Fliegende Blätter (187.1937 (Nr. 4796-4822) = 93. Jahrg.)

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Fensterbretter V°»«.

„Wann gehst du denn nun endlich zum Lauswirt, Oskar?"
fragte Frau Otterbein den Gatten.

„Was soll ich denn beim Lauswirt, Emmi?"

„Die Fensterbretter im Wohnzimmer müssen doch erneuert
werden. Das habe ich dir doch schon tausendmal gesagt."

„Tausendmal reicht nicht, Emmi."

„Na also! Warum bist du noch immer nicht bei Lerrn Schliep-
hacke gewesen? Es ist eine Schande, wie die Fenster aussehen. Ich
schäme mich ja vor meinen Kränzchenschwestern."

„Du brauchst ja nur das Kränzchen aufzugeben."

„Ich das Kränzchen aufgeben? Damit ich überhaupt keine Be-
ziehungen zur Außenwelt mehr habe, damit ich eine vollständig Ge-
fangene bin l Nein, mein Lieber,
ich denke gar nicht daran!

Bloß weil du zu feig bist, ein
Wort mit dem Lauswirt zu
sprechen."

„Das ist ein Erbteil, da
kann man nichts machen!"

„Was ist ein Erbteil? Daß
dir der Mut fehlt? Möglich.

Aber ich will gar nicht von
deinen Eltern reden."

„Ich rede ja auch von
deinen Eltern, das heißt von
deiner Mutter. Dein Vater
hat mir immer gesagt, daß die
Emmi so leicht persönlich wird,
das hat sie von der Mutter."

„Eine schöne Gesellschaft
seid ihr, das muß ich sagen.

Ein Mann, der seinen Schwie-
gervater gegen die Familie
aufhetzt!"

„Erlaube mal, was heißt
denn hier aufheyen?"

„Mama hats ja immer ge-
ahnt, was da gespielt wurde,
wenn ihr zwei im Lerrenzim-
mer saßt und die besten Stücke
aus dem Weinkeller durch die
Gurgel jagtet. Emmi, sagte sie
immer, Männer sind ein trau-
riges Kapitel. Aber wenn du
einen hast, halt ihn fest — es
kommt doch nie was besseres
nach. Im übrigen hat es gar
keinen Zweck, daß du fortwäh-
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rend vom Thema ablenkst. Es handelt sich um die Fensterbretter."

„Schön!" — „Was heißt schön? Ich kann dies Wort nicht leiden.
Damit ziehst du dich immer unverbindlich aus der Affäre, du — du
Duckmäuser!" — „Na, schön!" — „Was soll dies dämliche ,schöw?"

„Schön ist so ein Ausdruck, Lerzchen. Duckmäuser ist ja schließ-
lich auch ein Ausdruck." — „Aber du hast ihn verdient."

„Richtig, und du hast den Ausdruck schön nicht verdient, willst

du wohl sagen?" — „Also gehst du nun oder-— ?"

„Ja, weißt du genau, daß der Lauswirt für die Fensterbretter
verantwortlich ist?"

„Natürlich weiß ich das! Alles, was von außen ins Laus hinein-
führt, ist Sache des Lausbesitzers, z. B. Wasser- und Gasleitungen,
Schornsteine-"

„Schornsteine? Die führen doch eher aus dem Laus hinaus."

„Man kann auch sagen, sie
führen hinein. Das kommt auf
den Standpunkt an."

„Das kommt nicht auf den
Standpunkt an! And auf jeden
Fall führen Fenster weder
hinein noch hinaus. Ich wüßte
nicht, was Fenster hineinführen
— außer Fassadenkletterern.
Fenster sind kein normaler Zu-
gang, und infolgedessen ist es
eine Schönheitsreparatur,
wenn sie erneuert werden, und
Schönheitsreparaturen
braucht der Lauswirt nicht
machen zu lassen, wenigstens
nicht ohne weiteres."

„Mit deiner Silbenstecherei
kommst du mir nicht aus, mein
Lieber! Ich frage dich zum

letztenmal-—"

In diesem Augenblick läutete
es energisch. Draußen stand
ein Lehrling in einem weißen
Kittel.

„Ich komme vom Lauswirt.
Er läßt fragen, wann es den
Lerrschaften angenehm ist. Die
Fensterbretter sollen gestrichen
werden."

„Was—was?" blieb Frau
Emmi das Erstaunen im Lalse
stecken.

„Ich war nämlich schon
vor vier Wochen bei Lerrn
Schliephacke, Emmi."

Renngewinn „Großartig! Onkel Adolars Gaul macht das

Rennen — das bedeutet Geld für mich."

„Last du denn auf ihn gesetzt?"

„Nee — aber in seiner Freude wird Onkelchen sich anpumpen lassen."