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Altchtnestsche KaufmannsprUfung

Schließlich setzte er die Sonde an, die, wie er glaubte, am sicher-
sten auf des Mannes empfindlichsten Nerv führte: „Bevor wir
schlafen, wollen wir ein bißchen gemütlich plaudern. — Wisse» Sie,
ich habe den Eindruck, daß Sie kein Vertreter von Format sind, wie
ich einen brauche. Ihnen geht was ab. Ihnen fehlt die Kraft, bis
zum letzten Lauch an das Geschäft zu denken."

„Oh,,sagen Sie das nicht!" wurde ihm aus dem Dunkel geant-
wortet. „Ich denke an Ihr Geschäft, als wäre es mein eigenes."

„Mein Geschäft Ihr Geschäft? Werden Sie nicht drollig, Lerr!
Daß Sie Kraft zum kaufmännischen Denken haben, müßten Sie erst
beweisen. Würden Sie zum Beispiel die altchinesische Kaufmanns-
Prüfung bestehen?"

„Gewiß, Lerr Grün-
fraß I Was ein Chinese
als Kaufmann vermag,
das bringe ich auch fertig.

Worin besteht die Prü-
fung?"

„Können Sie eine ganze
Nacht hindurch, im Dun-
keln, mit offenen Augen
über mein Geschäft und
seine Aussichten scharf nach-
denken, gewissermaßen mit
der Inventur im Kopf an-
gefangen, und zwar ohne
sich von irgendwelchen Ein-
drücken stören zu lassen,
gegen alle inneren An-
fechtungen gefeit?"

„Selbstverständlich,

Lerr Grünsraß."

„Gemacht. — Also be-
nutzen wir diese Nacht zu
Ihrer Prüfung. Es soll
unser Schaden nicht sein."

Nach zwanzig Minuten
spürte Grünfraß eine An-
ruhe, als ob der Vertreter

schon schwach geworden wäre. Darum fragte er nach dem Stande
des Denkens.

Aus der Richtung, in der der Vertreter hocken mußte, raschelte
das Leu hellwach und kam die schnelle Antwort: „Ich habe eben
ausgerechnet, wieviel wir verdienen können, wenn wir dem Misch-
futter noch eineinhalb Prozent Muschelkalk zusetzen."

Grünfraß fühlte eine angenehme Beruhigung. „Eine gute Idee!
Vergessen Sie die nicht bis morgen früh und machen Sie so weiter."

Aber die innere Ruhe hielt nicht lange an. Immer wieder drängte
sich das Bild des einsam auf der Landstraße frierenden Wagens in
die Traumwelt des ersten Lalbschlafes. Kaum war eine halbe Stunde
vergangen, wurde Grünfraß erneut von bohrender Angst hochgerissen.
Ihm war, als hätte der Vertreter den Raub des Wagens verschlafen.

Doch die Antwort aus
seine Frage ratterte wie
aus einem Maschinenge-
wehr hervor: „Eben lief
mir eine Ratte den Rücken
hinauf. Da habe ich aus-
gerechnet, was wir sparen
könnten, wenn wir systema-
tisch gegen das Angeziefer
Vorgehen würden."

„Ausgezeichnet, Mann!
Nur so weiter!"

Grünfraß atmete auf
und nickte diesmal ziemlich
fest ein. Aber, sei es, daß
er schlecht gelegen hatte,
sei es, daß ihm eine Ratte
über das Gesicht gelaufen
war, nach einer Stunde
wurde er wieder wach.

„Woran denken Sie?"
fragte er sofort.

„Ich knobele an einer ver-
dammt schwierigen Frage,"
bekam er zur Antwort.
„Kurz bevor ich Ihnen die
Geschichte von der Ratte

„Morgen ist Sonntag, da wollen wir mal ausspan-
nen und mal nichts hören und sehen vom Geschäft."

.Wundervoll, nicht?! Weit und breit keine Blume/

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Morgen ist Sonntag, da wollen wir mal ausspannen ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Frau <Motiv>
Kollegin
Floristin

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4846, S. 375

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