Fliegende Blätter (186.1937 (Nr. 4771-4795) = 93. Jahrg.)

o

Stieflers werden auf dem Mas-
kenball der „Larmonie" den Leuten
spanisch kommen: fie als Carmen,
er als Escamillo. Das paßt zwar
nicht ganz für ein Ehepaar, aber sie
werden ihre Rollen ja nicht nach
der Oper durchführen.

Immerhin: Olga Stiefler will
sich wenigstens Zigaretten einstecken.
„Ich mag's zwar nicht, aber als
Carmen müßte ich doch wohl Ziga-
retten rauchen."

„Nicht nötig! Ich komme als
Stierkämpfer und gehe doch nicht
auf Ochsen los."

„Da fällt mir ein. Albert: daß
du nicht wieder mit Schwager Emil
Krach anfängst!"

Mötsch trifft Stiefle. Der hat
auf der rechten Backe eine beträcht-
liche Schnittwunde; wenigstens läßt
ein Pflaster mit gutem Grund da-
rauf schließen.

Pötsch zeigt darauf. „Nanu!"

Stiefle nickt bekümmert: „Be-
soffenheit!"

„Ihre Schuld, mein Lieber! Wenn
man an einen besoffenen Barbier
gerät, dann steht man wieder auf
und sagt: Schlafen Sie sich erst mal
nüchtern I"

„Das ging nicht-ich rastere

mich selbst."

Äerr von Padderow auf Klein-
Padden läßt es sich zu gut gehen;
er hat schon wieder 1V Pfund zu-
genommen.

Gerade nach dieser Feststellung
kommt sein Inspektor zu ihm. Dem
geht es ebenso; er muß jetzt zwei
Knöpfe seiner Weste offen lassen.

Lerr von Padderow zeigt auf
diese Weste und meint: „Ja, lieber
Kagel, das muß ich nun auch so
machen."

Der Inspektor Kagel nickt. „So
ist das, Lerr Baron! Die Sau wächst,
aber nicht der Stall."

Die Masken sind gefallen.

® geh noch nicht zurück!

Die fernen Geigen lallen
Lin lled von Rausch und Glück.

Demaskierung

Müd flackern drln dle Reizen,
Bald löscht sie ganz der Tag.

Ls pochen unsre Kerzen
Beseelt dm gleichen Schlag.

Rein fremdes Dhr kann lauschen.

Sei mein, Geliebte, mein!

Mein Blut nur hör lch rauschen —
Wir sind auf der Welt allein! A.w.

Zeichnung von M. Claus