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Entgegnung

Wieder einmal geraten die beiden
Vettern hart aneinander. Moritz
schmeißt dem Julius wüste Schmä-
hungen an den Kopf, auf die Julius
nur recht ungewandt zu antworten
weiß.

„Wenn dir an der Stirn geschrie-
ben stände, was du für ein Mensch
bist," schreit Moritz, „dann würde
nicht mal der schlimmste Zucht-
häusler mit dir ein Ding drehen
wollen."

„Oho, eher als mit dirl" wehrt
Julius ab.

„Dich wird ja mal selbst der
Deiwel nicht holen wollen!"

„Oho, eher als dich!"

Die Katze

Dieball, der junge Tierarzt, er-
scheint mit gebeugtem Laupt zur
Abendkneipe. „Scheußlich! Daß mir
sowas begegnen mußte! Vor 'ner
Stunde, wie ich mit meinem Motor-
rad auf dem Leimwege bin, da
läuft mir kurz vor der Stadt 'ne
Katze über den Weg, 'ne große
schwarze Katze. And-"

Da meckert ihm der Rechtsan-
walt Griebelkorn in die Rede. „Laha,
Sie sind abergläubisch? Das hätte
ich denn doch nicht von Ihnen ge-
dacht. Ausgerechnet der Tierarzt
kriegt Angst, weil ihm 'ne schwarze
Katze über den Weg gelaufen ist.
Das ist doch vollkommener Ansinn.
Gar nichts macht Ihnen die Katze.
Gerade Sie als Tierarzt wissen doch,
daß die Katze eigentlich ein sehr
nettes Tier ist und —-"

„-und eben deshalb bin ich

ihr ausgewichen. And da Hab' ich
mein Motorrad an einem Baum
total zertrümmert."

I'empi passati

„Nicht ein einziger Mahnbrief kommt mehr — was waren
das doch für schöne Zeilen, als ich noch Kredit hatte!"

Im Eifer

„Mein Mann nennt mich immer
Schlumpe und hält mir seine erste
Frau als Muster vor! War die
wirklich so tüchtig?"

„Ansinn; genau so eine Schlumpe
wie Sie, Frau Müller!"

Nachruf

„Ein guter Kerl war er doch,
der Grandlinger! Bloß, daß er mal
gegen die Gemeinde prozessiert hat,
war nicht recht von ihm."

„Er hat doch aber den Prozeß
gewonnen!"

„Darum war's ja noch schlimmer!"

Höchste Eile

Emil Schlunz erteilt Boxunter-
richt. „Lassen Sie sich in der edlen
Kunst der Selbstverteidigung unter-
richten!" hat er schon oft angezeigt.

Emil Schlunz schlummert nach
anstrengender Tagesarbeit süß und
sanft, da wird anhaltend auf den
zu seiner Behausung gehörenden
Klingelknopf gedrückt. Er krabbelt
aus dem Bett und schlorrt ans
Fenster. „Was ist denn los?"

Mit leichtem, wohl Angst ver-
ratenden Tremolo antwortet eine
Stimme: „Sie erteilen doch Box-
unterricht, Lerr Schlunz, nicht wahr ?"

„Stimmt! Aber was wollen Sie
jetzt? Es ist doch ein Ahr nachts!"

„Macht nichts; ich zahle ein
ExtrahonorarI Mein Name ist Pie-
sang. Ich möchte sofort in einigen
kunstgerechten Lieben unterwiesen
werden, Lerr Schlunz. Ich habe
nämlich eben in der Kneipe Krach
mit Druffke gehabt. And jetzt habe
ich Angst, daß er vor meiner Woh-
nung auf mich lauert."

OST 1IX Von Peter Robinson

In Mieshagen haben sie unter anderen der Förderung edler
Bestrebungen dienenden Vereinen auch einen Gesangverein. Er
nennt sich ganz schlicht nur: „Gesangverein Mieshagen". Als er
gegründet wurde, war freilich auch der Vorschlag gemacht worden,
er sollte „Gesangverein Arion" heißen. In der Gründungsversamm-
lung aber, bei der ein hinsichtlich der Vermögensverhältnisse pro-
minenter Bürger den Vorsitz hatte, waren die Namensvorschläge
schriftlich auf Zetteln gemacht worden; der prominente Bürger las
vor, und als er an den Arion kam, sprach er das ihm unbekannte
Wort „Arjon" aus, also zweisilbig und mit dem Ton auf der ersten
Silbe. Seiner Prominenz wegen hatte niemand Lust, ihn zu ver-
bessern; er hätte das wohl Übel genommen. Darum begegnete der
Arion nur stummem Kopfschütteln, und man kam zum schlichten
„Gesangverein Mieshagen".

Besonders fleißig ist er nicht, der „Gesangverein Mieshagen".
Er begnügt sich mit der Bewältigung kleiner Aufgaben und pflegt
das damit zu erklären, daß er sich mehr der Pflege des schlichten
Liedes widme. Einmal wollte er — zu einem Stiftungsfest — eine

Vertonung des „Liedes von der Glocke" zu Gebör bringen; bei den
Probe» kam man aber nur bis zu der Stelle: „Vom Mädchen reißt
sich stolz der Knabe; er stürmt ins Leben wild hinaus." Da hatte
man genug von der großen Mühe, und da gerade diese Stelle zum
Aufhören willkommenen Anlaß bot, nämlich mit der Begründung,
sie könnte solide Mieshagener Bürgersöhne dazu verführen, der
heimatlichen Scholle den Rücken zu kehren,-so hörte man eben auf.

Besondere Anerkennung erwarb sich der Gesangverein stets durch
seine Ständchen zu Geburtstagen, Jubiläen, Lochzeitstagen und ähn-
lichen Gelegenheiten. Lierbei glich er einer sparsamen Lausfrau: er
wärmte immer wieder Altes auf. Was einmal einstudiert war und
sich bewährt hatte, konnte auch weiterhin verwendet werden; damit
war auch allem Neide unter den durch solche Ständchen Geehrten
vorgebeugt, denn wenn keinem etwas Besonderes, neu Einstudiertes
dargebracht wurde, konnte auch keiner sich zurückgeseyt fühlen. Stets
wurden bei jeder Gelegenheit drei dem Fall möglichst angepaßte
Lieder gesungen; bei Lochzeitsfeiern war das erste das alte, so un-
endlich gefühlvolle: „Nur einmal blüht im Jahr der Mai, nur einmal
im Leben die Liebe". And das war auch eine der Glanznummern des
„Gesangvereins Mieshagen". tForrseyung Seue 87>

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Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Tempi passati"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4776, S. 85

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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