Schwierigkeiten
mit einem Weihnachtsaeschenk
sic nicht mal IN Anspruch nehmen
sollte? dachte Scherbel. Susemihls
waren auch sofort bereit, zu helfen.
„91bcr selbstverständlich muß die Frau
Geinahlin überrascht werden!" sag-
te» sie. „Lassen Sie die Sachen nur
gleich zu uns schaffe», Äerr Scherbel.
Wir haben ohnehin ein Zimmer,
das so gut wie leer ist; da können
sie hineingestellt werden. Dazu trifft
es sich sehr gut, daß wir über Weih-
nachten verreise» — zu unserm ver-
heirateten Sohn. Sie bekommen ei-
nen Schlüssel, und am Weihnachts-
abend führen Sie die Frau Gemahlin
herüber und zeigen ihr die Pracht
und Äerrlichkeit. And wenn Sie nach
den Feiertagen die neuen Möbel
zu Ihnen hinübcrschaffen lassen und
für die alten keinen Play habe»
-nun, dann stellen Sie sie bei
uns ei», bis Sie einen Abnehmer da-
für gefunden haben."
Das war reizend von Suscmihls,
und Max Scherbel benachrichtigte
demgemäß das Möbelhaus Släblein.
Als er dann am 16. Dezember mor-
gens in sein Geschäft ging, mußte
er beim Abschied von der Gattin
sich sehr zwingen, ein teils aeheim-
nis-, teils verheißungsvolles Lächeln
zu unterdrücken: bald würde fein
Weihnachtsgeschenk bei den liebens-
würdigen Nachbarn untergebracht werden. Am zehn Ahr fuhr vor
dem Lause ein Transportwagen vor: Möbelhaus Albert Stäblein.
Leider — diese Möglichkeit hatte eben Scherbel nicht erwogen —
leider stand gerade Frau Amalie am Fenster
bei de» Kaktee». Ihre Neugier erwachte.
Welche Leute im Lause bekamen da etwas
aus dem Möbelhaus Stäblein? And was be-
kamen sie? Das Was wurde Frau Amalie
Scherbel gleich klar, als die beiden ersten
Sessel aus dem Wagen herausgehobcn waren,
und um welche Leute es sich handelte — da-
rüber gab es auch keinen Zweifel, nachdem sie
in den Treppenflur hinausgelauscht und ne-
benan bei Suscmihls die Geräusche des Mö-
beleinzugs vernommen hatte. Sie eilte, nach-
dem diese Gewißheit errungen, sofort wieder
an das Fenster zurück, das weitere Ausladen
zu verfolgen. Nein, so etwas! Susemihls hatten
sich zu Weihnachten eine Saloneinrichtung
gekauft! Diese alten Leute! Was brauchten
denn die sich noch einen Salon zu leisten? Das
war doch lächerlich! Eine Verrücktheit war das!
Männer sollen - sie tun es aber manch-
mal nicht! — immer objektiv urteilen. Frauen
haben das nicht nötig; ja die Subjektivität ihrer
Arteile wird sogar mit Recht an ihnen als rei-
zend gerühmt. Lätte Max Scherbel seine Gat-
tin ersucht: „Bitte, gehe in das Möbelhaus
Ctäblcin und suche dir eine Saloneinrichtung
aus!" — — vielleicht hätte Amalie dann
gerade jene Möbel, die jeyt abgeladen wur-
den, als besonders schön und vortrefflich ge-
wählt. Aber bei andern Leuten sehen die
Dinge, die man gern haben möchte, ganz
Weihnacht bei Zauberers
anders aus, und das ist gut so, denn
sonst würde es noch viel mehr Neid
geben. Frau Scherbel war gleich nnt
ihrem Arteil fertig über die ver-
meintlich von Susemihls erworbenen
Möbel. „Puh, wie geschmacklos!"
sagte sie.
Eine Stunde später traf Frau
Scherbel mit der Frau Lahn aus
dem zweiten und der Frau Vröse
aus dem dritten Stock zusammen.
Auch diese Damen hatten dem in-
teressanten Ausladen der Salonein-
richtung zugeschaut. Da sie aber kein
eigenes Interesse an einer solchen
Einrichtung hatten, waren sie ge-
neigt, freundlicher zu urteile». „Sehr
hübsche Sachen!" sagte Frau Lahn,
und Frau Vröse meinte sogar, das
wäre wirklich etwas Gediegenes
und Geschmackvolles. Amalie Scher-
bel verfocht demgegenüber ihre Mei-
nung mit Eifer. „Aber meine Da-
men, wer wird denn sowas in seine
Wohnung stellen wollen? Ich je-
denfalls nicht!" —
Anschuldig und ahnungslos kam
Max Scherbel an diesem Tage zum
Mittagessen nach Lause. Gerade,
als er den ersten Löffel Suppe nahm,
platzte die Gattin mit der Neuigkeit
heraus: „Denke dir — Susemihls
haben sich eine Saloneinrichtung ge-
kauft! Was den Leuten einfällt-
auf ihre alle» Tage!"
Max Scherbel verschluckte sich; er mußte husten. Als er damit
fertig war, fragte er mit einigem Lerzklopfen: „Wer hat dir denn
das erzählt, Malchen?" (Fortsetzung auf S-ue <v7>
„Wann geht denn die Bescherung los, Lotte?"
„Erst nach dem Essen, Onkelchen."
„Schon faul — dann wird zu fix gegessen."
-105
mit einem Weihnachtsaeschenk
sic nicht mal IN Anspruch nehmen
sollte? dachte Scherbel. Susemihls
waren auch sofort bereit, zu helfen.
„91bcr selbstverständlich muß die Frau
Geinahlin überrascht werden!" sag-
te» sie. „Lassen Sie die Sachen nur
gleich zu uns schaffe», Äerr Scherbel.
Wir haben ohnehin ein Zimmer,
das so gut wie leer ist; da können
sie hineingestellt werden. Dazu trifft
es sich sehr gut, daß wir über Weih-
nachten verreise» — zu unserm ver-
heirateten Sohn. Sie bekommen ei-
nen Schlüssel, und am Weihnachts-
abend führen Sie die Frau Gemahlin
herüber und zeigen ihr die Pracht
und Äerrlichkeit. And wenn Sie nach
den Feiertagen die neuen Möbel
zu Ihnen hinübcrschaffen lassen und
für die alten keinen Play habe»
-nun, dann stellen Sie sie bei
uns ei», bis Sie einen Abnehmer da-
für gefunden haben."
Das war reizend von Suscmihls,
und Max Scherbel benachrichtigte
demgemäß das Möbelhaus Släblein.
Als er dann am 16. Dezember mor-
gens in sein Geschäft ging, mußte
er beim Abschied von der Gattin
sich sehr zwingen, ein teils aeheim-
nis-, teils verheißungsvolles Lächeln
zu unterdrücken: bald würde fein
Weihnachtsgeschenk bei den liebens-
würdigen Nachbarn untergebracht werden. Am zehn Ahr fuhr vor
dem Lause ein Transportwagen vor: Möbelhaus Albert Stäblein.
Leider — diese Möglichkeit hatte eben Scherbel nicht erwogen —
leider stand gerade Frau Amalie am Fenster
bei de» Kaktee». Ihre Neugier erwachte.
Welche Leute im Lause bekamen da etwas
aus dem Möbelhaus Stäblein? And was be-
kamen sie? Das Was wurde Frau Amalie
Scherbel gleich klar, als die beiden ersten
Sessel aus dem Wagen herausgehobcn waren,
und um welche Leute es sich handelte — da-
rüber gab es auch keinen Zweifel, nachdem sie
in den Treppenflur hinausgelauscht und ne-
benan bei Suscmihls die Geräusche des Mö-
beleinzugs vernommen hatte. Sie eilte, nach-
dem diese Gewißheit errungen, sofort wieder
an das Fenster zurück, das weitere Ausladen
zu verfolgen. Nein, so etwas! Susemihls hatten
sich zu Weihnachten eine Saloneinrichtung
gekauft! Diese alten Leute! Was brauchten
denn die sich noch einen Salon zu leisten? Das
war doch lächerlich! Eine Verrücktheit war das!
Männer sollen - sie tun es aber manch-
mal nicht! — immer objektiv urteilen. Frauen
haben das nicht nötig; ja die Subjektivität ihrer
Arteile wird sogar mit Recht an ihnen als rei-
zend gerühmt. Lätte Max Scherbel seine Gat-
tin ersucht: „Bitte, gehe in das Möbelhaus
Ctäblcin und suche dir eine Saloneinrichtung
aus!" — — vielleicht hätte Amalie dann
gerade jene Möbel, die jeyt abgeladen wur-
den, als besonders schön und vortrefflich ge-
wählt. Aber bei andern Leuten sehen die
Dinge, die man gern haben möchte, ganz
Weihnacht bei Zauberers
anders aus, und das ist gut so, denn
sonst würde es noch viel mehr Neid
geben. Frau Scherbel war gleich nnt
ihrem Arteil fertig über die ver-
meintlich von Susemihls erworbenen
Möbel. „Puh, wie geschmacklos!"
sagte sie.
Eine Stunde später traf Frau
Scherbel mit der Frau Lahn aus
dem zweiten und der Frau Vröse
aus dem dritten Stock zusammen.
Auch diese Damen hatten dem in-
teressanten Ausladen der Salonein-
richtung zugeschaut. Da sie aber kein
eigenes Interesse an einer solchen
Einrichtung hatten, waren sie ge-
neigt, freundlicher zu urteile». „Sehr
hübsche Sachen!" sagte Frau Lahn,
und Frau Vröse meinte sogar, das
wäre wirklich etwas Gediegenes
und Geschmackvolles. Amalie Scher-
bel verfocht demgegenüber ihre Mei-
nung mit Eifer. „Aber meine Da-
men, wer wird denn sowas in seine
Wohnung stellen wollen? Ich je-
denfalls nicht!" —
Anschuldig und ahnungslos kam
Max Scherbel an diesem Tage zum
Mittagessen nach Lause. Gerade,
als er den ersten Löffel Suppe nahm,
platzte die Gattin mit der Neuigkeit
heraus: „Denke dir — Susemihls
haben sich eine Saloneinrichtung ge-
kauft! Was den Leuten einfällt-
auf ihre alle» Tage!"
Max Scherbel verschluckte sich; er mußte husten. Als er damit
fertig war, fragte er mit einigem Lerzklopfen: „Wer hat dir denn
das erzählt, Malchen?" (Fortsetzung auf S-ue <v7>
„Wann geht denn die Bescherung los, Lotte?"
„Erst nach dem Essen, Onkelchen."
„Schon faul — dann wird zu fix gegessen."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Weihnacht bei Zauberers" "Wann geht denn die Bescherung los, Lotte?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 187.1937, Nr. 4821, S. 405
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg