Zeichnung von M. Bauer
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SoLLuh (jj&hlen?
Die Gelehrte
„Ich kann ,ich liebe Dich^ in 12 Sprachen verstehen."
Die Tragödin
„Auf einer einsamen Insel möchte ich sein mit Dir . . ."
Die Naive
„Bubi immer sön brav sein zum kleinen Mädi?"
Die Sportliche „Alles Watte, wie?"
Ein Ständchen
Nun gab es wieder einmal eine Lochzeit in Mieshagen: der Stadr-
rendant Opleder heiratete. Nach fünfjährigem Witwerstande hatte er
sich zu einer zweiten Ehe entschlossen; seine Erwählte war Frau Emilie
Knoll, deren vor drei Jahren verblichener erster Gatte ihr ein an-
sehnliches Vermögen hinterlassen hatte, das der Verwaltung durch
einen kundigen Mann bedürfen konnte. And dazu war natürlich der
Stadtrendant der richtige Mann. Man hatte diese Verbindung schon
lange in Mieshagen erwartet, und so kam es, daß sie, weil keine Aeber-
raschung vorlag, nicht viel besprochen wurde. Zudem fügte es ein
besonderer Anstern, daß gerade während der Zeit des Aufgebots jenes
Zimmer des „Goldenen Adlers", in dem der Gesangverein seine Bier-
sitzungen abhielt, frisch hergerichtet wurde; die Sitzungen fielen aus,
und von der bevorstehenden, durch ein Ständchen zu feiernden Loch-
zett war unter den Mitgliedern nicht weiter die Rede. Der Dirigent
des Gesangvereins, der Rektor Traller, ließ nur kurz am Tage vor-
her an die aktiven Mitglieder die Aufforderung ergehen, sich pünttlich
am nächsten Morgen um 8 Ahr zum Ständchen einzufinden.
Die Lerren kamen und stellten sich in dem üblichen Lalbkreise
auf; der Dirigent Traller wtntte ihnen ermunternd zu, hob die rechte
Land, und dann erklang es aus vollen Männerbrüsten und geübten
Kehlen: „Nur einmal blüht-"
Aber jetzt kam eine Schrecksekunde für den Dirigenten. Jetzt
erst fiel es ihm ein: um Limmelswillen, das würde ja höchst unpassend
sein, was jetzt kommen mußte! Eine Frechheit würde das sein oder
auch, wenn man dem Gesangverein Dummheit zugute halten wollte,
ein furchtbarer Blödsinn. Denn hier hatte ja schon einmal die Liebe
geblüht, und was jetzt so liebenswürdig frisch erblühte, war eine ganz
neue Liebe. O weh, o weh!
Aber in der Schrecksekunde bewährt sich der geistesgegenwärtige
Mann, und während seine Sänger sangen: „-blüht der Mai",
reckte der Dirigent Traller beide Arme, an jeder Land zwei Finger
zeigend, und zischelte dazu: „Zweimal-zweimal!"
And ebenso bewundernswert wie die Geistesgegenwart ihres
Dirigenten war die Auffassungsgabe der Sänger, und so folgte auf
das rührende: „Nur einmal blüht im Jahr der Mai" das noch viel
mehr rührende: „Nur zweimal im Leben die Liebe."
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UJelcbe >Fr<xu
SoLLuh (jj&hlen?
Die Gelehrte
„Ich kann ,ich liebe Dich^ in 12 Sprachen verstehen."
Die Tragödin
„Auf einer einsamen Insel möchte ich sein mit Dir . . ."
Die Naive
„Bubi immer sön brav sein zum kleinen Mädi?"
Die Sportliche „Alles Watte, wie?"
Ein Ständchen
Nun gab es wieder einmal eine Lochzeit in Mieshagen: der Stadr-
rendant Opleder heiratete. Nach fünfjährigem Witwerstande hatte er
sich zu einer zweiten Ehe entschlossen; seine Erwählte war Frau Emilie
Knoll, deren vor drei Jahren verblichener erster Gatte ihr ein an-
sehnliches Vermögen hinterlassen hatte, das der Verwaltung durch
einen kundigen Mann bedürfen konnte. And dazu war natürlich der
Stadtrendant der richtige Mann. Man hatte diese Verbindung schon
lange in Mieshagen erwartet, und so kam es, daß sie, weil keine Aeber-
raschung vorlag, nicht viel besprochen wurde. Zudem fügte es ein
besonderer Anstern, daß gerade während der Zeit des Aufgebots jenes
Zimmer des „Goldenen Adlers", in dem der Gesangverein seine Bier-
sitzungen abhielt, frisch hergerichtet wurde; die Sitzungen fielen aus,
und von der bevorstehenden, durch ein Ständchen zu feiernden Loch-
zett war unter den Mitgliedern nicht weiter die Rede. Der Dirigent
des Gesangvereins, der Rektor Traller, ließ nur kurz am Tage vor-
her an die aktiven Mitglieder die Aufforderung ergehen, sich pünttlich
am nächsten Morgen um 8 Ahr zum Ständchen einzufinden.
Die Lerren kamen und stellten sich in dem üblichen Lalbkreise
auf; der Dirigent Traller wtntte ihnen ermunternd zu, hob die rechte
Land, und dann erklang es aus vollen Männerbrüsten und geübten
Kehlen: „Nur einmal blüht-"
Aber jetzt kam eine Schrecksekunde für den Dirigenten. Jetzt
erst fiel es ihm ein: um Limmelswillen, das würde ja höchst unpassend
sein, was jetzt kommen mußte! Eine Frechheit würde das sein oder
auch, wenn man dem Gesangverein Dummheit zugute halten wollte,
ein furchtbarer Blödsinn. Denn hier hatte ja schon einmal die Liebe
geblüht, und was jetzt so liebenswürdig frisch erblühte, war eine ganz
neue Liebe. O weh, o weh!
Aber in der Schrecksekunde bewährt sich der geistesgegenwärtige
Mann, und während seine Sänger sangen: „-blüht der Mai",
reckte der Dirigent Traller beide Arme, an jeder Land zwei Finger
zeigend, und zischelte dazu: „Zweimal-zweimal!"
And ebenso bewundernswert wie die Geistesgegenwart ihres
Dirigenten war die Auffassungsgabe der Sänger, und so folgte auf
das rührende: „Nur einmal blüht im Jahr der Mai" das noch viel
mehr rührende: „Nur zweimal im Leben die Liebe."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Welche Frau soll ich wählen?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4776, S. 87
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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