Juristische Auskünfte
ein berauschender Trank, der alle Zungen in Bewegung setzte. Wer
mochte der insolvente Geschäftsmann sein? Wer in Pritzbrück lag so
schief, wem ging es so dreckig, wer pfiff derart auf dem letzten Loch?
And wer, o Äimmel, war die unglückliche Ehefrau? Dutzende von
Kaffeegesellschaften wurden zur Besprechung dieser pikanten Frage
einberusen. Ja, das war eine Sache! Schon unendlich lange hatte es
in Pritzbrück keine Scheidung gegeben, und nun durfte man auf eine
hoffen und würde mit dem herrlichsten Anterhaltungsstoff versorgt
sein. Aebrigens: einige Ehemänner mit nicht ganz reinem Gewissen
fingen an zu grübeln, ob nicht gar die eigene Gattin sich Auskunft
heischend an den „Abendboten" gewendet habe. Sie gingen in fich
und beschlossen, sich eines befferen Wandels zu befleißigen, und so
hatte jene Auskunft auch eine recht wohltätige Folge.
Aber eine ganz andere Folge sollte sie für den „Abendboten"
selbst haben. Die Rechtsanwälte Dr. Cyliax und Dr. Knabe verdroß
mit Recht der Satz: „Sie müssen sich wohl oder Übel einen Anwalt
nehmen." Die Wendung „wohl oder übel" — Oskar Schnabel hatte
sie hinzugefügt — war ja eine Gemeinheit. Da mußte etwas geschehen.
Sie setzten sich, wieder bei einer freundschaftlichen Flasche Wein,
zu gemeinsamer Beratung hin. Die Flasche reichte nicht; sie nahmen
noch eine zweite, und dann hatten sie es: sie erfanden einen treuen
Leser des „Pritzbrücker Abendboten", der von diesem zuverlässigen
Blatt eine Auskunft erbat. Zweckmäßigerweise trat dieser erfundene
Leser als ein Handlungsgehilfe auf.
Der Redakteur Cornelius Schnabel war entzückt, daß nun auch
aus dem Leserkreise eine Anfrage kam. Der „Laie und die Rechts-
pflege" half ihm, und dann erschien diese Auskunft: „Landlungsge-
hilfe. In der Klage gegen Ihren Prinzipal wegen ungerechtfertigter
Entlassung find Sie unterlegen und wollen auch aus Berufung ver-
zichte», aber in dem Ihnen zugestellten Arteil ist der Tatbestand in
einer Einzelheit nicht richtig dargestellt. Anter den Gründen zur
Entlassung führt das Arteil auch an, daß Sie dreimal vorzeitig das
Kontor verlassen hätten. Diesen Vorwurf hat Ihr Prinzipal aber
zurückgenommen, indem er auf Erinnern zugeben mußte, daß er
selbst in den in Frage kommenden Fällen Sie zur Post geschickt
hatte. Es liegt also ein Versehen des erkennenden Richters vor.
Wir raten Ihnen, einen sogenannten ,Antrag auf Berichtigung des
Tatbestandes eines Arteils' einzureichen oder beim Gerichtsschreiber
des Amtsgerichts zu Protokoll zu geben. Es wird dann Termin
angesetzt, zu dem Sie auch den Beklagten laden müssen."
So, da stand es Schwarz auf Weiß. Was man Schwarz auf
Weiß besitzt, kann man getrost nach Lause tragen. Der Rechtsan-
walt Dr. Cyliax behielt aber seine Nummer des „Pritzbrücker Abend-
boten" in der Tasche, und als er mit Amtsgerichtsdirektor Kegel,
dem Lerrscher des Pritzbrücker Amtsgerichts, zusammen kam, holte
er sie wie zufällig heraus und nahm sich die Freiheit zu einigen
scherzhaften Bemerkungen, die so geschickt waren, daß der Amtsge-
richtsdirektor Kegel es für nötig hielt, ein kaudinisches Joch auszu-
richten, durch das der „Abendbote" kriechen sollte. Drei Tage später
brachte denn auch das Blatt diese Erklärung: „Am irrigen Mei-
nungen vorzubeugen, die sich an unsere juristische Auskunft unter
,Landlungsgehilfe" Nr. 82 unseres Blattes knüpfen könnten, erklären
wir ausdrücklich, daß sich der Fall nicht auf das hiesige Amtsgericht
bezieht, bei dem vielmehr niemals eine Berichtigung des Tatbestandes
eines Arteils nötig gewesen ist."
Die Vettern Oskar und Cornelius Schnabel hatten deshalb eini-
gen Krach miteinander. Die Folge war, daß der Redakteur Corne-
lius Schnabel den „Laien und die Rechtspflege" aus der Redaktion
Hinausschmiß, und die Leser des „Pritzbrücker Abendboten" leider
weiterer interessanter juristischer Auskünfte verlustig gingen.
Humor des Auslandes
Guter Rat
„Du siehst ja so unentschlossen aus, Maxe, was ist denn mit
dir los?"
„Ich schwanke noch, ob ich ein Bier oder einen Kognak
nehmen soll!"
„Nimm beides, Maxe, schwanken kannst du ja hinterher!"
(Vara Nöjen)
Licht und Schatten
Er: „Mußt du denil immer von den Schattenseiten der Ehe
sprechen?"
Sie: „Ist das ein Wunder, wo du mich so oft hinters Licht
geführt hast?" * (Lektyr)
Genau wie vorher
Sie waren gerade von der Reise zurückgekommen, und er fragte:
„Nun, Emma, ist noch alles genau so, wie es vor der Reise war?"
„Allerdings," antwortete die Gattin kurz, „in der Küche brannte
sogar noch das elektrische Licht, das du nicht ausgemacht hattest!"
(Morgenbladet)
Ping-Pong
Während der Kochkunstausstellung in San Franzisko stempelt die
amerikanische Post die Briese mit kurze» Kochrezepten ab.
Wer in dieser Zeit einen Liebesbrief schreibt und zufällig den
Mayonnaise-Stempel bekommt, der findet die Geliebte ganz
gerührt.
Im englischen Oberhaus ist beantragt worden, Margarine durch
Zusatz einer unschädlichen blauen Farbe kenntlich zu machen, so daß
sie jederzeit von Butter unterschieden werden kann.
Man wird in England in Zukunft das Brot nicht mehr streichen,
sondern anstreichen.
In Amerika sind jetzt Damenstrümpfe erfunden worden, die an
Stelle der hinteren Naht einen Reißverschluß tragen
Die Damenmode wird immer - gerissener.
indung
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liei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sicli gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
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ein berauschender Trank, der alle Zungen in Bewegung setzte. Wer
mochte der insolvente Geschäftsmann sein? Wer in Pritzbrück lag so
schief, wem ging es so dreckig, wer pfiff derart auf dem letzten Loch?
And wer, o Äimmel, war die unglückliche Ehefrau? Dutzende von
Kaffeegesellschaften wurden zur Besprechung dieser pikanten Frage
einberusen. Ja, das war eine Sache! Schon unendlich lange hatte es
in Pritzbrück keine Scheidung gegeben, und nun durfte man auf eine
hoffen und würde mit dem herrlichsten Anterhaltungsstoff versorgt
sein. Aebrigens: einige Ehemänner mit nicht ganz reinem Gewissen
fingen an zu grübeln, ob nicht gar die eigene Gattin sich Auskunft
heischend an den „Abendboten" gewendet habe. Sie gingen in fich
und beschlossen, sich eines befferen Wandels zu befleißigen, und so
hatte jene Auskunft auch eine recht wohltätige Folge.
Aber eine ganz andere Folge sollte sie für den „Abendboten"
selbst haben. Die Rechtsanwälte Dr. Cyliax und Dr. Knabe verdroß
mit Recht der Satz: „Sie müssen sich wohl oder Übel einen Anwalt
nehmen." Die Wendung „wohl oder übel" — Oskar Schnabel hatte
sie hinzugefügt — war ja eine Gemeinheit. Da mußte etwas geschehen.
Sie setzten sich, wieder bei einer freundschaftlichen Flasche Wein,
zu gemeinsamer Beratung hin. Die Flasche reichte nicht; sie nahmen
noch eine zweite, und dann hatten sie es: sie erfanden einen treuen
Leser des „Pritzbrücker Abendboten", der von diesem zuverlässigen
Blatt eine Auskunft erbat. Zweckmäßigerweise trat dieser erfundene
Leser als ein Handlungsgehilfe auf.
Der Redakteur Cornelius Schnabel war entzückt, daß nun auch
aus dem Leserkreise eine Anfrage kam. Der „Laie und die Rechts-
pflege" half ihm, und dann erschien diese Auskunft: „Landlungsge-
hilfe. In der Klage gegen Ihren Prinzipal wegen ungerechtfertigter
Entlassung find Sie unterlegen und wollen auch aus Berufung ver-
zichte», aber in dem Ihnen zugestellten Arteil ist der Tatbestand in
einer Einzelheit nicht richtig dargestellt. Anter den Gründen zur
Entlassung führt das Arteil auch an, daß Sie dreimal vorzeitig das
Kontor verlassen hätten. Diesen Vorwurf hat Ihr Prinzipal aber
zurückgenommen, indem er auf Erinnern zugeben mußte, daß er
selbst in den in Frage kommenden Fällen Sie zur Post geschickt
hatte. Es liegt also ein Versehen des erkennenden Richters vor.
Wir raten Ihnen, einen sogenannten ,Antrag auf Berichtigung des
Tatbestandes eines Arteils' einzureichen oder beim Gerichtsschreiber
des Amtsgerichts zu Protokoll zu geben. Es wird dann Termin
angesetzt, zu dem Sie auch den Beklagten laden müssen."
So, da stand es Schwarz auf Weiß. Was man Schwarz auf
Weiß besitzt, kann man getrost nach Lause tragen. Der Rechtsan-
walt Dr. Cyliax behielt aber seine Nummer des „Pritzbrücker Abend-
boten" in der Tasche, und als er mit Amtsgerichtsdirektor Kegel,
dem Lerrscher des Pritzbrücker Amtsgerichts, zusammen kam, holte
er sie wie zufällig heraus und nahm sich die Freiheit zu einigen
scherzhaften Bemerkungen, die so geschickt waren, daß der Amtsge-
richtsdirektor Kegel es für nötig hielt, ein kaudinisches Joch auszu-
richten, durch das der „Abendbote" kriechen sollte. Drei Tage später
brachte denn auch das Blatt diese Erklärung: „Am irrigen Mei-
nungen vorzubeugen, die sich an unsere juristische Auskunft unter
,Landlungsgehilfe" Nr. 82 unseres Blattes knüpfen könnten, erklären
wir ausdrücklich, daß sich der Fall nicht auf das hiesige Amtsgericht
bezieht, bei dem vielmehr niemals eine Berichtigung des Tatbestandes
eines Arteils nötig gewesen ist."
Die Vettern Oskar und Cornelius Schnabel hatten deshalb eini-
gen Krach miteinander. Die Folge war, daß der Redakteur Corne-
lius Schnabel den „Laien und die Rechtspflege" aus der Redaktion
Hinausschmiß, und die Leser des „Pritzbrücker Abendboten" leider
weiterer interessanter juristischer Auskünfte verlustig gingen.
Humor des Auslandes
Guter Rat
„Du siehst ja so unentschlossen aus, Maxe, was ist denn mit
dir los?"
„Ich schwanke noch, ob ich ein Bier oder einen Kognak
nehmen soll!"
„Nimm beides, Maxe, schwanken kannst du ja hinterher!"
(Vara Nöjen)
Licht und Schatten
Er: „Mußt du denil immer von den Schattenseiten der Ehe
sprechen?"
Sie: „Ist das ein Wunder, wo du mich so oft hinters Licht
geführt hast?" * (Lektyr)
Genau wie vorher
Sie waren gerade von der Reise zurückgekommen, und er fragte:
„Nun, Emma, ist noch alles genau so, wie es vor der Reise war?"
„Allerdings," antwortete die Gattin kurz, „in der Küche brannte
sogar noch das elektrische Licht, das du nicht ausgemacht hattest!"
(Morgenbladet)
Ping-Pong
Während der Kochkunstausstellung in San Franzisko stempelt die
amerikanische Post die Briese mit kurze» Kochrezepten ab.
Wer in dieser Zeit einen Liebesbrief schreibt und zufällig den
Mayonnaise-Stempel bekommt, der findet die Geliebte ganz
gerührt.
Im englischen Oberhaus ist beantragt worden, Margarine durch
Zusatz einer unschädlichen blauen Farbe kenntlich zu machen, so daß
sie jederzeit von Butter unterschieden werden kann.
Man wird in England in Zukunft das Brot nicht mehr streichen,
sondern anstreichen.
In Amerika sind jetzt Damenstrümpfe erfunden worden, die an
Stelle der hinteren Naht einen Reißverschluß tragen
Die Damenmode wird immer - gerissener.
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liei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sicli gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
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