Zeichnung von E, Niemetzer-Moxtcr
2ch schreibe eine „Enten"-Humoreske
Von Josef Robert Larrer
Eines Tages trat ich in das Redaktionszimmer des „Leiteren
Magazins"; der Chefredakteur fragte mich mürrisch:
Ȁast du schon eine ,Enten"-Lumoreske geschrieben?"
^ »Eine,Enten"-Lumoreske? Was ist das? Last du aus deinem
' tQ9Qjin eine Vogelzeitschrift gemacht?" fragte ich erstaunt.
»Laß die armen Witze! Leb sie dir lieber für die Lumoreske auf!
. ,r bringen eine Sondernummer mit lauter Aufsitzern, verstehst
u And du sollst mir eine Lumoreske schreiben, eine ,Ente"! Ich
^serviere dir vier Druckseiten im Magazin. Mach die Sache gut,
""y'g, unterhaltend!"
g 3°' das war etwas für mich! Ich stürmte heim, ich sprang zur
Schreibmaschine, die eben aus der Reparatur gekommen war. Ich
^rgann zu schreiben, ich gröhlte vor Vergnügen, weil ich witzig sein,
du's auslassen, weil ich die liebe Mitwelt zum besten halten
w r'te> im Radiolautsprecher die englische Jazzmusik verstummte,
es zwei Ahr früh und meine,Enten"-Lumoreske fertig geworden.
^ > war mit mir so zufrieden, daß ich sogar im Schlafe noch lachte.
jn ein® /Enten"-Lumoreske war unerhört gut ausgefallen. Ich hatte
» Jne'ner Humoreske eine richtige Zeitung satirisch und parodistisch
^ geahmt; ich hatte einen Leitartikel, ein Feuilleton, politische
Undichten aller Welt, Lokalberichte, Gerichtssaalnotizen, Theater-
ein > ^wberichte, Sportmeldungen, Mitteilungen aus der Gesellschaft,
^vmanfortsetzung, Sensationsberichte und Inserate, ich hatte
j .c "stanzeigen, Vereinsnachrichten, Kochrezepte und einen Brief-
liü " geschrieben: kurz, meine ,Enten"-Lumoreske glich einer wirk-
t|l-Leitung in Miniature, meine Lumoreske war eine kleine Zei-
"g- die nur aus Aufsitzern, aus ,Enten" bestand.
nächste» Tage begab ich mich stolz und zufrieden mit meiner
'n die Redaktion. Noch auf dem Wege sah ich die Blätter
. . in der Tat, ich hatte meine beste Lumoreske feit langer Zeit
9 '""'eben. Zum Beispiel:
bat "^^^st'b Eulalia Schleichegern von und zu Nudelsieb - herrlich! —
!>ch von der Verkühlung ihrer linken Zeigezehe so weit erholt.
daß sie endlich wieder eine ruhige Nacht verbrachte. Sie träumte,
daß sie sich mit Fichtennadeln ein modernes Badetrikot gestrickt habe.
Leute früh hat die Fürstin die entsprechenden Nummern (12, 27, 63)
im kleinen Lotto gespielt . . ."
Oder:
„Verlaufen hat sich mein Freund. Er hört auf den Namen
Bobby. Besondere Kennzeichen: Lerzförmiges Muttermal auf der
Glatze. Er wehrt sich, wenn man ihn küssen will. Der ehrliche Finder
wird gebeten, Bobby in das Wasser zu werfen und dann telephonisch
zu verständigen: Liserl Braun, Telefon: A—42560! Inniger Finder-
lohn zugesichert!"
Fabelhaft, rief ich zu mir selbst. Das mutz einschlagen, die Leser
werden sich vor Vergnügen wälzen. And sollte sich Fräulein Braun,
deren Namen ich aus dem Telefonbuch nahm, ärgern, nun, dann
versteht sie eben keinen Spaß, dann verdient sie ihren Bobby!
Aufgebläht wie ein Olympiasieger betrat ich das Redaktions-
zimmer.
„Chef, hier die,Enten"-Lumoreske!" rief ich. Der Chefredakteur
war tief in Arbeit versunken. Er nickte, ohne aufzublicken, und warf
das Manuskript dem Bilderredakteur auf den Tisch, indem er brummte:
„Schau die Lumoreske durch! Ich habe keine Zeit!"
„And wann kann ich das Lonorar haben?" fragte ich.
„Leute in vierzehn Tagen! Dann erhältst du Lonorar und
Belege!" sagte der Chefredakteur. Ich verließ pfeifend das Redak-
tionszimmer.
Die Tage vergingen; ich machte Schulden. Denn meine,Enten"-
Lumoreske mußte mir ein Extra-Lonorar einbringen. Ich sagte zu
allen meinen Bekannten:
„Wenn Sie sich einmal gut unterhalten, wenn Sie einmal aus
vollem Lalse lachen wollen, kaufen Sie sich die nächste Nummer des
,Leiteren Magazins"! Dort finden Sie die beste Lumoreske, die ich
je geschrieben habe."
Die vierzehn Tage vergingen; ich eilte in die Redaktion. Der
Chef empfing mich grinsend.
„Lallo, ich komme um das Lonorar und die Belege!" rief ich.
Der Chef nickte.
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2ch schreibe eine „Enten"-Humoreske
Von Josef Robert Larrer
Eines Tages trat ich in das Redaktionszimmer des „Leiteren
Magazins"; der Chefredakteur fragte mich mürrisch:
Ȁast du schon eine ,Enten"-Lumoreske geschrieben?"
^ »Eine,Enten"-Lumoreske? Was ist das? Last du aus deinem
' tQ9Qjin eine Vogelzeitschrift gemacht?" fragte ich erstaunt.
»Laß die armen Witze! Leb sie dir lieber für die Lumoreske auf!
. ,r bringen eine Sondernummer mit lauter Aufsitzern, verstehst
u And du sollst mir eine Lumoreske schreiben, eine ,Ente"! Ich
^serviere dir vier Druckseiten im Magazin. Mach die Sache gut,
""y'g, unterhaltend!"
g 3°' das war etwas für mich! Ich stürmte heim, ich sprang zur
Schreibmaschine, die eben aus der Reparatur gekommen war. Ich
^rgann zu schreiben, ich gröhlte vor Vergnügen, weil ich witzig sein,
du's auslassen, weil ich die liebe Mitwelt zum besten halten
w r'te> im Radiolautsprecher die englische Jazzmusik verstummte,
es zwei Ahr früh und meine,Enten"-Lumoreske fertig geworden.
^ > war mit mir so zufrieden, daß ich sogar im Schlafe noch lachte.
jn ein® /Enten"-Lumoreske war unerhört gut ausgefallen. Ich hatte
» Jne'ner Humoreske eine richtige Zeitung satirisch und parodistisch
^ geahmt; ich hatte einen Leitartikel, ein Feuilleton, politische
Undichten aller Welt, Lokalberichte, Gerichtssaalnotizen, Theater-
ein > ^wberichte, Sportmeldungen, Mitteilungen aus der Gesellschaft,
^vmanfortsetzung, Sensationsberichte und Inserate, ich hatte
j .c "stanzeigen, Vereinsnachrichten, Kochrezepte und einen Brief-
liü " geschrieben: kurz, meine ,Enten"-Lumoreske glich einer wirk-
t|l-Leitung in Miniature, meine Lumoreske war eine kleine Zei-
"g- die nur aus Aufsitzern, aus ,Enten" bestand.
nächste» Tage begab ich mich stolz und zufrieden mit meiner
'n die Redaktion. Noch auf dem Wege sah ich die Blätter
. . in der Tat, ich hatte meine beste Lumoreske feit langer Zeit
9 '""'eben. Zum Beispiel:
bat "^^^st'b Eulalia Schleichegern von und zu Nudelsieb - herrlich! —
!>ch von der Verkühlung ihrer linken Zeigezehe so weit erholt.
daß sie endlich wieder eine ruhige Nacht verbrachte. Sie träumte,
daß sie sich mit Fichtennadeln ein modernes Badetrikot gestrickt habe.
Leute früh hat die Fürstin die entsprechenden Nummern (12, 27, 63)
im kleinen Lotto gespielt . . ."
Oder:
„Verlaufen hat sich mein Freund. Er hört auf den Namen
Bobby. Besondere Kennzeichen: Lerzförmiges Muttermal auf der
Glatze. Er wehrt sich, wenn man ihn küssen will. Der ehrliche Finder
wird gebeten, Bobby in das Wasser zu werfen und dann telephonisch
zu verständigen: Liserl Braun, Telefon: A—42560! Inniger Finder-
lohn zugesichert!"
Fabelhaft, rief ich zu mir selbst. Das mutz einschlagen, die Leser
werden sich vor Vergnügen wälzen. And sollte sich Fräulein Braun,
deren Namen ich aus dem Telefonbuch nahm, ärgern, nun, dann
versteht sie eben keinen Spaß, dann verdient sie ihren Bobby!
Aufgebläht wie ein Olympiasieger betrat ich das Redaktions-
zimmer.
„Chef, hier die,Enten"-Lumoreske!" rief ich. Der Chefredakteur
war tief in Arbeit versunken. Er nickte, ohne aufzublicken, und warf
das Manuskript dem Bilderredakteur auf den Tisch, indem er brummte:
„Schau die Lumoreske durch! Ich habe keine Zeit!"
„And wann kann ich das Lonorar haben?" fragte ich.
„Leute in vierzehn Tagen! Dann erhältst du Lonorar und
Belege!" sagte der Chefredakteur. Ich verließ pfeifend das Redak-
tionszimmer.
Die Tage vergingen; ich machte Schulden. Denn meine,Enten"-
Lumoreske mußte mir ein Extra-Lonorar einbringen. Ich sagte zu
allen meinen Bekannten:
„Wenn Sie sich einmal gut unterhalten, wenn Sie einmal aus
vollem Lalse lachen wollen, kaufen Sie sich die nächste Nummer des
,Leiteren Magazins"! Dort finden Sie die beste Lumoreske, die ich
je geschrieben habe."
Die vierzehn Tage vergingen; ich eilte in die Redaktion. Der
Chef empfing mich grinsend.
„Lallo, ich komme um das Lonorar und die Belege!" rief ich.
Der Chef nickte.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"So ein Schuft!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4851, S. 39
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg