Zeichnung von E. Croissant
„Ich glaube, ich habe mir bei der Abfahrt einen furchtbaren Schnupfen geholt." — „Da nimmst du
dir heute abend eine Flasche mit ins Bett." „Gute Idee, Else! Aber ist denn noch Kognak da?"
Kleine Untreue
„Ausgezeichnet! Das trifft sich prächtig! Ich fahre auch nach
Mittenwald. Wenn Sie wollen, nehme ich Sie gern mit —"
„Mit?"
„Ja. In meinem Wagen. Kommen
Sie!"
„Aber —"
Lans Petermann hielt erschrocken
inne. Er wurde rot.
„Verzeihen Sie — ich war ganz in
Gedanken bei meinem Wagen — ich habe
ihn diesmal daheim gelassen -"
Das junge Mädchen sagte plötzlich
ernst:
„Schade."
„Ja. Jetzt bedaure ich es auch."
Sie schüttelte verärgert den Kops.
„So meine ich es nicht. Es ist schade,
daß Sie genau so dumm daherreden,
wie alle Männer. Jeder Mensch hat
heutzutage ein Auto. Wenigstens er-
zählt er davon. And immer hat er es
gerade daheim gelassen. Als ob uns
Mädchen das beeindrucken könnte! Als
ob wir jungen Mädchen einen Mann
danach beurteilen würden, ob er ein
Auto hat oder nicht. Ich hoffte, Sie
wären anders. Selbstverständlich haben
Sie kein Auto, sonst würden Sie nicht
im Zug sitzen."
Laus Petermann war so überrascht,
daß er nach Worte» suchte. Gerade
wegen der Angerechtigkeit des Vor-
102
Wurfes einer dummen Eitelkeit fehlten
ihm die Morte zur Antwort. Er
stotterte verlegen herum.
„Ich habe wirklich einen Wagen
— wirklich - "
„Geben Sie es doch lieber zu,
daß Sie geschwindelt haben," sagte
das Mädchen und schien durch seine
Hilflosigkeit gerührt und gar nicht
mehr böse, „Sie lügen ja so gräßlich
ungeschickt —"
„Ich habe ein Bild von meinem
Wagen bei mir."
Er riß seine Brieftasche heraus.
„Hier."
Sie lächelte, nahm aber das Bild.
„Ich habe noch nie einen Mann
gesehen, der,obwohl er keinen Wagen
hatte, nicht das Bild eines Autos in
der Tasche trug."
„Aber ich sitze doch am Steuer."
„Auch das ist kein Beweis!"
Äans Petermann war aufge-
sprungen.
„Ja, wollen Sie denn einen
Beweis?"
„Ja."
„Daß ich ein Auto habe?"
„Nein. Daß Sie nicht lügen!"
Er starrte sie an. Er fand sie
wunderschön.
Plötzlich merkte er, daß der Zug
hielt. Da beugte er sich über sie und
küßte sie mitten auf den Mund.
Dann ritz er ihren Koffer vom Ge-
päcknetz, öffnete die Tür und sprang aus dem Zug. Sie lief ihm nach.
„Was machen Sie denn? Wo wollen Sie denn hin?"
„Dort drüben steht der Gegenläufer."
Eine Verrücktheit, hier in Eis und Schnee zu baden! Nie mehr mache ich das mit!"
Du bist eben nicht abgehärtet."
Von jetzt an doch — gegen deine Vorschläge."
„Ich glaube, ich habe mir bei der Abfahrt einen furchtbaren Schnupfen geholt." — „Da nimmst du
dir heute abend eine Flasche mit ins Bett." „Gute Idee, Else! Aber ist denn noch Kognak da?"
Kleine Untreue
„Ausgezeichnet! Das trifft sich prächtig! Ich fahre auch nach
Mittenwald. Wenn Sie wollen, nehme ich Sie gern mit —"
„Mit?"
„Ja. In meinem Wagen. Kommen
Sie!"
„Aber —"
Lans Petermann hielt erschrocken
inne. Er wurde rot.
„Verzeihen Sie — ich war ganz in
Gedanken bei meinem Wagen — ich habe
ihn diesmal daheim gelassen -"
Das junge Mädchen sagte plötzlich
ernst:
„Schade."
„Ja. Jetzt bedaure ich es auch."
Sie schüttelte verärgert den Kops.
„So meine ich es nicht. Es ist schade,
daß Sie genau so dumm daherreden,
wie alle Männer. Jeder Mensch hat
heutzutage ein Auto. Wenigstens er-
zählt er davon. And immer hat er es
gerade daheim gelassen. Als ob uns
Mädchen das beeindrucken könnte! Als
ob wir jungen Mädchen einen Mann
danach beurteilen würden, ob er ein
Auto hat oder nicht. Ich hoffte, Sie
wären anders. Selbstverständlich haben
Sie kein Auto, sonst würden Sie nicht
im Zug sitzen."
Laus Petermann war so überrascht,
daß er nach Worte» suchte. Gerade
wegen der Angerechtigkeit des Vor-
102
Wurfes einer dummen Eitelkeit fehlten
ihm die Morte zur Antwort. Er
stotterte verlegen herum.
„Ich habe wirklich einen Wagen
— wirklich - "
„Geben Sie es doch lieber zu,
daß Sie geschwindelt haben," sagte
das Mädchen und schien durch seine
Hilflosigkeit gerührt und gar nicht
mehr böse, „Sie lügen ja so gräßlich
ungeschickt —"
„Ich habe ein Bild von meinem
Wagen bei mir."
Er riß seine Brieftasche heraus.
„Hier."
Sie lächelte, nahm aber das Bild.
„Ich habe noch nie einen Mann
gesehen, der,obwohl er keinen Wagen
hatte, nicht das Bild eines Autos in
der Tasche trug."
„Aber ich sitze doch am Steuer."
„Auch das ist kein Beweis!"
Äans Petermann war aufge-
sprungen.
„Ja, wollen Sie denn einen
Beweis?"
„Ja."
„Daß ich ein Auto habe?"
„Nein. Daß Sie nicht lügen!"
Er starrte sie an. Er fand sie
wunderschön.
Plötzlich merkte er, daß der Zug
hielt. Da beugte er sich über sie und
küßte sie mitten auf den Mund.
Dann ritz er ihren Koffer vom Ge-
päcknetz, öffnete die Tür und sprang aus dem Zug. Sie lief ihm nach.
„Was machen Sie denn? Wo wollen Sie denn hin?"
„Dort drüben steht der Gegenläufer."
Eine Verrücktheit, hier in Eis und Schnee zu baden! Nie mehr mache ich das mit!"
Du bist eben nicht abgehärtet."
Von jetzt an doch — gegen deine Vorschläge."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich glaube, ich habe mir bei der Abfahrt einen furchtbaren Schnupfen geholt" "Eine Verrücktheit, hier in Eis und Schnee zu baden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4777, S. 102
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg