Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ergebnis der Preisaufgabe 373 <Nr. 4823)

„Ein Redner"

Wir hatten von den rednerischen Leistungen des Apothekers Roll-
wenzel erzählt, der im öffentlichen Leben einer freundlichen und be-
triebsamen Mittelstadt eine bedeutende Rolle spielt. Er ist ein Mann,
dessen Stimme von Gewicht und in vielen städtischen Angelegenheiten
ausschlaggebend ist. Aber das gilt nur im bildlichen Sinne; seine
körperliche Stimme ist leider schwach; er darf seiner Kehle, obwohl
er sie mit allerlei Mitteln aus seiner Apotheke zu stärken sucht, keine
besonderen Anstrengungen zumuten, lind doch spricht er so gern; bei
jeder Gelegenheit, wo eine Ansprache, ein Nachruf, eine feiernde oder
auch nur eine rein geschäftliche Rede nötig ist, drängt sich der Apo-
theker Rollwenzel immer wieder vor. Da er aber bei der Unzu-
länglichkeit seines Organs nicht wie sonst ein geschickter Redner au
wichtigen Stellen einzelne Wörter durch den Ton hervorhebe» kann,
denn dann würde seine Stimme kläglich überschnappen, sucht er solch
nötiges Lervorheben durch meist dreimalige Wiederholung des ihm
wesentlich scheinenden Wortes zu erreichen. Dabei nun hat es manche
Unfälle gegeben, wenn Rollwenzel im Eifer der Rede nicht merkte,
daß er mit dem Wiederholen eines Wortes eine Stockung bewirkte,
die einem sehr ernst gemeinten Satz für den Augenblick einen lächer-
lichen Sinn gab. Davon hatten wir vier Beispiele gegeben: aus
einer Ansprache an die Zöglinge des Waisenhauses, einer Iubelrede
zu Ehren eines alten Arztes, einem Geschäftsbericht der Spar- und
Darlehenskasse und schließlich einem Lochzeitstoast.

In der Fülle der Einsendungen sind allzu deutliche Anlehnungen
an diese Beispiele oft wiedergekehrt. Manche Einsender haben es
sich dabei sehr leicht gemacht. Wir ließe» zum Beispiel Rollwenzel
zu Ehren des Sanitätsrats Dr. Strubel sprechen: „Mel hat dieser
Arzt bewirkt: Leiden, Leiden, Leiden hat er gelindert — —" Nun
einfach das Wort Leiden durch etwas Aehnliches zu ersetzen, durch
Jammer, Elend, Krankheit — — das bedeutete wirklich keine be-
sondere Leistung. Alle solche Einsendungen mußten natürlich hinter
den mehr originellen Erfindungen zurückstehen.

Humor des Auslandes

Das Neueste aus Schottland

Zwei Männer aus Aberdeen waren zusammen in London. Bei
der Besichtigung der vielen Sehenswürdigkeiten wurden sie natür-
lich auch durstig, und der eine von ihnen ging in eine Bar und er-
hielt einen Schnaps ohne Bezahlung.

„Wie hast du denn das fertiggebracht?" fragte der andere nei-
disch, als sein Freund strahlend zu ihm zurückkehrte.

„Ich habe der Bardame eine lustige Geschichte erzählt, daß sie
sehr darüber lachen mußte und dadurch vergaß, sich von mir das
Getränk bezahlen zu lassen!"

Ebenso aber auch jene Versuche, bei denen ohne jede Berück-
sichtigung der bei dem Redner sestgestellten Eigentümlichkeit einfach
angenommen worden ist, daß es sich um einen Stotterer handele.
Freilich — wenn ein Redner stottert, gibt es immer wieder so alte
komische Fälle, daß er von einer „sau — sau — sauberen Frau" spricht
oder davon, daß der „Bräutigam sich die Ku — Ku — Kurage ge-
nommen" habe, aber das widersprach ja der Voraussetzung. Wer
unsere Preisaufgaben so flüchtig liest, kann nicht auf einen Preis
rechnen.

And schließlich: Von rednerischen Entgleisungen hat es schon zu
Argroßväterzeiten schöne Beispiele gegeben. Alte Scherze aber sollten
auf den besondere» Fall unseres Redners nicht angewendet werden,
wie etwa die altbekannte Aufforderung: „Längt ihn auf, hängt ihn
aus — den Kranz der Ehren!" oder das nicht minder alte Wort:
„Gemeine Bande, gemeine Bande umschlingen uns."

Das Ergebnis:

Erster Preis von 60 Mark:

„Jeder von uns weiß jetzt, was er für sein Vaterland zu tun hat:
meckern, meckern, meckern lassen wir die Spießer."

Einsenderin: Frau Käthe Wegener, Breslau, Bischofswalde 16,
Frau-Lolle-Weg 10.

Zweiter Preis von 30 Mark:

Vortrag im Alpenverein: „Ich allein habe die Nordwand be-
zwungen! Schwindel, Schwindel, Schwindel kenne ich nicht-*

Einsenderin: Ledy Litschmann, München, Mandlstraße 9.

Dritter Preis von 20 Mark:

Rede auf einem Winzerfest: „And so ist dieser edle Wein sauer,
sauer, sauer verdient worden in täglicher harter Arbeit."
Einsenderin: Elfriede Deich mann, Velbert/Rhld., Rordstr. 42.

Außerdem sind 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je 3 Mark
verschickt worden.

Der andere sagte kein Wort. Als sie aber an der nächsten Bar
vorbei kamen, ging er hinein, erzählte dem Barmädel auch eine ulkige
Geschichte und sagte am Schluß, als sie sich vom Lachen wieder er-
holt hatte: „Nun haben Sie mir noch Geld herauszugeben,
Fräulein!" * (Hemmets Journal)

Der kleine Schlauberger

„Wer hat denn das ganze Rizinusöl verbraucht?" wunderte sich
der Vater. — „Das habe ich in den Ausguß geschüttet!" sagte Lelmut.
„Junge! Wie bist du denn auf die Idee gekommen?"

„Aber Vater — Marie hat doch gesagt, daß der Ausguß ver-
stopft sei!" (Karikaturen)

oft n'cW

Enuün-

zockslv.

, und

” ver-
_ Ougt
zzsftung

'u&überan|»


Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.

185
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen