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„Aber sparsam! Da Hab ich meine Garderobe drin —
und das Abendessen!"

Getrennter Fasching

Fritz hatte mit Erna lange Gespräche geführt. Sie waren sich
darüber klar, daß es so nicht weitergehen könne. Noch jedesmal
hatten sie sich die ganze Faschingsfreude gegenseitig verdorben. And
wodurch? Nur durch die Eifersucht, die die Folge einer herzlichen
Zuneigung zu sein Pflegt. Noch jedesmal war Erna blaß geworden,
wenn sich irgend ein Wäschermädel unversehens an ihren Fritz
schmiegte, und Fritz hatte gebebt, wenn eine männliche Maske ein
wenig über das sonst übliche Maß galant zu seiner Erna gewesen war.

Aber sie hatten sich gern und waren vernünftig. And darum
war das Ergebnis der Anterredung: jeder geht allein auf den
Fasching, damit dem andern der Spatz nicht verdorben wird.

Gemeinsam studierten sie den Faschingskalender. Erna entschied
sich für einen Presseball, Fritz wählte ein Malerfest. Am Abend
bestellten sie sich jeder eine eigne Taxe, und dann fuhren sie nach
einem gefühlvollen Abschiedskuß nach verschiedenen Richtungen in
die Winternacht, ungewissen Schicksalen entgegen.

Fritz hatte sofort Anschluß. Eine reizende Abessinierin, die aller-
dings Vroni Luber hieß, dafür aber einen echt abessinischen Wüsten-
durst besaß, belegte ihn mit Beschlag. Sie erklärte, sie sei die Lieb-
lingsfrau des Negus gewesen und gewöhnt, für jeden Kuß ein Glas
Sekt zu bekommen. Es kann hier nicht verschwiegen werden, daß
sie diesen Tauschhandel auf Fritz beschränkte, denn nach kurzer Zeit
fand sich ein Bekannter aus Afrika ein, ein Ras aus dem Lochland,

den sie ebenfalls küßte, ohne Sekt dafür zu verlangen. Zm Gegen-
teil: der Ras partizipierte fröhlich an dem vorhandenen Sekt und
ließ sich sogar noch Weißwürste servieren. Alles auf Fritzens Rechnung.

Fritz wurde recht einsilbig. Seine Gedanken waren auf dem
Presseball. Wie würde Erna sich amüsieren? Plötzlich fiel es ihm heiß
auf die Seele: hoffentlich hat Erna nicht ihr Portemonnaie vergessen!
Wenn sie etwa auf die Idee käme, sich auf ähnliche Art zu ernähren!
Von diesem Moment an war es mit seiner Festesfreude vorbei. Er
stürzte noch mechanisch ein großes Lelles hinunter und warf sich
dann in eine Taxe. „Zum Presseball!" rief er dem Schofför zu.

Erna war vom Eintritt in den Saal an einen norddeutschen In-
dustriellen nicht los geworden. Der Mann besaß eine Kunstseidenspin-
nerei. Er sagte, er wolle sich unbedingt mal richtig amüsiere». Seinen
Versicherungen zum Trotz aber unterhielt er Erna volle drei Stunden
über die Lerstellung der Spinnmasse aus Tannenwurzel», die Spinn-
düse zeichnete er ihr sogar aufs Tischtuch. Dabei trank er andauernd
teure Weine und weigerte sich, zu tanzen. Plötzlich, es war genau
ein Ahr 15 Minute», packte ihn der Amüsiertrieb. Er wollte unbedingt
von Ernas Sardellcnbrot zuerst abbeißen und mit ihr aus einem
Strohhalm Cocktail trinken. Erna, die vor Jahren einmal Vorlesungen
über Lygiene gehört hatte, wandte empört den Rücken. Sie zog
trübe Vergleiche. Dieser Fabrikbesitzer war verheiratet. Wie würde
Fritz sich benehmen? Sie hielt es nicht mehr aus. An der menschen-
leeren Garderobe lieh sie sich von der verschlafenen Garderobefrau
ihren Mantel geben und sprang dann in die nächste vorüberfahrende
Taxe. „Zum Künstlerfest im Löwenbräu I" rief sie.

Als Fritz zwei Stunden vergeblich den Presseball nach Erna
und Erna ebensolange das Künstlerfest nach Fritz abgesucht hatte,
begaben sich beide entmutigt und mißgestimmt nach Lause. Sie
kamen zufällig im gleichen Moment vor der Laustüre an.

Als sie sich erkannten, eilten sie aufeinander zu. — „Nun, wie war
es?" erkundigte sich Fritz. — „Reizend!" log Erna. „And bei dir?"

„Entzückend!" schwindelte Fritz. Dann gingen sie in schweigender
Eifersucht und voll bohrendem Verdacht die Treppe hinauf. Vierzehn
Tage lang sprachen sie nur das notwendigste miteinander. Dann
erzählten sie sich aber ihre Erlebnisse. Es war gerade noch Zeit,
daß sie gemeinsam auf den Rosenmontagsball gehen konnte».

Im Eifer „Nicht so frech, mein Lerr! In Dingen
des Lumors versteh ich keinen Spaß!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Baßgeige - unbequeme Maske" "Im Eifer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4773, S. 35
 
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