Pannenhelfer
„Der Wagen ist ganz neu," sagte ich schüchtern, denn
ich vermutete einen Fachmann in ihm.
„Sind Sie sehr schnell gefahren? Vielleicht haben die
Kolben gefreffen."
„Möglich!" knurrte ich undeutlich, obgleich ich mir nicht
klar war, was denn die Kolben gefreffen haben könnten.
„Ich laffe jetzt noch mal an," sagte der freundliche
Leiser und setzte sich zu Lissi in den Wagen, „halten Sie
mal den Schraubenzieher mit der Spitze an den Motor und
mit dem Griff an die Kerzen. Dann müssen Funken über-
springen. Aber halten Sie das Dings am Lolz, sonst kriegen
Sie 'n Schlag."
„Ich habe schon einen Schlag gekriegt," sagte ich.
Dann ließ er an, aber es sprangen keine Funken über.
„Lm!" sagte der Mann, „keine Funken? Da ist ent-
weder die Batterie oder die Zündspule oder der Konden-
sator oder der Verteiler oder die Kerzen oder irgendwo
ein Kabel defekt."
„Oder? Was kann es sonst noch sein?"
Der Mann zuckte die Achseln.
„Ein Auto besteht aus 12000 verschiedenen Teilen —
durchschnittlich. Manche haben bis zu 32000 Teile. Da ist
es nicht so einfach, das richtige herauszufinden."
„Luch!" schrie Lissi auf, „mein Sommerkleid!" Sie
tauchte ihr Taschentuch in den Benzintank und versuchte
den Oelflecken herauszubringen. Dann zog sie einen Flunsch
und begab sich mit ihrem Badezeug an den kleinen See
zurück.
„Ich komme in einer Stunde wieder," sagte sie. „Viel-
leicht bist du dann startbereit."
Aber Liffi kam nicht wieder. !Ind das war ein Glück,
denn wir hätten sie gar nicht brauchen können. Wir sahen
beide fürchterlich aus. Niemand liegt ungestraft eine Stunde unter
einem Auto und verfolgt alle Kabel.
Schließlich, nach ungefähr zwei Stunden, stieß der Mann einen
Freudenschrei aus.
r
Panik
„Ich Habs!" rief er, „das Kabel an der Zündspule ist losge-
gangen." Er befestigte es mit raschem Griff.
„So, jetzt starten Sie mal."
Wie durch Zauber sprang der Motor sofort an.
„Max, Max, du hast mich nicht aus Liebe, du
hast mich nur zu Trainingszwecken geheiratet!"
„Wie kann ich mich Ihnen erkenntlich zeigen?"
fragte ich.
Mein Leiser putzte sich die Lände am Gras ab.
„Ja," sagte er, „wenn Sie mir vielleicht die Ar-
beitszeit ersetzen wollten, zwei Stunden zu 3 Mark,
macht 6, und die Lose muß in die chemische Reini-
gung — das Lemd rechnen wir nicht! Macht zu-
sammen 15Mark. Sie kommen billig weg. Abschleppen
kann Sie 50 kosten."
Ich zahlte, und wie von selbst war Lissi auch
wieder da.
Dann ging es weiter in den strahlenden Sommer
hinein.
Nach vier Wochen waren wir wieder an derselben
Stelle. Der kleine See schien ganz unbekannt zu
sein.
Als wir vom Baden kamen, sprang der Wagen
nicht an. Aus dem Walde kam nach kurzer Zeit ein
Mann. „Panne?" rief er schon von weitem. Ich er-
kannte ihn sofort. Auch die Bewegung, mit der er
sich den Rock auszog, war unverkennbar.
Ich klappte die Motorhaube hoch. Das Kabel an
der Zündspule war abmontiert.
Ich nahm den Mann beiseite und murmelte etwas
von Polizei. Er entfernte sich auffällig schnell.
Während Lissi frisches Rot auflegte, schraubte ich
das Kabel wieder an, startete — der Motor
sprang an — und fort ging es in den strahlenden
Sommertag.
343
„Der Wagen ist ganz neu," sagte ich schüchtern, denn
ich vermutete einen Fachmann in ihm.
„Sind Sie sehr schnell gefahren? Vielleicht haben die
Kolben gefreffen."
„Möglich!" knurrte ich undeutlich, obgleich ich mir nicht
klar war, was denn die Kolben gefreffen haben könnten.
„Ich laffe jetzt noch mal an," sagte der freundliche
Leiser und setzte sich zu Lissi in den Wagen, „halten Sie
mal den Schraubenzieher mit der Spitze an den Motor und
mit dem Griff an die Kerzen. Dann müssen Funken über-
springen. Aber halten Sie das Dings am Lolz, sonst kriegen
Sie 'n Schlag."
„Ich habe schon einen Schlag gekriegt," sagte ich.
Dann ließ er an, aber es sprangen keine Funken über.
„Lm!" sagte der Mann, „keine Funken? Da ist ent-
weder die Batterie oder die Zündspule oder der Konden-
sator oder der Verteiler oder die Kerzen oder irgendwo
ein Kabel defekt."
„Oder? Was kann es sonst noch sein?"
Der Mann zuckte die Achseln.
„Ein Auto besteht aus 12000 verschiedenen Teilen —
durchschnittlich. Manche haben bis zu 32000 Teile. Da ist
es nicht so einfach, das richtige herauszufinden."
„Luch!" schrie Lissi auf, „mein Sommerkleid!" Sie
tauchte ihr Taschentuch in den Benzintank und versuchte
den Oelflecken herauszubringen. Dann zog sie einen Flunsch
und begab sich mit ihrem Badezeug an den kleinen See
zurück.
„Ich komme in einer Stunde wieder," sagte sie. „Viel-
leicht bist du dann startbereit."
Aber Liffi kam nicht wieder. !Ind das war ein Glück,
denn wir hätten sie gar nicht brauchen können. Wir sahen
beide fürchterlich aus. Niemand liegt ungestraft eine Stunde unter
einem Auto und verfolgt alle Kabel.
Schließlich, nach ungefähr zwei Stunden, stieß der Mann einen
Freudenschrei aus.
r
Panik
„Ich Habs!" rief er, „das Kabel an der Zündspule ist losge-
gangen." Er befestigte es mit raschem Griff.
„So, jetzt starten Sie mal."
Wie durch Zauber sprang der Motor sofort an.
„Max, Max, du hast mich nicht aus Liebe, du
hast mich nur zu Trainingszwecken geheiratet!"
„Wie kann ich mich Ihnen erkenntlich zeigen?"
fragte ich.
Mein Leiser putzte sich die Lände am Gras ab.
„Ja," sagte er, „wenn Sie mir vielleicht die Ar-
beitszeit ersetzen wollten, zwei Stunden zu 3 Mark,
macht 6, und die Lose muß in die chemische Reini-
gung — das Lemd rechnen wir nicht! Macht zu-
sammen 15Mark. Sie kommen billig weg. Abschleppen
kann Sie 50 kosten."
Ich zahlte, und wie von selbst war Lissi auch
wieder da.
Dann ging es weiter in den strahlenden Sommer
hinein.
Nach vier Wochen waren wir wieder an derselben
Stelle. Der kleine See schien ganz unbekannt zu
sein.
Als wir vom Baden kamen, sprang der Wagen
nicht an. Aus dem Walde kam nach kurzer Zeit ein
Mann. „Panne?" rief er schon von weitem. Ich er-
kannte ihn sofort. Auch die Bewegung, mit der er
sich den Rock auszog, war unverkennbar.
Ich klappte die Motorhaube hoch. Das Kabel an
der Zündspule war abmontiert.
Ich nahm den Mann beiseite und murmelte etwas
von Polizei. Er entfernte sich auffällig schnell.
Während Lissi frisches Rot auflegte, schraubte ich
das Kabel wieder an, startete — der Motor
sprang an — und fort ging es in den strahlenden
Sommertag.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Panik" "Max, Max, du hast mich nicht aus Liebe, du hast mich nur zu Trainingszwecken geheiratet!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4844, S. 343
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg