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„Morgen soll ich die Führerscheinprüfung machen;

ich bin furchtbar aufgeregt.'"

„Die werden Sie doch sicher bestehn."

„Aber mein neues Sportkostüm wird nicht fertig!"

Von Erich Körding

Tante Friedet

Jedermann, der Iann kannte, wußte auch um Tante Friede!.
Auch hatte jedermann sie schon kennengelernt. Denn seit unzähligen
Jahren war diese Tante Friede! während mehrerer Wochen im Lerbst
zu Besuch bei Iann. Auch war allgemein bekannt, daß die Tante
über ein erhebliches Bankkonto verfügte. Was übrigens. Gort sei's
geklagt, das einzige Gute an ihr war. Allerdings wog ihr Bank-
konto schwer, vor allem bei einem Mann wie unserem Iann, der in
ständiger Geldknappheit zu leben Pflegte. Daher auch nahm Iann
die ständig wiederkehrenden Besuche der Tante ohne zu murren hin,
ja, er bat jedesmal, wenn die Abschiedsstunde nahte, die Tante, doch
ja im nächsten Jahre wiederzukommen. Was Tante Friede! freund-
lich, wenn auch ein wenig falsch lächelnd, fest versprach. Sobald der
Zug dann außer Sicht war. Pflegte Iann tief und erlöst aufzuatmen.
Gott sei Dank, nun hatte er wieder ein Jahr der Ruhe vor sich.
In ihrem Abteil aber saß Tante Friede!, und sie wußte, daß Iann
nun so erleichtert aufseufzen würde, sie wußte auch, daß Iann in ihr
eigentlich nur ihr Bankkonto so zuvorkommend behandelte. Ach »ein,
die Tante war weiß Gott nicht dumm, im Gegenteil! Daher auch
nützte sie mit einer geradezu diabolischen Freude die Besuche bei
Iann aus. Daher auch steckte sie, sobald sie Ianns Wohnung be-
treten hatte, ihre sehr spitze Rase in alles, redete mit nicht minder

spitzer Zunge
über alles, kriti-
sierte an Iann.
an seinem Le-
benswandel und
seinen Freunden
herum, daß dem
Aermsten Loren
und Sehen ver-
ging.

Eines Abends
nunerschienIann
in der „Kom-
büse", wo wir
am runden Tisch
saßen und Grogs
tranken. Erschien
in recht niederge-

„Am Limmels willen, liebes Fräulein Deandl, schlagener Stim-
is denn Iamsbart »ich mehr modern?" mung zu sein,

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hing wie ein nasses Großsegel bei Flaute auf seinem Stuhl
herum, trank schweigend einen Grog nach dem anderen.

Da wußten wir, daß Iann irgend etwas Schweres erlebt
haben mußte. Dann pflegte er erst mit einer erklecklichen An-
zahl nördlicher Grogs seine Lemmungen hinwegzuspülen. Also
warteten wir. unterhielten uns leise und schonend, warfen hin
und wieder einen prüfenden Blick auf Iann und warteten auf
sein erlösendes Wort. Aber diesmal schien es ihn eklig gepackt
zu haben. In tiefes, finsteres Sinnen versunken, trank er immer
wieder sein Glas leer. Wir wußten. Iann konnte einiges
vertragen, immerhin wurde uns allen allmählich bang um ihn.

Schließlich wurde die Lage unerträglich. Karlchen, der immer
vorlaut war, und den die Neugierde fast erstickte, fragte mit-
leidig, was ihm denn passiert wäre.

Iann sah langsam auf. als ob ein Fremder mit ihm spräche.
Karlchen rückte langsam von ihm ab. während es uns alle
kalt überlief.

„Leute ist der Abreise-Tag von Tante
Friede!!" sagte Iann langsam, als ob
er damit sein eigenes Todesurteil
spräche.

Wir sahen uns kopfschüttelnd
an, während Iann sein Glas
leerte, um wieder in sein

dumpfes Grübeln zu ver
sinken.

Donnerwetter ja, das also
war es! Richtig, wir wußten
es ja alle, daß heute
gewissermaßen Ianns
Freiheitstag war, daß
Tante Friede! ab-
reiste, nein, schon

um die Mit
tagsstunde

abgereist
sein mußte.
Aber warum
dann diese tra-
gische Stimmung
unseres guten Iann?
Sollte es ihm doch nahe
gegangen sein? Sollte
sein weiches Lerz, das wir
alle kannten, ihm so zusetzen?
Ja, Iann hatte viel Gemüt!
Stürmann, der Wirt, war
langsam hinter seiner Theke her-
vorgekommen, war um Iann herum-
geschlichen wie weiland Winnetou,
stellte sich nun neben ihn und legte ihm
sanft seine Pranke auf die Schulter.

„Rimms nicht so schwer, alter
Sailor!" sagte er salbungsvoll.

Iann sah mit dem Blick eines
Bernhardiners zu ihm auf, schien einen
Augenblick lang zu überlegen, um dann
dumpf zu fragen:

„Wieso — wißt ihr denn-?"

„Natürlich wissen wir alle es!" nahm nun Johnny das Wort. Er
räusperte sich, woraus wir entnahmen, daß er nunmehr eine kleine
Rede von Stapel lassen wollte. Johnny hörte sich gern reden. „Lieber
Iann," legte er dann los und dämpfte seine Seemannsstimme, „es
ehrt dich, daß du dir das so zu Lerzen nimmst, wirklich! Nein,
Scherz beiseite" — fügte er ein wenig unbegründet hinzu — „wir
schätzen dich umso höher, da wir genau wissen, was du in den ver-
gangenen Wochen hast überstehen müssen. And wir alle kennen dein

gutes Lerz, wir ahnen, daß-"

Lier mußte Johnny leider eine kleine Pause einlegen, da Karlchen seine
aufkeimende Rührung hinter einem dröhnend trompetenden Schnäuzen
seiner Rase zu verbergen trachtete. Dann fuhr der Redner fort:
„Wir ahnen, daß dein Gemüt trotz allem leidet, auch nun, da deine

so liebe Tante Friede! — dich-hmhm da sie-"

Johnny hatte sich festgelaufen und saß auf dem Trocknen, wie ein
Wattenfischer bei Ebbe. Am diesen uns allen peinlichen Amstand

<Fortse»un, Sttte 39U

Die Bobmannschaft
auf der

Wasserrutschbahn
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Morgen soll ich die Führerscheinprüfung machen; ..." "Die Bobmannschaft auf der Wasserrutschbahn" "Um Himmels willen, ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
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Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Frank, Hugo
Huber, Emmerich
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4847, S. 388

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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