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Sensation „Dort drüben am Äser sitzt einer und angelt!"
„Das ist doch nichts besonderes!"

„Doch, er zieht ja wirklich einen Fisch raus!"

Bericht über eine neue Wissenschaft
auf die Vornamen ankommt, und zweitens: meine
Frau ist eine geborene Wurmwurzler. Ergibt die
Zahl 175, Zickmantel dagegen nur 114."

„Sie hätten also eine andere Wahl treffen
sollen," wagte ich zu bemerken.

„Das hätte ich wohl, aber als ich heiratete,
hatte ich ja noch keine Ahnung von der Numero-
logie. Mein Trost, mein großer Trost ist aber, daß
ich eben durch die mit den Namen Jakob und
Wally verknüpften Amstände auf die Numerolo-
gie verfallen bin. Auf den Altären der Wissen-
schaften haben Opfer zu liegen. Nun aber ein
Gegenbeispiel. Ich kenne ein Ehepaar, das in der
vollkommensten Äarmonie lebt, im reinsten Glücke.

Er heißt Ernst, macht 76, und sie Erna, macht 38.

Ein ausgezeichnetes Zahlenverhältnis: 76 zu 38.

Es dürften kaum zwei glücklicher zu einander pas-
sende Namen zu finden sein; 38 ist ja genau die
Lälste von 76. Eine prächtigere Ehe wird sich
gar nicht denken lasten."

„Wie lange sind die Leute verheiratet?" fragte ich.

„Seit drei oder vier Tagen," gab derRechnungs-
rat Zickmantel etwas flüchtig zur Auskunft. „Nun
werden Sie aber meinen, ein so klares Zahlenver-
hältnis werde sich nur sehr selten einstellen. Da
haben Sie recht. Das ist aber auch nicht nötig.

Es dürfte genügen, wenn auf Grund der Nume-
rologie dem Manne in der Ehe das Aebergewicht
vorausbestimmt ist. Ein Paul kann also getrost
eine Alma heiraten, ein Kurt eine Beate und so
weiter. Aber ein Alfred soll keine Fanny nehmen,
und ein Max keine Therese. Falls nicht doch das
reine Aebergewicht der weiblichen Zahl durch et-
was anderes ausgeglichen und damit trotzdem der
Ehe eine gewisse Larmonie angekündigt wird. Es
wäre nämlich durchaus falsch, lediglich dieses eine
ganz simple Verhältnis der Zahlen zu berückstch-
tigen. Nein, eine große Rolle zu spielen hat auch
jenes eigenartige Verhältnis, das, auf Maße an-
gewendet, als goldener Schnitt, als sectio aurea
berühmt ist. Es wird Ihnen bekannt sein, in wie
unendlich vielen Beziehungen uns dieses Verhält-
nis begegnet, das sich mit 1 zu 1,6 oder anschaulicher mit 5 zu 8 aus-
drücken läßt. Aeberall begegnet es uns, in der Natur wie in der Kunst.
Der Körper des Menschen ist, normale Maße vorausgesetzt, in seinen
einzelnen Teilen nach dem goldenen Schnitt gebaut; fast jedes Buch-
format ist danach bestimmt; wenn bei den Einzelheiten eines Bau-
Werks etwas nicht dem goldenen Schnitt entspricht, gefällt es uns
nicht. Warum soll das nicht für Eheleute gelten? Nehmen Sie zwei
Leute namens Paul und Emma. Da haben Sie die Zahlen 50 und
32, was ungefähr dem Verhältnis des goldenen Schnitts entspricht.
Nicht ganz genau, aber darauf dürfte es nicht ankommen, denn es
wird sich ja immer nur ein Angefähr einstellen."

„Auch nur selten!" erlaubte ich mir einzuwerfen.

„Gewiß, aber es werden ja auch noch andere Zahlenverhältnisse
aufgedeckt werden. Das ist Sache weiteren Forschens. Sie müssen
bedenken, daß meine Numerologie ja noch in den ersten Anfängen
steckt. Man muß weiter bauen, denn der Grund ist fest und sicher.
Das werde ich Ihnen weiter beweisen. Gehen wir von der Ehe zum
Berus des Mannes, der doch ebenso wichtig ist. Auch hier walten
gesetzmäßige Beziehungen. Nehmen Sie mich selbst an! Als ich im
Jahre 18913 zur Post ging, habe ich, ein ganz junger Mensch, mir
das nicht besonders überlegt. Ich bin dann doch sehr zufrieden in
meinem Beruf gewesen; er paßte ganz zu mir, und ich zu ihm. Aber
warum? Jakob ist, wie gesagt, die Zahl 39. Womit hat die Post
am meisten zu tun? Mit Briefen, nicht wahr? Brief aber ist die
Zahl 40, steht also dem Jakob so nahe wie sonst kaum einem andern

Namen. Das Wort Post selbst hat die Zahl 70; ein Erwin mit 69
dürfte also auch ein sehr guter Postbeamter werden. And beachten
Sie noch eins: ich bin, wie auch bereits erwähnt, im Jahre 1896
zur Post gegangen. Die Quersumme von 1896 ist 24, ergibt also
ungefähr zur 39 des Jakob das Verhältnis des goldenen Schnitts.
And noch ein großartiges Beispiel für die Vorausbestimmung des
Berufs im Zusammenhang mit Namen und Zahl: Rubens und Maler.
Rubens gleich 79, Maler gleich 49 — also wiederum fast genau die
Zahlen des goldenen Schnitts. Ist das nicht überzeugend?"

„Durchaus, Äerr Rechnungsrat!" gab ich zu.

Zickmantel war begeistert. „And weiter: den Menschen befallen
Krankheiten. Die häufigste Krankheit ist der Katarrh, sozusagen die
böse Sieben der Menschheit. Katarrh gleich 77 — da haben Sie
zweimal die böse Sieben. Ach, es gibt ja so viele Beziehungen, die
zu untersuchen sind. Denken Sie einmal an den Krieg, der im Jahre
1914 begann und der Weltkrieg genannt wurde, weil er die ganze
Welt in Anspruch nahm. Welt ist gleich 60; die Quersumme von
1914 ist 15, welche Zahl in 60 genau viermal enthalten ist; es war
also klar, daß der Krieg vier Jahre dauern mußte. And nehmen
Sie unsere alte Mark an, die Goldmark von einst, aus der Zeit vor
dem Kriege. Wodurch ist sie kaputt gemacht worden, in den Orkus
geschmissen? Durch die verruchte Inflation. Welche Zahl ist für die
Mark wesentlich? Doch jedenfalls die Zahl 100, denn die Mark hat
100 Pfennige. Nun sehe» Sie sich einmal das Wort Inflation an!
Bitte, addieren Sie! Welche Zahl erhalten Sie? Die Zahl 100.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sensation"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4794, S. 375
 
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