DOI Heft:
Nr. 4793
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6702#0364
Preisaufgabe: Preise 200.- Mark
Die „Fliegenden Blätter“ bringen jede zweite Woche für ihre Leser eine lustige Aufgabe, deren beste Lösung mit KM 60.—, zweite
mit KM 30.— und dritte mit KM 20.— belohnt wird; außerdem kommen noch 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je KM 3.—
an weitere 30 Einsender von Lösungen zur Verteilung. Mit der Entscheidung durch die Schriftleitung erklärt sich jeder Teilnehmer
einverstanden. Korrespondenzen können wegen der Preisaufgaben nicht geführt, Einsendungen nicht zurückgeschickt werden.
Bei gleichwertigen Einsendungen entscheidet das Los.
Preisaufgabe Nr. 358: „Das gefährliche Komma"
Es gibt einen alten Scherzsatz für Kinder: „Zehn Finger Hab'
ich an jeder Land, fünfundzwanzig an Länden und Füßen." Dieser
scheinbare Ansinn entsteht durch die falsch gesetzte Satzpause, in der
Schrift durch das Komma am Unrechte» Ort, und der erst so merk-
würdige Satz bekommt sofort ein vernünftiges Ansehen, wenn er
mit anders gestelltem Komma geschrieben wird, nämlick): „Zehn
Finger Hab' ich, an jeder Land fünf und zwanzig an Länden und
Füßen." Allerdings muß man dabei dem Kinderscherz noch zubilligen,
daß die Zehen zum Range von Fingern erhoben werden dürfen.
Ja, das Komma kann, so klein es auch ist, ein gefährliches Ding
werden, wenn es boshafter Weise in einem Satz herumspringt und
auf einem ihm gar nicht gebührenden Platze landet. Da kann es
zum Verderben des ganzen Satzes werden; es kann feierliche Ver-
sicherungen, wichtige Aussagen, bedeutsame Befehle in das gerade
Gegenteil verkehren und damit unter Umständen das größte Unheil
anrichten. Es wirkt dann verderblich wie ein Kommabazillus. Nehmen
wir ein paar Beispielei
Lerbert hat in die Ferne ziehen und seine angebetete Luise ver-
lassen müssen. Fleißig schreibt er ihr die schönsten Liebesbriefe. Aber
dann muß er eines Tages urplötzlich zu einer Expedition in unwirt-
liche Gegenden ausbrechen, wo es keine Postverbindung gibt, und er
kann ihr in Eile nur einen Satz schreiben, in dem er aber unglück-
licherweise ein Komma falsch setzt. Luise liest mit Entsetzen und Em-
pörung: „Zweifle an meiner Treue, nicht ewig liebe ich dich!" Als
Lerbert nach einem Jahre zurückkehrt, findet er Luise verheiratet.
Natürlich hatte er schreiben wollen: „Zweifle an meiner Treue nicht,
ewig liebe ich dichl"
Ein ähnliches Versehen widerfuhr einem Offizier, der sich in einem
Briefe über einen Kameraden äußerte: „An Mut mangelt es ihm,
nicht aber an Vorsicht." Ein Duell mit höchst tragischem Ausgang
war die Folge: beide Duellanten trafen einander tödlich. And doch
war der Satz gar nicht so schlimm gemeint gewesen; er sollte lauten:
„An Mut mangelt es ihm nicht, aber an Vorsicht."
Der Gouverneur eines Gefängnisses, das wir uns nicht ganz so
schlimm vorzustellen haben wie jenes, in dem der edle Florestan
unter dem schurkischen Pizarro schmachtet, erhielt aus dem Ministe-
rium einen Befehl, einen eben eingelieferten hohen Gefangenen be-
treffend. Zufällig wurde der Befehl zweimal ausgeschrieben, von
verschiedenen Beamten. Einmal hieß es: „Der Minister untersagt,
dem Gefangenen Briefe zu schreiben." Und dann aber: „Der Mi-
nister untersagt dem Gefangenen, Briefe zu schreiben." Ja, nun
wußte der Gouverneur nicht, was das eigentlich bedeuten sollte.
Durften von außen keine Briefe an den Gefangenen gerick)tet wer-
den? Oder durfte der Gefangene zwar Briefe erhalten, aber selber
keine schreiben?
And schließlich noch eine Geschichte von einem Komma, das so bos-
haft gewesen ist, überhaupt nicht zum Dienst anzukreten,sondern weg-
zubleiben, obwohl es doch so dringend gebraucht wurde. Ein trauriges
Zerwürfnis unter Verwandten, die einander liebevoll zugetan waren,
ist die Folge gewesen, ein edles Onkelherz seinem Neffen entfremdet
worden. Onkel Balduin wollte Meiers besuchen und hatte ihnen das
angekündigt. Meiers, besonders August Meier, der Neffe, waren ent-
zückt, aber da sie gerade nock) die gräßliche Tante Laura bei sich hatten,
schrieb der Neffe in Eile: „Lieber Onkel! Bitte, komme doch drei Tage
später! Wir haben nämlich gerade noch einen andern unangenehme»
Besuch." Darauf hat Onkel Balduin nie wieder etwas von sich hören las-
sen. Aber er wäre gar nicht böse gewesen, wenn er gelesen hätte: „Wir
haben nämlich gerade noch einen andern, unangenehmen Besuch."-
Wollen Sie uns nun auch ein Beispiel geben, wie verhängnisvoll ein falsch gesetztes oder ausgebliebenes Komma dem Sinn eines Satzes
werden kann? Es braucht nur eins zu sei»; wem noch mehr einfallen, dem mögen drei gestattet sein, aber darüber soll nick)t hinausgegangen
werden. Der Raum einer Postkarte wird also vollauf genügen.
Einsendungen, denen keine anderen Mitteilungen beigefügt sein dürfen, bis 29. Juli 1937 an: Schriftleitung der Fliegenden Blätter
(Preisaufgabe), München 27, Möhlstraße 34. — Briefumschläge müssen die Aufschrift „Preisaufgabe" tragen. — Werden Lösungen
mehrerer Aufgaben zu einer Sendung vereinigt, so ist für jede ein besonderes Blatt mit Angabe des Absenders zu verwenden. —
Entscheidung in Nummer 4804.
Schnellverband
Jümsaplasl
elastisch
_aber die Rasierklinge geht auch einmal in
den Finger. Haben Sie „Hansaplast elastisch" im
Haus, so ist die Sache sehr einfach: leicht gedehnt
auflegen und andrücken — schon sitzt es unverrück-
bar fest, wirkt blutstillend, keimtötend und heilung-
fördernd, weil es die Luft an die Wunde heranläßt.
Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
361
Die „Fliegenden Blätter“ bringen jede zweite Woche für ihre Leser eine lustige Aufgabe, deren beste Lösung mit KM 60.—, zweite
mit KM 30.— und dritte mit KM 20.— belohnt wird; außerdem kommen noch 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je KM 3.—
an weitere 30 Einsender von Lösungen zur Verteilung. Mit der Entscheidung durch die Schriftleitung erklärt sich jeder Teilnehmer
einverstanden. Korrespondenzen können wegen der Preisaufgaben nicht geführt, Einsendungen nicht zurückgeschickt werden.
Bei gleichwertigen Einsendungen entscheidet das Los.
Preisaufgabe Nr. 358: „Das gefährliche Komma"
Es gibt einen alten Scherzsatz für Kinder: „Zehn Finger Hab'
ich an jeder Land, fünfundzwanzig an Länden und Füßen." Dieser
scheinbare Ansinn entsteht durch die falsch gesetzte Satzpause, in der
Schrift durch das Komma am Unrechte» Ort, und der erst so merk-
würdige Satz bekommt sofort ein vernünftiges Ansehen, wenn er
mit anders gestelltem Komma geschrieben wird, nämlick): „Zehn
Finger Hab' ich, an jeder Land fünf und zwanzig an Länden und
Füßen." Allerdings muß man dabei dem Kinderscherz noch zubilligen,
daß die Zehen zum Range von Fingern erhoben werden dürfen.
Ja, das Komma kann, so klein es auch ist, ein gefährliches Ding
werden, wenn es boshafter Weise in einem Satz herumspringt und
auf einem ihm gar nicht gebührenden Platze landet. Da kann es
zum Verderben des ganzen Satzes werden; es kann feierliche Ver-
sicherungen, wichtige Aussagen, bedeutsame Befehle in das gerade
Gegenteil verkehren und damit unter Umständen das größte Unheil
anrichten. Es wirkt dann verderblich wie ein Kommabazillus. Nehmen
wir ein paar Beispielei
Lerbert hat in die Ferne ziehen und seine angebetete Luise ver-
lassen müssen. Fleißig schreibt er ihr die schönsten Liebesbriefe. Aber
dann muß er eines Tages urplötzlich zu einer Expedition in unwirt-
liche Gegenden ausbrechen, wo es keine Postverbindung gibt, und er
kann ihr in Eile nur einen Satz schreiben, in dem er aber unglück-
licherweise ein Komma falsch setzt. Luise liest mit Entsetzen und Em-
pörung: „Zweifle an meiner Treue, nicht ewig liebe ich dich!" Als
Lerbert nach einem Jahre zurückkehrt, findet er Luise verheiratet.
Natürlich hatte er schreiben wollen: „Zweifle an meiner Treue nicht,
ewig liebe ich dichl"
Ein ähnliches Versehen widerfuhr einem Offizier, der sich in einem
Briefe über einen Kameraden äußerte: „An Mut mangelt es ihm,
nicht aber an Vorsicht." Ein Duell mit höchst tragischem Ausgang
war die Folge: beide Duellanten trafen einander tödlich. And doch
war der Satz gar nicht so schlimm gemeint gewesen; er sollte lauten:
„An Mut mangelt es ihm nicht, aber an Vorsicht."
Der Gouverneur eines Gefängnisses, das wir uns nicht ganz so
schlimm vorzustellen haben wie jenes, in dem der edle Florestan
unter dem schurkischen Pizarro schmachtet, erhielt aus dem Ministe-
rium einen Befehl, einen eben eingelieferten hohen Gefangenen be-
treffend. Zufällig wurde der Befehl zweimal ausgeschrieben, von
verschiedenen Beamten. Einmal hieß es: „Der Minister untersagt,
dem Gefangenen Briefe zu schreiben." Und dann aber: „Der Mi-
nister untersagt dem Gefangenen, Briefe zu schreiben." Ja, nun
wußte der Gouverneur nicht, was das eigentlich bedeuten sollte.
Durften von außen keine Briefe an den Gefangenen gerick)tet wer-
den? Oder durfte der Gefangene zwar Briefe erhalten, aber selber
keine schreiben?
And schließlich noch eine Geschichte von einem Komma, das so bos-
haft gewesen ist, überhaupt nicht zum Dienst anzukreten,sondern weg-
zubleiben, obwohl es doch so dringend gebraucht wurde. Ein trauriges
Zerwürfnis unter Verwandten, die einander liebevoll zugetan waren,
ist die Folge gewesen, ein edles Onkelherz seinem Neffen entfremdet
worden. Onkel Balduin wollte Meiers besuchen und hatte ihnen das
angekündigt. Meiers, besonders August Meier, der Neffe, waren ent-
zückt, aber da sie gerade nock) die gräßliche Tante Laura bei sich hatten,
schrieb der Neffe in Eile: „Lieber Onkel! Bitte, komme doch drei Tage
später! Wir haben nämlich gerade noch einen andern unangenehme»
Besuch." Darauf hat Onkel Balduin nie wieder etwas von sich hören las-
sen. Aber er wäre gar nicht böse gewesen, wenn er gelesen hätte: „Wir
haben nämlich gerade noch einen andern, unangenehmen Besuch."-
Wollen Sie uns nun auch ein Beispiel geben, wie verhängnisvoll ein falsch gesetztes oder ausgebliebenes Komma dem Sinn eines Satzes
werden kann? Es braucht nur eins zu sei»; wem noch mehr einfallen, dem mögen drei gestattet sein, aber darüber soll nick)t hinausgegangen
werden. Der Raum einer Postkarte wird also vollauf genügen.
Einsendungen, denen keine anderen Mitteilungen beigefügt sein dürfen, bis 29. Juli 1937 an: Schriftleitung der Fliegenden Blätter
(Preisaufgabe), München 27, Möhlstraße 34. — Briefumschläge müssen die Aufschrift „Preisaufgabe" tragen. — Werden Lösungen
mehrerer Aufgaben zu einer Sendung vereinigt, so ist für jede ein besonderes Blatt mit Angabe des Absenders zu verwenden. —
Entscheidung in Nummer 4804.
Schnellverband
Jümsaplasl
elastisch
_aber die Rasierklinge geht auch einmal in
den Finger. Haben Sie „Hansaplast elastisch" im
Haus, so ist die Sache sehr einfach: leicht gedehnt
auflegen und andrücken — schon sitzt es unverrück-
bar fest, wirkt blutstillend, keimtötend und heilung-
fördernd, weil es die Luft an die Wunde heranläßt.
Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
361