladen. Nach dem Frühstück entfernte
er eine Seitenwand des Lautsprechers und tat einen langen Blick
hinein. In seinem Gesicht spiegelte sich Grauen.

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Der Wunschtraum des Sportfischers
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Wunschtraum des Sportfischers"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4739, S. 338
 
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