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Kleine Faschingsgeschichten

Eine junge Dame kommt auf das Polizeipräsidium. Lulda
Zickel sei ihr Name, erklärt sie etwas befangen.

„And was wünschen Sie, Fräulein Zickel?"

Lulda zeigt ein bekümmertes Antlitz. „Vor vier Tagen
war ich auf der Redoute, Lerr Kommiffar. And da habe ich
mich verlobt. Ja — und dann habe ich meinem Bräutigam
mit 20 Mark aushelfen müssen. Aber seitdem habe ick, nichts
von ihm gehört. And ich habe ihm doch meine Adresse gegeben."

„Ja, was können wir dabei tun, Fräulein Zickel? Wie
heißt denn der Lerr?"

„Ach, das hat er ja vergessen, mir zu sagen. Aber hier" —
Lulda packt ein Paar Ballhandschuhe aus — „hier habe ich die
Landschuhe, die ich auf dem Ball getragen habe. And da
werden wohl noch Daumenabdrücke von ihm dran sein."

Frau Schnase hat zwar geklopft, aber den Ruf: „Einen
Augenblick, bitte!" den ihr Zimmerherr, der Aktuar Meysel
ausgestoßen hat, diesen etwas beschwörend klingenden Ruf
hat sie nicht beachtet, und nun steht sie im Zimmer und ist
empört. „Also so hängt das zusammen! Drei Tage wundre
ich mich nun schon darüber, warum das Laken in Ihrem Bett
so zerknautscht ist. Ja, was fällt Ihnen denn ei», Lerr Aktuar,
sich das gute Laken umzuwickeln und damit im Zimmer 'rum-
zulaufen? And gchoppst haben Sie sogar; das Hab' ich gehört."

Der Aktuar Meysel lächelt verlegen. „Entschuldigen Sie
vielmals, Frau Schnase, aber ich gehe am Sonntag als Römer
auf einen Maskenball; ich kann nämlich eine Toga geliehen
kriegen. Aber ich muß mich erst daran gewöhnen, mit so einem
Ding zu tanzen, ohne daß ich mir die Beine darin verwickle."

Was manche Leute alles erwarten und verlangen!

Sperling kommt zu Loppe, der gewerbsmäßig Masken-
kostüme verleiht; er kennt den Rummel und weiß seine ge-
ehrte Kundschaft gut zu beraten.

Sperling gehört zu den vielen Leuten, die kurzsichtig sind,
und zu den sehr wenigen, die noch einen Kneifer tragen,

„Aber meine Lerren! Sind Sie denn überhaupt geladen?"
„And — und wie!"

„Es ist mir lästig, so bewundernd angestarrt zu werden."
„Meinen Sie mich, Fräulein Anny, oder die Leute dort?"

welches optische Instrument zur Zeit seiner größten Ver-
breitung dadurch noch greulicher war, daß es Pincenez ge-
nannt wurde.

Sperling wünscht, von Loppe mit einer gut zu ihm pas-
senden Maske ausgeiüstet zu werden. Aber stilecht muß sie
sein. Loppe zuckt die Achseln. „Da dürfte Ihr Kneifer im
Wege sein, mein Lerr; ich habe kein einziges Kostüm, das
sich damit vereinen ließe. Können Sie den Kneifer nicht mal
fortlassen?"

„Ganz ausgeschlossen!" lehnt Sperling ab. „Ich bitte Sie:
aus einem Ball will man doch ordentlich sehen könne». Wegen
der Damen, nicht wahr?"

„Dann ersetzen Sie doch den Kneifer durch eine Brille.
Ich habe Kostüme, zu denen eine Brille ausgezeichnet paßt.
Lier z. B. wäre das Gewand eines mittelalterlichen Rats-
herrn — dazu gehört geradezu eine Brille, eine große
Lornbrille."

„Schön — nehme ich!" sagt Sperling. And dann nimmt
er seinen Kneifer ab und will ihn Loppe reichen. „Rechts 4,
links 3,5 konkav, glaube ich. Also geben Sie mal 'ne ent-
sprechende Brille her!"

Loppe wundert sich über Sperling. „Ja, mein Lerr, da
müssen Sie doch zum Optiker gehn."

Aber jetzt wunkert sich Sperling über Loppe. „Nanu, ich
werde mir doch für einen Abend nicht eine Brille kaufen. Die
müssen Sie liefern; Sie haben doch gesagt, die gehört zum
Kostüm." * (Fortsetzung Seite 55)

53
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aber meine Herren!" "Es ist mir lästig, so bewundernd angestarrt zu werden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4774, S. 53
 
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