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Der Lleberbringer
Die Lausgehilfin Karoline schreibt an ihren Bräutigam in der Ferne:
„Lieber August!
Schreibe mir doch keine Postkarten mehr, immer bloß Briefe. Denn
es gehört sich ja, daß du mir immer Küsse schickst, und auf Postkarten
geht das jetzt nicht mehr. Denn der Briefträger, der sie mir sonst
gebracht hat, kommt nicht mehr. Wir haben einen neuen, und der ist
mir zu häßlich/'
Das Leben verlangt immer mehr Wagemut. Vielleicht liegt es
daran, daß die heutige Jugend in der Schule, die ja für das Leben
erziehen soll, manchmal eine Lippe riskiert.
Benno Bock hat schon wieder einmal die Klasse einige Zeit nach
Beginn des Unterrichts betreten. Der Ordinarius der Quarta ist mit
Recht ungehalten; er fragt: „Wie oft bist du nun schon in diesem
Schuljahr zu spät gekommen?"
„Keine Ahnung, Lerr Studienrat I" sagt Benno Bock. „Aber Sie kön-
nen es ja im Klassenbuch Nachsehen; da schreiben Sie's doch immer an."
Das neue Mädchen, das Plienickes genommen hatten, war vor-
her jahrelang bei einem Junggesellen gewesen.
Die erste Tätigkeit bei Plienickes war die, daß sie für den Laus-
herrn, der verreisen mußte und vorher ordentlich frühstücken wollte,
ein Filetschnittchen braten sollte.
„Aber englisch, innen blutig!" sagte Frau Plienicke.
Dann hörte man in der Küche hantieren und Fett in der Pfanne
bruzzeln. And dann sagte das neue Mädchen mit lauter Stimme
das schöne Eichendorff'sche Gedicht „Wer hat dich, du schöner
Wald" auf.
Plienickes spitzten die Ohren.
„Sieh doch mal eben nach, Emma," sagte Lerr Plienicke und tippte
mit dem Finger auf seine Stirn, „ob wir die Sanitäter holen lassen
müssen I"
Frau Plienicke kam zurück.
„Luise sagt, sie hat das in ihrer vorigen Stellung immer so machen
müssen. Wenn das Gedicht fertig ist, ist das Filet gerade schön
englisch."
Zeichnung von h. Thiele
178
Wünsche des Kunden
„Lieber Meister, können Sie das zweite Meier nicht ein bißchen
dicker malen?" — „Warum?" — „Der zweite Meier bin nämlich ich."
Der Lleberbringer
Die Lausgehilfin Karoline schreibt an ihren Bräutigam in der Ferne:
„Lieber August!
Schreibe mir doch keine Postkarten mehr, immer bloß Briefe. Denn
es gehört sich ja, daß du mir immer Küsse schickst, und auf Postkarten
geht das jetzt nicht mehr. Denn der Briefträger, der sie mir sonst
gebracht hat, kommt nicht mehr. Wir haben einen neuen, und der ist
mir zu häßlich/'
Das Leben verlangt immer mehr Wagemut. Vielleicht liegt es
daran, daß die heutige Jugend in der Schule, die ja für das Leben
erziehen soll, manchmal eine Lippe riskiert.
Benno Bock hat schon wieder einmal die Klasse einige Zeit nach
Beginn des Unterrichts betreten. Der Ordinarius der Quarta ist mit
Recht ungehalten; er fragt: „Wie oft bist du nun schon in diesem
Schuljahr zu spät gekommen?"
„Keine Ahnung, Lerr Studienrat I" sagt Benno Bock. „Aber Sie kön-
nen es ja im Klassenbuch Nachsehen; da schreiben Sie's doch immer an."
Das neue Mädchen, das Plienickes genommen hatten, war vor-
her jahrelang bei einem Junggesellen gewesen.
Die erste Tätigkeit bei Plienickes war die, daß sie für den Laus-
herrn, der verreisen mußte und vorher ordentlich frühstücken wollte,
ein Filetschnittchen braten sollte.
„Aber englisch, innen blutig!" sagte Frau Plienicke.
Dann hörte man in der Küche hantieren und Fett in der Pfanne
bruzzeln. And dann sagte das neue Mädchen mit lauter Stimme
das schöne Eichendorff'sche Gedicht „Wer hat dich, du schöner
Wald" auf.
Plienickes spitzten die Ohren.
„Sieh doch mal eben nach, Emma," sagte Lerr Plienicke und tippte
mit dem Finger auf seine Stirn, „ob wir die Sanitäter holen lassen
müssen I"
Frau Plienicke kam zurück.
„Luise sagt, sie hat das in ihrer vorigen Stellung immer so machen
müssen. Wenn das Gedicht fertig ist, ist das Filet gerade schön
englisch."
Zeichnung von h. Thiele
178
Wünsche des Kunden
„Lieber Meister, können Sie das zweite Meier nicht ein bißchen
dicker malen?" — „Warum?" — „Der zweite Meier bin nämlich ich."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wünsche des Kunden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)