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Zeichnung von M. Bauer

Der Herr im Zylinder V°n I. s. Rvsier

Nicht immer hat einer, der eine» Zylinder trägt, Geld im Sack.
Man stritt, ob dies in diesem besonderen Fall der Fall sei. Dann
beschloß man, es darauf ankommen zu lassen und wenigstens den
Versuch zu wagen.

„Lände hoch!"

„Aber —"

„Lände hoch!"

Der Lerr im Zylinder starrte mehr verwundert als erschrocken
auf zwei Revolvermündungen, die auf ihn gerichtet waren. Zwei
elegante Lerren standen vor ihm. Der Teufel hole die Ansicherheit
auf der Straße um Mitternacht!

„Ich gehe wohl nicht fehl," sagte der Lerr im Zylinder, als er
sich von seiner Aeberraschung erholt hatte, „daß es Ihnen auf mein
Geld ankommt. Ich will Sie nicht unnötig aushalten, Sie habe»
wahrscheinlich heute noch mehr zu tun — bitte, meine Brieftasche
ist in meinem Zylinder."

Mit hohem Schwung lüftete er seinen Lut, holte daraus eine
dicke Brieftasche hervor und überreichte sie den Räubern. And ohne
ihnen Zeit zu lassen, darauf ein Wort zu erwidern, fuhr er fort:

„Noch etwas? Meine Ahr? Meine Zigarettendose? Mein Feuer-
zeug? Ein goldener Füllfederhalter? Bitte sehr!"

Wieder griff er in den Zylinder und förderte das Genannte zu
Tage. Er stopfte es selbst den beiden Banditen in die Tasche, die
mit offenem Mund dastanden und sich von so viel Freundlichkeit
eines Aeberfallenen nicht erholen konnten.

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„Laben Sie keine Kravattennadel?" sagte dann der Bandit, nur
um etwas zu sagen.

„Eine Kravattennadel? Selbstverständlich. Bitte sehr!"

And er zog aus seinem Zylinder eine goldene Kravattennadel und
heftete sie dem Räuber eigenhändig in den Schlips. Dann klopfte er
ihm noch wohlwollend auf die Schulter und sagte:

„Tragen Sie sie gesund, junger Freund!"

„Danke," sagte der Räuber beschämt, und es ist wohl das erste
Mal in der Geschichte der Räuberei überhaupt, daß ein Räuber
Danke sagte. Dies wieder beschämte den Beraubten, und er begann
sogleich, neue Dinge aus seinem Zylinder hervorzuziehen und den
Beiden in die Tasche zu stopfen. Es waren dies eine mehrschwingige
Perlenkette, ein achtkarätiger Brillantring, goldene Manschettenknöpfe
und was derartige Dinge mehr sind, die Räuber gern sehen.

„Noch etwas?" fragte er freundlich.

„Sie sind zu gütig, mein Lerr."

„Mit Nichten! Sie können sich wünschen, was Sie wollen!"

„Ein Schnaps wäre gut auf den Schreck!"

„Auch einen Schnaps können Sie haben," sagte der Lerr im
Zylinder und holte aus dem Zylinder drei wohlgefüllte Schnaps-
gläser, „und jetzt zum Wohl, meine Lerren!"

Sie tranken. Der Korn war gut —

Was jetzt kam, war noch besser.

„Zum Abschied ein Geschenk für die lieben Kinder," sagte der
Aeberfallene und zog aus dem Zylinder ein Paar weiße Tauben und
ein Riesenaquarium mit Goldfischen. „Sie müssen es gut festhalten,

iFvetsetzung Seite 87)
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Und dabei hat der Wirt gesagt, fließendes Wasser ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4854, S. 84

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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