Fliegende Blätter (186.1937 (Nr. 4771-4795) = 93. Jahrg.)

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Lange Vergangenheit

„Die Trude hat eine sehr bewegte Vergangenheit, möchtest du
die haben?"

„Am Gotteswillen nicht; da wäre ich ja um zwanzig Jahre älter I"

Im Sturm

„Mittwoch lernte ich ihn kennen; und da hat er mein Lerz im
Sturm erobert!"

„Ach richtig, Mittwoch war so ein stürmischer Tag!"

Schöne Lüge

Frau Blechschmitt — 2. Aufgang, 3. Stock links — kommt zu
Sebastian Brummer, dem Lauswirt. „Es ist schrecklich, Lerr Brum-
mer, wie meine Wohnung aussieht! Seit zwölf Fahren sind die
Decken nicht geweißt worden, und die Tapeten hängen nur noch in
Fetzen. Ich Hab' mich beim Maler und Tapezierer erkundigt: über
zweihundert Mark wird's nicht kommen. Das könnten Sie doch
wirklich aufwenden, Lerr Brummer!"

Sebastian Brummer sagt, was er immer in solchen Fällen sagt:
„Ich tät's ja gern, Frau Blechschmitt, weil Sie es sind. Aber sehen
Sie: dann würden auch alle andern Parteien kommen und das
Gleiche verlangen. And das kann ich
natürlich nicht erschwingen."

„Da brauchen Sie sich keine Sorge
zu machen, Lerr Brummer — — ich
würde allen Leuten im Lause erzählen,
ich hätte mir die Wohnung auf eigene
Kosten Herrichten lasten."

Schnurbusch und Finkensieb behan-
dein ein schwerwiegendes Thema.

„Wie machen Sie das nur, Lerr
Schnurbusch, daß Ihre Frau Ihnen nie
Vorwürfe macht, wenn Sie so lange
ausbleiben?"

„Das ist ganz einfach! Ich bin Mit-
glied von drei hochwissenschaftlichen Ge-
sellschaften. Montags bin ich in der
ornithologischen, Mittwochs in der ich-
thyologischen und Sonnabends in der
paläozoographischen Gesellschaft."

Finkensieb schüttelt ihm bewegt die
Land.

Ein paar Tage später treffen sie sich
wieder.

„Nun?" erkundigt sich Schnurbusch.

„Da haben Sie mir einen schönen
Rat gegeben, mein Lieber! Der Teufel
war los! Ich habe die Worte wohl ein
bißchen durcheinander gebracht, und
meine Frau hat gleich im Lexikon
nachgesehen."

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Der beste Rat

Seiberlich kommt zu seinem Rechtsanwalt, dem Dr. Knaller.
„Eine dumme Geschichte, Lerr Doktor I Ich habe gestern abend einen
Wechsel über 300 Mark unterschrieben. Krank ärgern könnte ich mich."

„Nun, Lerr Seiberlich, was bedeuten 300 Mark für Sie? Der
Wechsel macht Ihnen doch nichts."

„Nee, tut er nicht! Aber die Sache ist so: Kleinwenzel will die
300 Mark von mir haben, und ich will sie ihm nicht zahlen. Ich
habe von ihm einen größeren Posten Ware bezogen. Die Ware
war gut, aber Kleinwenzel hat mir etwas mehr angerechnet, als ich
mit ihm vereinbart zu haben glaube. Am die Differenz von 300 Mark

kabbeln wir uns nun schon seit ein
paar Wochen herum. Aber in aller
Gemütlichkeit, Lerr Doktor! So gemüt-
lich, daß ich gestern, als Kleinwenzel
hier angefahren kam und mich besuchte,
mit ihm auf den Bummel gegangen bin.
Es war ein schöner Bummel, Lerr
Doktor! Aber zum Schluß war ich be-
trunken. And da hat mir doch Klein-
wenzel einen Wechsel über 300 Mark
hingelegt, und in meiner Besoffen-
heit habe ich ihn unterschrieben. Soll
ich mich da nun nicht ärgern, Lerr
Doktor? Was kann ich da machen?"

Dr. Knaller zuckt die Achseln. „Ja,
der Wechsel ist nun mal da! And
Kleinwenzel hat Ihnen ja schließlich
Ware geliefert, und die Möglichkeit ist
nicht von der Land zu weisen, daß Sie
bezüglich der Preisdifferenz doch Hütten
nachgeben müssen."

„Kann sein, Lerr Doktor I Ich ärgere
mich ja auch bloß, daß ich in der Be-
soffenheit so 'reingefallen bin. Kann ich
da gar nichts tun?"

Dr. Knaller überlegt. „Wann ist
der Wechsel denn fällig?"

„In sechs Wochen, Lerr Doktor
— am 15. März."

„Ja, Lerr Seiberlich, dann kann ich
Ihnen eigentlich nur raten: betrinken
Sie sich auch am 15. März!" —on.

Laselnüffe — das schützt vor sowas."

„Ach, wissen Sie, ich bin immer derart erkältet, daß
nur Kokosnüsse helfen würden, und die mag ich nicht."