Zeichnung von M. Bauer
Der naschhafte Krahn
Das gute Schlafmittel
Vorigen Monat lernte ich in einem Lotel in Köln,
wo ich übernachtete, einen Lerrn Meyer aus Biele-
feld — Leinen en gros — kennen. Wir saßen im
Speisezimmer des Lotels zusammen und unterhielten
uns von der allgemeinen Lage. Er gab auch zwei
Lagen aus und danach noch einen Mokka. Als wir
uns vor meinem Zimmer trennten, sagte Lerr
Meyer: „Nun werde ich wieder nicht einschlafen
können, da ich starken Kaffee getrunken Habel" „Da
habe ich ein glänzendes Rezept," erwiderte ich.
„Wenn Sie im Bett liegen und nicht einschlafen
können, dann müssen Sie eine Rechenaufgabe lösen!
Sie machen doch in Wäsche! also rechnen Sie mei-
netwegen : Wenn ich ein Damenhemd verkaufe, habe
ich 4,20 Mark, bei zwei Äemden 8,40 Mark, bei
dreien 12,60 und so weiter, und so weiter, bis Sie
50 Stück ausgerechnet haben. Unter Garantie, Sie
sind schon vorher eingeschlafen!" Meyer bedankte sich,
und wir sagten uns Gute Nacht.
Ich war kaum eingeschlafen, als es an meiner
Tür klopfte: „Äallo, machen Sie schnell 'mal auf,
hier ist Wäsche-Meyer!" Ich fragte ganz verschlafen:
„Was ist denn los?" „Ich habe das mit den Lemden
mehrmals überrechnet," sagte Meyer, „aber ich kann
unmöglich für 4,20 Mark reinleinene Äemden liefern,
ich mutz schon 5,40 nehmen, aber dann erste Qualität
mit Kohlsaum." Ich erwiderte: „Das ist doch ganz
einerlei, mit welcher Zahl Sie rechnen, die Kaupt-
sache ist, daß Sie einschlafen!" „Verzeihen Sie nur,
das konnte ich ja nicht wissen, nun will ich's mal
mit den Äernden zu 5,40 versuchen," sagte Meyer
und verschwand.
Ich war kaum wieder eingeschlafen, als ich
sckon wieder geweckt wurde: „§>allo, hier Wäsche-
Meyer! Machen Sie schnell 'mal auf!" Sluf meine
verärgerte Frage: „Jetzt haben Sie mich schon zum
zweitenmal aus dem Schlaf geweckt, was ist den»
nun wieder los?" erwiderte mir Meyer: „Ich habe
das mit de» Äemden zu 5,40 Mark durchgerechnet
und habe 275 Mark 'raus. Nun habe ich noch einen
kleinen Posten halbwollene Damenschlüpfer für
1,95 Mark preiswert abzugebe», soll ich die auch
noch 'mal durchrechnen?" Ich sagte: „Machen Sie,
was Sie wollen, aber lassen Sie mich in Ruhe, sonst
könnte ich 'mal ungemütlich werden!"
Ich legte mich wieder ins Bett, und nun konnte
ich nicht einschlafen und mußte mein Rezept selbst
anwenden: „Ein Damenhemd 5,40 Mark, zwei
Lemden 10,80, drei Stück-" Aber soviel
ich auch rechnete, ich bekam immer nur bei 50 Da-
menhemden 270 Mark 'raus, und Meyer hatte doch
275 Mark! Das ließ mir nun keine Ruhe, gewissen-
haft — wie man nun einmal ist — stand ich auf
und klopfte bei Meyer. Erst nach mehrmaligem
Klopfen öffnete er mir ganz verstört und fragte:
„Brennt's?" „Nein," sagte ich, „mein lieber
Meyer, bei Ihnen muß sich ein Rechenfehler ein-
geschlichen haben. Sie haben sich um fünf Mark
verrechnet I"
Nun wurde er aber wütend: „Am mir das zu
sagen, wecke» Sie mich, wo ich endlich eingeschlafen
bin! Das hätten Sie mir doch auch morgen sagen
können. Sie Klapsmond!" und schlug mir die Tür
vor der Nase zu. And dann hörte ich noch, daß er
mich zu etwas einlud, dem ich natürlich nicht Folge
geleistet habe. L. Reich
150
Der naschhafte Krahn
Das gute Schlafmittel
Vorigen Monat lernte ich in einem Lotel in Köln,
wo ich übernachtete, einen Lerrn Meyer aus Biele-
feld — Leinen en gros — kennen. Wir saßen im
Speisezimmer des Lotels zusammen und unterhielten
uns von der allgemeinen Lage. Er gab auch zwei
Lagen aus und danach noch einen Mokka. Als wir
uns vor meinem Zimmer trennten, sagte Lerr
Meyer: „Nun werde ich wieder nicht einschlafen
können, da ich starken Kaffee getrunken Habel" „Da
habe ich ein glänzendes Rezept," erwiderte ich.
„Wenn Sie im Bett liegen und nicht einschlafen
können, dann müssen Sie eine Rechenaufgabe lösen!
Sie machen doch in Wäsche! also rechnen Sie mei-
netwegen : Wenn ich ein Damenhemd verkaufe, habe
ich 4,20 Mark, bei zwei Äemden 8,40 Mark, bei
dreien 12,60 und so weiter, und so weiter, bis Sie
50 Stück ausgerechnet haben. Unter Garantie, Sie
sind schon vorher eingeschlafen!" Meyer bedankte sich,
und wir sagten uns Gute Nacht.
Ich war kaum eingeschlafen, als es an meiner
Tür klopfte: „Äallo, machen Sie schnell 'mal auf,
hier ist Wäsche-Meyer!" Ich fragte ganz verschlafen:
„Was ist denn los?" „Ich habe das mit den Lemden
mehrmals überrechnet," sagte Meyer, „aber ich kann
unmöglich für 4,20 Mark reinleinene Äemden liefern,
ich mutz schon 5,40 nehmen, aber dann erste Qualität
mit Kohlsaum." Ich erwiderte: „Das ist doch ganz
einerlei, mit welcher Zahl Sie rechnen, die Kaupt-
sache ist, daß Sie einschlafen!" „Verzeihen Sie nur,
das konnte ich ja nicht wissen, nun will ich's mal
mit den Äernden zu 5,40 versuchen," sagte Meyer
und verschwand.
Ich war kaum wieder eingeschlafen, als ich
sckon wieder geweckt wurde: „§>allo, hier Wäsche-
Meyer! Machen Sie schnell 'mal auf!" Sluf meine
verärgerte Frage: „Jetzt haben Sie mich schon zum
zweitenmal aus dem Schlaf geweckt, was ist den»
nun wieder los?" erwiderte mir Meyer: „Ich habe
das mit de» Äemden zu 5,40 Mark durchgerechnet
und habe 275 Mark 'raus. Nun habe ich noch einen
kleinen Posten halbwollene Damenschlüpfer für
1,95 Mark preiswert abzugebe», soll ich die auch
noch 'mal durchrechnen?" Ich sagte: „Machen Sie,
was Sie wollen, aber lassen Sie mich in Ruhe, sonst
könnte ich 'mal ungemütlich werden!"
Ich legte mich wieder ins Bett, und nun konnte
ich nicht einschlafen und mußte mein Rezept selbst
anwenden: „Ein Damenhemd 5,40 Mark, zwei
Lemden 10,80, drei Stück-" Aber soviel
ich auch rechnete, ich bekam immer nur bei 50 Da-
menhemden 270 Mark 'raus, und Meyer hatte doch
275 Mark! Das ließ mir nun keine Ruhe, gewissen-
haft — wie man nun einmal ist — stand ich auf
und klopfte bei Meyer. Erst nach mehrmaligem
Klopfen öffnete er mir ganz verstört und fragte:
„Brennt's?" „Nein," sagte ich, „mein lieber
Meyer, bei Ihnen muß sich ein Rechenfehler ein-
geschlichen haben. Sie haben sich um fünf Mark
verrechnet I"
Nun wurde er aber wütend: „Am mir das zu
sagen, wecke» Sie mich, wo ich endlich eingeschlafen
bin! Das hätten Sie mir doch auch morgen sagen
können. Sie Klapsmond!" und schlug mir die Tür
vor der Nase zu. And dann hörte ich noch, daß er
mich zu etwas einlud, dem ich natürlich nicht Folge
geleistet habe. L. Reich
150
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der naschhafte Krahn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 187.1937, Nr. 4805, S. 150
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg