®n Empfehlungsschreiben
Manchmal zurückdenken und mir darum eine bescheidene Bitte nicht
"bel nehmen. Es handelt sich um den Sohn einer Freundin von mir,
den Architekten Oskar Stiebritz in Muggenstedt. Er hat sich jetzt als
Anwärter bei der Königlichen Regierungs-Bauinspektion gemeldet,
aber unter den verschiedenen Bewerbern wird man auf ihn vielleicht
"'chk so aufinerksam, wie die Kenntnisse und Fähigkeiten des jungen
Cannes es verdienen. Darf ich hiermit ein gutes Wort für ihn ein-
igen? Selbstverständlich weiß er nichts von diesem Schreiben. Wenn
b" seiner Bewerbung Ihre liebenswürdige Förderung ihm zuteil
ivlirde, wäre mir das ein Zeichen, daß Sie sich noch gern erinnern an
Ihre Lotte Glasner."
Frau Antonie Stiebritz war zufrieden mit ihrem Diktat. „Nicht
irahr: Lotte ist richtiger? Er wird ja nicht an Charlotte denken.
sond
ern an Lotte."
t Fräulein Glasner nickte nur; sie schrieb Lotte, aber Glasner
kritzelte sie nur flüchtig-der Name würde nicht so leicht heraus-
^ukriegen sein. Sie nahm einen Umschlag, schrieb die Adresse, be-
mühte sich, der lieben Freundin ein gefälliges Lächeln zu zeigen, und
erklärte: „Ich bringe den Brief gleich selber zur Post."
D Limmel — damit war es aber nichts! Die liebe Freundin
war vorsichtig; sie riß den Brief an sich, sprudelte Dank und zog
triumphierend ab. Fräulein Charlotte Glasner blieb halb vernichtet
zurück; schwarze Befürchtungen fielen sie an, und sie sah sich bereits
aut Ende polizeilichen Forschens und Untersuchens vor Gericht gestellt
" wegen versuchter Beschwindlung eines hohen Staatsbeamten.
Die Post arbeitete zuverlässig. Als am nächsten Vormittag der
Regierungs-Kanzleivorstand Lümmel mit dem Einlauf bei dem
§>errn Regierungspräsidenten antrat, legte er ihm mit einem diskret
gemurmelten „Wohl privat!" einen verschlossen gebliebenen Brief
hin. Der Lerr Regierungspräsident kümmerte sich zunächst nicht um
diesen Brief; er nahm ihn erst vor, als er allein war. Da nun feiri
Fkuge dabei war, läßt sich nur auf Grund dessen, was später eintrat,
dermute», was der Lerr Regierungspräsident sich gedacht und viel-
mehr auch vor sich hin gebrummt hat. Etwa dies: „Nanu? Lotte?
Aias für eine Lotte? Basner? Ganzer? — — das kann ja kein
Schwein lesen. Kommt aber vielleicht nicht darauf an-sie mag
w geheiratet haben. Aber Lotte? Lm, wenn es die Lotte wäre, die
damals-- Daß die Weiber doch nie genau schreiben können!
Der Brief sieht aber anständig aus: gebildete Landschrift und sehr
nobles Papier — — hm, es scheint ihr gut zu gehn, der Lotte
Ra ja — — mal sehn!"
Darauf zerriß der Lerr Regierungspräsident jedenfalls den
^rief in ganz kleine Schnitzel. Vorher aber notierte er sich: „Archi-
Mt Oskar Stiebritz, Muggenstedt — Reg.-Bau-Inspektor." Das
^wht fest, denn der Bürodiener Gloppka sah jeden Abend den Notiz-
dlvck auf dem Schreibtisch des Lerrn Regierungspräsidenten mit
einiger Neugier an.
* *
*
Fünf Wochen später — die Behörde ließ sich Zeit; die Sache
war ja kein Lase, der weglaufen konnte! — fünf Wochen später
wurde dem Architekten Oskar Stiebritz in Muggenstedt von der
Königlichen-Regierungs-Bauinspektion mitgeteilt, daß auf Grund
seiner Zeugnisse seiner Bewerbung um zunächst anwartschaftliche
Beschäftigung ftattgegeben sei. Frau Antonie Stiebritz buk eine Torte
und lud ihre liebe Freundin Charlotte Glasner zum Kaffee ein. Aber
Fräulein Glasner konnte nur wenig von der Torte essen, denn ihr
lag ein schweres Rätsel im Magen. Wie war das zugegangen?
Sollte damals der junge Assessor Waldemar von Brandeis das un»
scheinbare Fräulein doch schärfer ins Auge gefaßt haben, und sollte
der Lerr Regierungspräsident das jetzt noch im Gedächtnis haben?
Aber nein — das war ja AnsinnI Der Lerr Assessor hatte damals
sicherlich gar nicht gewußt, daß jenes Fräulein, das eben immer nur
„Fräulein" gerufen wurde, Charlotte oder Lotte hieß, und also konnte
auch jetzt der Lerr Regierungspräsident den ihm jedenfalls ganz
unerklärlichen Brief nicht beachtet haben. Oskar Stiebritz war eben
nur aus sachlichen Gründen berufen worden. Damit beruhigte sich
Fräulein Charlotte Glasner, aber den Dank ihrer lieben Freundin,
der Frau Antonie Stiebritz, mußte sie doch hinnehmen.
Doch die Geschichte hatte ein Nachspiel. Frau Antonie Stieb-
ritz hatte sich zwar sofort bedankt und auch die Torte gebacken, aber
das war noch nicht genug des Lohns. Ihre liebe Freundin Charlotte
hatte ihr einen großen Dienst erwiesen, der den rechten, ordentlichen,
üblichen Lohn verlangte, wie er festgesetzt ist in dem alten Wort:
Andank ist der Welt Lohn. Frau Stiebritz trug in Muggenstedt
eine Geschichte herum, die weiter geraunt und gewispert wurde. Wer
hätte das von dem ältlichen Fräulein Glasner gedacht, das jetzt so
still und harmlos dahin lebte! Mit dem jetzigen Lerrn Regierungs-
präsidenten also hatte sie, als er noch ein junger Assessor war, Be-
ziehungen gehabt, die wirklich sehr vertraulicher Natur gewesen sein
mußten. „Pst! Pst! Ja ja, es ist ganz sicher: es war eine richtige
Liebschaft!"
Als letzte in ganz Muggenstedt bekam endlich auch Fräulein
Charlotte Glasner selbst die Geschichte zu hören. Erst weinte sie sich
gründlich aus, aber dann tat sie das Vernünftigste, was sie tun
konnte: sie kehrte Muggenstedt verachtungsvoll den Rücken. So
schnell zog sie davon, daß sie gar nicht einmal ihr Mobiliar einpackte;
sie gab einem Auktionator den Auftrag, nachher den ganzen Kram
zu versteigern. Dabei kam auch die Visitenkartenschale unter den
Lämmer, aber es ist nicht notiert worden, wer sie erworben hat.
Nur der Preis wurde ausgezeichnet: 3 Mark 50.-
Fräulein Charlotte Glasner zog in eine angenehme Stadt am
Larz. Sie fand eine Wohnung in einem schönen großen Mietshause,
und da dieses gerade zum Verkauf stand, erwarb sie es und legte
damit den größten Teil ihres Vermögens an. Später, in einem ge-
segneten Alter, ist sie sehr froh darüber gewesen, denn ihr bares
Geld schmolz im Verhältnis von einer Billion zu Eins zusammen,
aber das Laus konnte nicht schmelzen.
And das war nun wirklich eine angenehme Folge ihres Brieses
an den Lerrn Regierungspräsidenten Dr. Waldemar von Brandeis.
Warum genügt das Bürsten
mit Wasser nicht?
Diele Leute meinen, daß Mundspülen und Bürsten mit Wasser genüge,
um die Jahne schön zu erhalten. Das ist ein Irrtum. Dauernd sehen
sich an den Jahnen Kittstoffe an, die allmählich zur Bildung von Zahn-
stein führen. Man braucht also eine Zahnpasta, die nicht nur mechanisch
säubert, sondern auch den Ansatz von Zahnstein verhindert. Das tut
Nivea-Iahnpasta. Wer Nivea-Iahnpasta regelmäßig benutzt, bewahrt
sich das natürliche Weiß seiner Zähne.
40 Pf. die große Tube
25 Pf. die kleine Tube
Bei Anfragen oder Bestellungien wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
25
Manchmal zurückdenken und mir darum eine bescheidene Bitte nicht
"bel nehmen. Es handelt sich um den Sohn einer Freundin von mir,
den Architekten Oskar Stiebritz in Muggenstedt. Er hat sich jetzt als
Anwärter bei der Königlichen Regierungs-Bauinspektion gemeldet,
aber unter den verschiedenen Bewerbern wird man auf ihn vielleicht
"'chk so aufinerksam, wie die Kenntnisse und Fähigkeiten des jungen
Cannes es verdienen. Darf ich hiermit ein gutes Wort für ihn ein-
igen? Selbstverständlich weiß er nichts von diesem Schreiben. Wenn
b" seiner Bewerbung Ihre liebenswürdige Förderung ihm zuteil
ivlirde, wäre mir das ein Zeichen, daß Sie sich noch gern erinnern an
Ihre Lotte Glasner."
Frau Antonie Stiebritz war zufrieden mit ihrem Diktat. „Nicht
irahr: Lotte ist richtiger? Er wird ja nicht an Charlotte denken.
sond
ern an Lotte."
t Fräulein Glasner nickte nur; sie schrieb Lotte, aber Glasner
kritzelte sie nur flüchtig-der Name würde nicht so leicht heraus-
^ukriegen sein. Sie nahm einen Umschlag, schrieb die Adresse, be-
mühte sich, der lieben Freundin ein gefälliges Lächeln zu zeigen, und
erklärte: „Ich bringe den Brief gleich selber zur Post."
D Limmel — damit war es aber nichts! Die liebe Freundin
war vorsichtig; sie riß den Brief an sich, sprudelte Dank und zog
triumphierend ab. Fräulein Charlotte Glasner blieb halb vernichtet
zurück; schwarze Befürchtungen fielen sie an, und sie sah sich bereits
aut Ende polizeilichen Forschens und Untersuchens vor Gericht gestellt
" wegen versuchter Beschwindlung eines hohen Staatsbeamten.
Die Post arbeitete zuverlässig. Als am nächsten Vormittag der
Regierungs-Kanzleivorstand Lümmel mit dem Einlauf bei dem
§>errn Regierungspräsidenten antrat, legte er ihm mit einem diskret
gemurmelten „Wohl privat!" einen verschlossen gebliebenen Brief
hin. Der Lerr Regierungspräsident kümmerte sich zunächst nicht um
diesen Brief; er nahm ihn erst vor, als er allein war. Da nun feiri
Fkuge dabei war, läßt sich nur auf Grund dessen, was später eintrat,
dermute», was der Lerr Regierungspräsident sich gedacht und viel-
mehr auch vor sich hin gebrummt hat. Etwa dies: „Nanu? Lotte?
Aias für eine Lotte? Basner? Ganzer? — — das kann ja kein
Schwein lesen. Kommt aber vielleicht nicht darauf an-sie mag
w geheiratet haben. Aber Lotte? Lm, wenn es die Lotte wäre, die
damals-- Daß die Weiber doch nie genau schreiben können!
Der Brief sieht aber anständig aus: gebildete Landschrift und sehr
nobles Papier — — hm, es scheint ihr gut zu gehn, der Lotte
Ra ja — — mal sehn!"
Darauf zerriß der Lerr Regierungspräsident jedenfalls den
^rief in ganz kleine Schnitzel. Vorher aber notierte er sich: „Archi-
Mt Oskar Stiebritz, Muggenstedt — Reg.-Bau-Inspektor." Das
^wht fest, denn der Bürodiener Gloppka sah jeden Abend den Notiz-
dlvck auf dem Schreibtisch des Lerrn Regierungspräsidenten mit
einiger Neugier an.
* *
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Fünf Wochen später — die Behörde ließ sich Zeit; die Sache
war ja kein Lase, der weglaufen konnte! — fünf Wochen später
wurde dem Architekten Oskar Stiebritz in Muggenstedt von der
Königlichen-Regierungs-Bauinspektion mitgeteilt, daß auf Grund
seiner Zeugnisse seiner Bewerbung um zunächst anwartschaftliche
Beschäftigung ftattgegeben sei. Frau Antonie Stiebritz buk eine Torte
und lud ihre liebe Freundin Charlotte Glasner zum Kaffee ein. Aber
Fräulein Glasner konnte nur wenig von der Torte essen, denn ihr
lag ein schweres Rätsel im Magen. Wie war das zugegangen?
Sollte damals der junge Assessor Waldemar von Brandeis das un»
scheinbare Fräulein doch schärfer ins Auge gefaßt haben, und sollte
der Lerr Regierungspräsident das jetzt noch im Gedächtnis haben?
Aber nein — das war ja AnsinnI Der Lerr Assessor hatte damals
sicherlich gar nicht gewußt, daß jenes Fräulein, das eben immer nur
„Fräulein" gerufen wurde, Charlotte oder Lotte hieß, und also konnte
auch jetzt der Lerr Regierungspräsident den ihm jedenfalls ganz
unerklärlichen Brief nicht beachtet haben. Oskar Stiebritz war eben
nur aus sachlichen Gründen berufen worden. Damit beruhigte sich
Fräulein Charlotte Glasner, aber den Dank ihrer lieben Freundin,
der Frau Antonie Stiebritz, mußte sie doch hinnehmen.
Doch die Geschichte hatte ein Nachspiel. Frau Antonie Stieb-
ritz hatte sich zwar sofort bedankt und auch die Torte gebacken, aber
das war noch nicht genug des Lohns. Ihre liebe Freundin Charlotte
hatte ihr einen großen Dienst erwiesen, der den rechten, ordentlichen,
üblichen Lohn verlangte, wie er festgesetzt ist in dem alten Wort:
Andank ist der Welt Lohn. Frau Stiebritz trug in Muggenstedt
eine Geschichte herum, die weiter geraunt und gewispert wurde. Wer
hätte das von dem ältlichen Fräulein Glasner gedacht, das jetzt so
still und harmlos dahin lebte! Mit dem jetzigen Lerrn Regierungs-
präsidenten also hatte sie, als er noch ein junger Assessor war, Be-
ziehungen gehabt, die wirklich sehr vertraulicher Natur gewesen sein
mußten. „Pst! Pst! Ja ja, es ist ganz sicher: es war eine richtige
Liebschaft!"
Als letzte in ganz Muggenstedt bekam endlich auch Fräulein
Charlotte Glasner selbst die Geschichte zu hören. Erst weinte sie sich
gründlich aus, aber dann tat sie das Vernünftigste, was sie tun
konnte: sie kehrte Muggenstedt verachtungsvoll den Rücken. So
schnell zog sie davon, daß sie gar nicht einmal ihr Mobiliar einpackte;
sie gab einem Auktionator den Auftrag, nachher den ganzen Kram
zu versteigern. Dabei kam auch die Visitenkartenschale unter den
Lämmer, aber es ist nicht notiert worden, wer sie erworben hat.
Nur der Preis wurde ausgezeichnet: 3 Mark 50.-
Fräulein Charlotte Glasner zog in eine angenehme Stadt am
Larz. Sie fand eine Wohnung in einem schönen großen Mietshause,
und da dieses gerade zum Verkauf stand, erwarb sie es und legte
damit den größten Teil ihres Vermögens an. Später, in einem ge-
segneten Alter, ist sie sehr froh darüber gewesen, denn ihr bares
Geld schmolz im Verhältnis von einer Billion zu Eins zusammen,
aber das Laus konnte nicht schmelzen.
And das war nun wirklich eine angenehme Folge ihres Brieses
an den Lerrn Regierungspräsidenten Dr. Waldemar von Brandeis.
Warum genügt das Bürsten
mit Wasser nicht?
Diele Leute meinen, daß Mundspülen und Bürsten mit Wasser genüge,
um die Jahne schön zu erhalten. Das ist ein Irrtum. Dauernd sehen
sich an den Jahnen Kittstoffe an, die allmählich zur Bildung von Zahn-
stein führen. Man braucht also eine Zahnpasta, die nicht nur mechanisch
säubert, sondern auch den Ansatz von Zahnstein verhindert. Das tut
Nivea-Iahnpasta. Wer Nivea-Iahnpasta regelmäßig benutzt, bewahrt
sich das natürliche Weiß seiner Zähne.
40 Pf. die große Tube
25 Pf. die kleine Tube
Bei Anfragen oder Bestellungien wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
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