o
„Bei 18 Grad Kälte läßt sie mich jetzt schon eine
halbe Stunde warten. Meine Neigung fängt an,
sich abzukühlen."
Zwei verschiedene Fälle
Generaldirektor Grapentien hat sein Büro verlassen und will
ins Auto steigen, da kommt ein Lerr auf ihn zu. „Verzeihung —
Lerr Generaldirektor Grapentien, nicht wahr? Mein Name ist
Puppel — Lorenz Puppel. Wir sind Schulkameraden gewesen, Lerr
Generaldirektor."
„Lm — was wünschen Sie denn?" fragt Grapentien etwas
ungeduldig.
„Ich will Ihrem Unternehmen eine
Erfindung anbieten."
„Machen Sie das, bitte, schriftlich!
Aber wenden Sie sich nicht an mich,
sondern an die technische Abteilung der
Firma!"
„Das will ich ja grade vermeiden,
Lerr Generaldirektor. Ich möchte Sie
persönlich dafür interessieren. Wir haben
ja einmal in der selben Klasse gesessen
-erinnern Sie sich doch I"
Grapentien zuckt die Achseln. „Be-
dauere! Das ist so lange her, und wir
sind doch immer fünfzig bis sechzig in
der Klasse gewesen. Also schriftlich!
Guten Morgen!" — Der Generaldirek-
tor steigt ins Auto, und der Schofför
braust los.-
Ein paar Wochen später. General-
direktor Grapentien will zum Mittag-
essen nach Lause. Sein Wagen hat nicht
genau vor dem Portal Vorfahren können,
denn da hält gerade ein anderer, ein
fabelhafter Wagen. Daraus ist ein Lerr
gestiegen, der bei dem Pförtner eine
Erkundigung eingezogen hat und nun
auf Grapentien zukommt. „Guten Tag,
Lerr Generaldirektor! Ich heiße Kegel.
Ich glaube, wir sind mal zusammen
zur Schule gegangen — —- erinnere
mich so dunkel. Ich war lange in
Amerika, bin erst seit 14 Tagen wieder
im Lande."
„Und womit kann ich dienen?" fragt
Grapentien.
„Möchte mal vom Geschäft reden.
Es wird Ihnen ja aufgefallen sein: vor-
gestern sind doch durch die Unionbank
größere Käufe von Aktien Ihres Unter-
nehmens erfolgt-das bin ich ge-
wesen."
Generaldirektor Grapentien breitet die Arme aus. „Lallo, der
Kegel! Der alte Schulkamerad Kegel! Aber warum so förmlich,
Mensch? Alter Junge-du mußt gleich mit mir zum Essen
kommen." —on.
Schwierige Wohnungsmiete
„Sie wollen also diese Wohnung
mieten!" sagt der Lausherr. „Laben
Sie Kinder?"
„Nein, Lerr Müller."
„Gut. Laben Sie Lunde?"
„Nein, Lerr Müller."
„Laben Sie ein Klavier?"
„Nein!"
„Eine Nähmaschine?"
„Nein. Aber ich habe einen alten
Teekessel. Der singt bisweilen, wenn
das Wasser kocht. — Loffentlich geniert
Sie das nicht."
Tristan, 1. Akt. In der Reihe vor
mir sitzt ein Ehepaar, das die ganze
Zeit mit Essen beschäftigt ist und fort-
während mit Papier knistert.
Ich beschwere mich zweimal ganz
energisch.
Das Ehepaar nimmt keine Notiz
davon.
Nach der Pause kommen die Leutchen
aber in meine Reihe. Entweder gibt
es jetzt Krach, oder der Mann will sich
entschuldigen.
„Entschuldigen Sie," sagt er, „haben
Sie sich vorhin beschwert?"
Aha! Er will sich also doch ent-
schuldigen.
.Ja."
Da macht der Mann kurz Kehrt.
„Komm, Melitta, dann müssen wir
eine Reihe weiter vor."
Der Llnglückstag
„Was, Lerr Schulze, heute an einem Freitag gehen Sie auf
die Lasenjagd? Ich war immer der Meinung, Sie hielten den Frei-
tag für einen Unglückstag."
„Schon, aber nachts ist mir einge-
fallen, daß es auch ein Unglückstag für
... die Lasen sein könnte!"
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„Bei 18 Grad Kälte läßt sie mich jetzt schon eine
halbe Stunde warten. Meine Neigung fängt an,
sich abzukühlen."
Zwei verschiedene Fälle
Generaldirektor Grapentien hat sein Büro verlassen und will
ins Auto steigen, da kommt ein Lerr auf ihn zu. „Verzeihung —
Lerr Generaldirektor Grapentien, nicht wahr? Mein Name ist
Puppel — Lorenz Puppel. Wir sind Schulkameraden gewesen, Lerr
Generaldirektor."
„Lm — was wünschen Sie denn?" fragt Grapentien etwas
ungeduldig.
„Ich will Ihrem Unternehmen eine
Erfindung anbieten."
„Machen Sie das, bitte, schriftlich!
Aber wenden Sie sich nicht an mich,
sondern an die technische Abteilung der
Firma!"
„Das will ich ja grade vermeiden,
Lerr Generaldirektor. Ich möchte Sie
persönlich dafür interessieren. Wir haben
ja einmal in der selben Klasse gesessen
-erinnern Sie sich doch I"
Grapentien zuckt die Achseln. „Be-
dauere! Das ist so lange her, und wir
sind doch immer fünfzig bis sechzig in
der Klasse gewesen. Also schriftlich!
Guten Morgen!" — Der Generaldirek-
tor steigt ins Auto, und der Schofför
braust los.-
Ein paar Wochen später. General-
direktor Grapentien will zum Mittag-
essen nach Lause. Sein Wagen hat nicht
genau vor dem Portal Vorfahren können,
denn da hält gerade ein anderer, ein
fabelhafter Wagen. Daraus ist ein Lerr
gestiegen, der bei dem Pförtner eine
Erkundigung eingezogen hat und nun
auf Grapentien zukommt. „Guten Tag,
Lerr Generaldirektor! Ich heiße Kegel.
Ich glaube, wir sind mal zusammen
zur Schule gegangen — —- erinnere
mich so dunkel. Ich war lange in
Amerika, bin erst seit 14 Tagen wieder
im Lande."
„Und womit kann ich dienen?" fragt
Grapentien.
„Möchte mal vom Geschäft reden.
Es wird Ihnen ja aufgefallen sein: vor-
gestern sind doch durch die Unionbank
größere Käufe von Aktien Ihres Unter-
nehmens erfolgt-das bin ich ge-
wesen."
Generaldirektor Grapentien breitet die Arme aus. „Lallo, der
Kegel! Der alte Schulkamerad Kegel! Aber warum so förmlich,
Mensch? Alter Junge-du mußt gleich mit mir zum Essen
kommen." —on.
Schwierige Wohnungsmiete
„Sie wollen also diese Wohnung
mieten!" sagt der Lausherr. „Laben
Sie Kinder?"
„Nein, Lerr Müller."
„Gut. Laben Sie Lunde?"
„Nein, Lerr Müller."
„Laben Sie ein Klavier?"
„Nein!"
„Eine Nähmaschine?"
„Nein. Aber ich habe einen alten
Teekessel. Der singt bisweilen, wenn
das Wasser kocht. — Loffentlich geniert
Sie das nicht."
Tristan, 1. Akt. In der Reihe vor
mir sitzt ein Ehepaar, das die ganze
Zeit mit Essen beschäftigt ist und fort-
während mit Papier knistert.
Ich beschwere mich zweimal ganz
energisch.
Das Ehepaar nimmt keine Notiz
davon.
Nach der Pause kommen die Leutchen
aber in meine Reihe. Entweder gibt
es jetzt Krach, oder der Mann will sich
entschuldigen.
„Entschuldigen Sie," sagt er, „haben
Sie sich vorhin beschwert?"
Aha! Er will sich also doch ent-
schuldigen.
.Ja."
Da macht der Mann kurz Kehrt.
„Komm, Melitta, dann müssen wir
eine Reihe weiter vor."
Der Llnglückstag
„Was, Lerr Schulze, heute an einem Freitag gehen Sie auf
die Lasenjagd? Ich war immer der Meinung, Sie hielten den Frei-
tag für einen Unglückstag."
„Schon, aber nachts ist mir einge-
fallen, daß es auch ein Unglückstag für
... die Lasen sein könnte!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bei 18 Grad Kälte läßt sie mich jetzt schon eine halbe Stunde warten. ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4833, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg