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Die Kratzbürste

„Im Gegenteil," sagte Lerr Müller, „wenn
ich erst heiraten wollte, würde» Sie staunen."

„Glaube ich nicht," sagte Illa und blickte ihn
sehr undurchsichtig an.

Lerr Müller war empört. So eine Kratzbürste!
dachte er. sind er fing an. Illa zu zeigen, wie
sehr sie im Unrecht war. — Nur so, dachte er
für sich, nur damit sie erfährt, wie es wäre,
wenn ein richtiger Mann, wenn ein Mann wie

'Aber die Liebe ist ein gefährliches Spiel. Auch
Illa begann Lerrn Müller etwas zu zeigen, näm-
lich, daß eine Kratzbürste für einen Weiberfeind
die einzig richtige Frau ist. Sie zeigte es weniger
mit Worten als mit der Tat, und dabei ergab
sich auch unter anderem, daß eine Kratzbürste
Sammetpsoten haben kann. Schließlich wußte
Äerr Müller nicht mehr, spielte er oder spielte
sie, und war es überhaupt noch ein Spiel. Er
erfuhr die endgültige Wahrheit erst, als er mit
Illa zusammen im Wagen aufs Standesamt fuhr
und zwar nicht als Trauzeuge, sondern als Bräu-
tigam. Immerhin hatte er den Trost, ihr wirklich
einen Mann verschafft zu haben und zwar, wie
er gemeint hatte, einen Weiberfeind.

Und er hatte noch einen Trost; er fand, daß
die Ehe dem Maffengrab offenbar doch bei weitem
vorzuziehen sei, denn er fühlte sich glücklich. Und
mehr als glücklich kann der Mensch schließlich
nicht sein. „Oder Illa?" fragte er.

Illa sagte nichts. Sie konnte auch nichts sagen,
denn sie dachte in einem fort: Verheiratet, ver-
heiratet, verheiratet — mit ihm!

„Wo ist denn mein kleiner Shaker?"

„Aber Frauchen, hier sitzt doch dein kleiner Schäker!"
„Üuatsch. ich ineine den Mirbecker!"

Handlese

n

„Ein ausgezeichnetes Glas, mein Äerr! Sehen Sie mal da drüben
im zweiten Stock die reizende junge Dame an!"

„Die sitzt da wohl für Sie? Vor acht Wochen hat mein Vetter hier
ein Glas gekauft, da haben Sie ihn auch nach der Dame sehen laffen."

Ich verstelle nicht viel von Chiromantie,
Der Kunst, in den Händen zu lesen.

Es heißt ja, sie enthüllt — und wie! —
Des Menschen ganzes Wesen.

Die Lebenslinie ist mal glatt,

Mal zeigt sie eine Knickung,

Und wer den Venusgürtel hat —

Na, das ist eben Schickung!

Die Linien für Herz und Kopf
(Da ist nichts zu beschönigen),

Die sagen uns auf Spitz und Knopf:
So steht es mit demjenigen.

Es liest ein echter Chiromant,

So klar wie Adam Riese,

Die tollsten Sachen aus der Hand,
Sogar gesenkte Füße.

Liebschaften, Brautstand, Darmkatarrh
Und künstlerisches Können
Ist vom Experten klipp und klar
Und restlos zu erkennen.

Ich möcht nur wissen, ob zumeist,

Wer Kapitänsrang inn‘ hat
Und den Atlantik stets bereist,

Die Hapaglinie drlti hat? v

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wo ist denn mein kleiner Shaker?" "Ein ausgezeichnetes Glas, mein Herr!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4830, S. 119

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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