Fliegende Blätter (189.1938 (Nr. 4849-4874) = 94. Jahrg.)

Kinkerlitzchen

Bei einem Kochwettbewerb in Sydney
erhielt vor einigen hundert Frauen den
ersten Preis ein Mann, Mr. L. Duck-
worth. Er ist aber nicht etwa Koch von
Beruf, sondern hat nur fünf Monate
lang Kochunterricht bei feiner Frau
gehabt.

Dem Manne kann man zu der Frau
gratulieren. Der Frau aber wohl weniger
zu dem Mann.

New 'Dorker Modefachleute empfehlen
den amerikanischen Damen, die Finger-
nägel jetzt nicht mehr blutrot, gelb, bläu-
lich oder sonstwie zu lackieren, sondern
kreideweiß, was eine überraschende Wir-
kung ergebe.

Noch mehr überraschen würde es
zweifellos, wenn die amerikanischen Da-
men den Fingernägeln einmal die natür-
liche Farbe lassen würden.

In einer amerikanischen Statistik sind
diese beiden Angaben nebeneinander
geraten: Im vorigen Jahre bestanden in
den Vereinigten Staaten 75000 Schön-
heitssalons; vor ihren Ehefrauen sind
180000 Männer entflohen.

Dieses wohl nur zufällige Zusammen-
treffen ist fatal für die Schönheitssalons.
Es sieht doch so aus, als seien am Aus-
reißen der Männer schlechte Erfolge der
Echönheitssalons schuld oder allzu hohe
Preise oder gar beides zusammen.

Auf einer Napoleon-Ausstellung im
Pariser Louvre wird ein ausgestopftes
Dromedar zu sehen sein, auf dem Na-
poleon während des ägyptischen Feldzugs
geritten sein soll.

„Das klingt unglaubwürdig. Napoleon
sitzt auf allen Bildern, die ihn in Aegypten
zeigen, zu Pferde; er wäre wohl kaum
auf ein Dromedar geklettert, da er stets

alle Möglichkeiten vermieden hat, sich in
eine lächerliche Situation zu bringen. Es
wird sich also wohl um einen Schwindel
handeln, der natürlich nicht hindert, daß
auf der Ausstellung das Dromedar ehr-
fürchtig von Kamelen angestaunt wird.

Dem Rechtsanwalt Leo Mitchel, der
als der gerissenste Advokat von Chieago
gilt, weil er noch keinen Prozeß verloren
hat, drückte ein Klient nach gewonnenem
Prozeß vor Freude so kräftig die Land,
daß ei» Finger gebrochen wurde. Darauf
hat ihn Mitchel sofort auf 250000 Dol-
lars Schadenersatz verklagt.

Die Forderung scheint übertrieben
hoch, aber vielleicht ist es der Finger,
um den dieser siegreiche Rechtsanwalt
das Gericht zu wickeln pflegt.

Auf der 11. Jahresversammlung der
Austernzüchter von Australien aß der
71 jährige T. W. Rattigan zehn Dutzend
Austern hintereinander. Er erklärte aber
bekümmert, das sei keine besondere Lei-
stung; früher hätte er ohne Mühe zwanzig
Dutzend Austern gezwungen. Nun merke
er doch, daß er alt werde.

Mr. Rattigan kann froh sein, wenn
es die einzige Alterserscheinung bei ihm
ist, daß er nur zehn Dutzend Austern auf
einmal vertilgen kann.

Die Liliputaner wollen wieder einmal
nach Budapest, dem Sitz ihres Interessen-
verbandes, einenWeltkongreß aller Zwerge
einberufen. Diesmal soll darüber beraten
werden, wie man in allen Staaten der Erde
gesetzliche Verbote der Ausstellung von
Zwergen in Schaubuden erreichen könne.

Die kleinen Herrschaften nehmen sich
viel vor. Alle Regierungen zu solchen
Verboten zu bewegen — das dürfte doch
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