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Q3ier ^Iffc Von 30 Sann« Röster

Es war im Gasthof „Zur goldenen Gans" in Gera. Dort saßen
drei Männer beim Skat, ein gewisser Geyer, ein gewisser Beyer
und ein gewisser Mittelmeier. Sie spielten um den Zehntelpfennig,
wie ihnen dies in ihren wohlgeordneten Verhältnissen zukam. Geyer
und Beyer hätten vielleicht auch feiertags um die halben Pfennige
gespielt, aber Mittelmeier lehnte dieses Begehren kategorisch als
unmoralisch und hasardähnlich ab.

Eines Tages erklärte Franz Beyer nach der letzten Runde:

„Kennen Sie eigent-
lich das Kunststück mit den
vier Assen,Mittelmeier?"

„Nein. Wie geht das?"

„Ein feines Kunst-
stück I Aber das zeige ich
Ihnen nicht umsonst. Da
muß gewettet werden."

„Gewettet?" zögerte
Mittelmeier und besah
seine achtzehn Pfennige
Skatgewinn.

Franz Beyer sah ihm
treuherzig ins Auge:

„Ich will es Ihnen
zunächst erklären: Ich

nehme die vier Asse und
zerreiße sie genau in der
Mitte. Dann lege ich die
acht Lälften in ein leeres
Bierglas, lege eine Ser-
viette darüber, gehe drei-
mal links um den Tisch,
gehe dreimal rechts um
den Tisch, und wenn Sie
jetzt die Serviette weg-
nehmen, sind die vier Asse
wieder ganz."

„Ausgeschlossen!"

„Welten wir um
zwanzig Pfennige!"

„Am zehn Pfennige,"
bremst Mitlelmeier vor-
sichtig.

„Wie Sie wollen,"
nickt Franz Beyer ernst,

„aber ich mache Sie schon
jetzt darauf aufmerksam,
daß Sie die Sache Geld
kosten wird."

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Mittelmeier lächelte sicher: „Erst abwarten."

Franz Beyer begann. Er ließ sich vom Wirt ein Paket völlig
neuer Spielkarten kommen und nahm die vier Asse feierlich heraus-
Der Wirt schaute interessiert zu.

„Jetzt zerreiße ich die vier Asse," sagte Beyer mit einem leisen
Zögern in der Stimme, „oder besser — um ganz sicher zu gehen,
und damit Sie nicht denken, ich schwindle, bitte ich Sie, Lerr Mittel-
meier, die vier Asse genau in der Mitte einmal auseinanderzureißen.
Aber genau in der Mitte, nicht zehnmal kreuz und quer."
Mittelmeier nahm die vier Karten —

Mittelmeier zerriß scha-
denfroh und bedacht zuerst
das rote Aß, dann das
grüne Aß, dann das schel-
lene Aß und zuletzt das
Eichelaß.

„Es ist geschehen,"
sagte er.

„Legen Sie die acht
Lälften in das Glas."
Mittelmeier tat es.
Franz Beyer nahm eine
Serviette, deckte das Glas
zu, ging dreimal links um
den Tisch, ging dreimal
rechts um den Tisch und
sagte:

„Jetzt überzeugen Sie
sich, Mitlelmeier."

Mittelmeier griff in
das Glas.

Faßte die Karten.

Die halben Affe fielen
heraus, wie er sie gerissen
hatte.

„Gewonnen!" rief er
schadenfroh, „gewonnen!"

„Da kann man nichts
machen."

„Ler mit meinen zehn
Pfennigen!"

Franz Beyer zog seine
Börse und legte das Geld
auf den Tisch.

„Lier sind Ihre zehn
Pfennige," sagte er, „trotz-
dem — die Sache wird
Sie viel kosten."

„Mich hatnoch nie etwas
im Leben Geld gekostet."

„Schrecklich schmalzig!"

„Meinst du die Person oder ihre Lieder?"
Bildbeschreibung

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"Schrecklich schmalzig"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4747, S. 50
 
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