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Zeugen

Die Unterhaltung hatte sich durchaus nicht so bedrohlich zuge-
spitzt, aber Feuermann ist nun einmal ein leidenschaftlicher Mensch;
der kleinste Funke läßt seinen Zorn in wilden Flammen auflodern.
Was tut Feuermann? Er haut Stenzel eine herunter. Klatsch! Za,
das hat gesessen.

Zugegen ist Pomuchel, Stenzels Schwager. Es läßt sich gar
nicht beschreiben, welche Wonne er dabei empfindet. „Großartig!
Wundervoll!" denkt er. Das hat er Stenzel schon lange gegönnt.

Stenzel denkt an Vergeltung. Er ruft dem Schwager zu: „Du
bist Zeuge — er hat mir eine 'runtergehauen."

Aber Pomuchel wird zum Bilde höhnischer Ablehnung. „Zeuge
soll ich sein? Ich Hab' nichts gesehn. Ich habe grade meine Zigarre

angekuckt-da: das Deckblatt hat ein Loch, deshalb will das

Luder nicht ordentlich brennen. Ich weiß von gar nichts."

Jetzt kann auch Stenzel sich nicht halten; er schäumt: „Du willst
mir bloß nicht helfen. Du bist ein gemeiner Kerl! Ein niederträch-
tiger Schubjack bist du!"

Da packt Pomuchel Feuermann am Arm. „Sie haben es ge-
hört, Lerr Feuermann, Sie find mein Zeuge: mein Schwager hat
mich in empörender Weise beleidigt." —on.

Nord und Süd

Auf einer Chaussee vom Gebirge nach München hat sich das
folgende abgespielt.

Ein fescher Berliner Wagen fährt im Schneckentempo hinter
einem Lolzfuhrwerk her, das mit endlos langen Stämmen beladen
ist. Die Stämme verjüngen sich nach hinten und ragen weit über
das Linierende des Wagens hinaus. Sie pendeln lustig hin und her
und holen mal von rechts, mal von links zu einem schwappenden
Lieb aus. Der kesse Berliner läßt den Knopf zum Boschhorn gar
nicht mehr los, aber der Lolzfuhrmann fährt weder scharf rechts
heran, noch hält er etwa gar an, um den eiligeren Volksgenossen
vorüberzulassen.

Der steigt schließlich wutschnaubend aus und brüllt im Berliner
Tonfall:

„Wat soll'n das, Männeken? Da kann keen Mensch an Ihnen
vorbei. Könnse die Stämme »ich vielleicht 'n paar Meter absäjen?"

„Absägen?" sagt der Maun. „Raa, dös is ausg'schlossen. Dann
wern 's vuiz' kurz. Dö gehn nämli nach Berlin, da Wern Mund-
harmonikas draus g'macht für die Berliner."

Echimmel ist viel auf Reisen. And etwas abergläubisch ist er
auch. In jeder Stadt, in der er sich längere Zeit aufhält, sucht er
eine Wahrsagerin auf.

Neulich hatte er in Leipzig zu tun. Mittags kam er an. Abends
telephoniert er mit seinem Geschäftsfreund:

„Es tut mir leid, aber ich reise mit dem Nachtschnellzug wieder ab."

„So, warum denn so plötzlich?"

„Ich war bei einer Wahrsagerin. Die hat mir die gräßlichsten
Sachen prophezeit."

„Lm! Skerndeuterin — Kristallfrau oder-?"

„Nein, aus dem Kaffeesatz hat sie gelesen."

„Ach so! Dann können Sie ruhig dableiben. Sie kennen unfern
Kaffee noch nicht."

Äerrn Stubenvoll gegenüber im Salon saß ein forscher junger
Mann. Am es gleich zu sagen: der junge Mann war jener mehr oder
weniger überlebten Aufforderung der Geliebten: „Sprechen Sie mit
Papa!" nachgekommen. Aber er war nicht von jener nun auch fast
ausgestorbenen Sorte, die vor lauter Verlegenheit bei diesem Anlaß
die Samttroddeln vom Fauteuil losknubbert.

Der junge Mann fragte ganz sachlich: „Also, Lerr Stubenvoll,
kommen wir zur praktischen Seite der Sache! Was kriegt Ihre
Tochter mit?" Lerr Stubenvoll holte tief Atem.

„Mein Lerr," sagte er, „Elli ist ein Mädchen von tiefem Gemüt,
dabei hochintelligent und trotzdem nicht eingebildet. Sie kocht erst-
klassig, ist in Klavierspiel und Larmonielehre ausgebildet, kann perfekt
schneidern, spricht Englisch und Französisch-"

Der junge Mann erhob sich.

„Warum so viele Amschweife, Lerr Stubenvoll? Sie können mir
doch kurz und schlicht sagen, daß Ihre Tochter gar nichts mitbekommt!"

Alt-Bamberg

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Alt-Bamberg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4743, S. 402

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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